Hauptbahnhof Frankfurt

Neuer Tunnel soll den Fernverkehr beschleunigen

Machbarkeitsstudie für unterirdischen Bahnhof in Frankfurt - Fahrgastverband Pro Bahn verweist mahnend auf Stuttgart 21

16.09.2019 UPDATE: 17.09.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden

Ein neuer Tunnel für Fernzüge unter dem Hauptbahnhof soll das Schienennetz in und um Frankfurt entlasten. Foto: dpa

Von Isabell Scheuplein

Frankfurt. Ein neuer Tiefbahnhof für Frankfurt könnte bundesweit den Zugverkehr beschleunigen. Davon gehen Bundesverkehrsministerium und Deutsche Bahn in ihren Planungen für einen Fernbahntunnel aus, der die Stadt unterqueren und an vier neue Gleise unter dem Hauptbahnhof angeschlossen werden könnte. Zugleich wäre oberirdisch mehr Platz für den Regionalverkehr. Die Planungen für das Milliarden-Projekt nehmen Fahrt auf. Fragen und Antworten dazu.

> Wie sieht das bisherige Konzept aus? Noch ist unklar, wo der Tunnel im Osten beginnen kann. Möglich wäre dies nördlich des Mains im Stadtteil Fechenheim. Die Röhre mit insgesamt zwei Gleisen könnte dann unter der Hanauer Landstraße entlang führen. Oder er könnte südlich des Mains bei Oberrad beginnen, wie Bahn-Experte Gerd-Dietrich Bolte erklärte. Klar ist, dass die Gleise im Westen des Hauptbahnhofs auf die neue Niederräder Brücke führen werden, die bis 2026 fertig sein soll. Der Hauptbahnhof mit seinen täglich rund 450.000 Besuchern soll bestehen bleiben. Darunter soll ein neuer Tiefbahnhof mit vier Gleisen entstehen.

> Was geschieht als nächstes? Zunächst wird eine Machbarkeitsstudie europaweit ausgeschrieben. Voraussichtlich in den ersten drei Monaten 2020 sollen die Experten dann loslegen. Sie untersuchen, ob das Projekt überhaupt realisierbar ist, welche Kosten und welche Auswirkungen auf den Bahnverkehr zu erwarten sind. Bisher rechnet der Bund mit 3,56 Milliarden Euro. Auch mehrere Varianten für den Verlauf des Tunnels werden erwartet. Ergebnisse sollen Anfang 2021 vorliegen, so dass im Frühjahr die Entscheidung fallen kann, wie es weiter geht. Vor 2035 ist allerdings nicht damit zu rechnen, dass der erste Zug den Tunnel passieren kann. Angesichts der Erfahrungen mit anderen Bahn-Projekten erscheint diese vom Bund genannte Zahl ohnehin reichlich optimistisch.

> Welche Vorteile bringt das unterirdische Projekt? Der Frankfurter Hauptbahnhof ist einer der wichtigsten Eisenbahnknoten bundesweit. Zwei Drittel aller Fernzüge müssen den 1888 eröffneten Kopfbahnhof passieren, wo sie der Richtungswechsel wertvolle Zeit kostet. Das gilt auch für die bisherigen Schleifen, die die Züge durch die Innenstadt nehmen müssen, etwa über den Süd-Bahnhof. All dies würde mit dem Fernbahntunnel entfallen. Rechnerisch acht Minuten pro Zug könnte dies sparen - bei der Eisenbahn eine gewaltige Zeitspanne, wie Verkehrsstaatssekretär Enak Ferlemann sagte. Der Regionalverkehr könnte zudem endlich weiter wachsen und sich auf den schon jetzt vorhandenen Gleisen ausbreiten.

> Gibt es Auswirkungen auf bisherige Bauprojekte der Bahn? Thomas Busch vom Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) sprach von einer Jahrhundertchance. Bisher fahren werktäglich rund 2000 Züge für den RMV. Mehr seien zwar nötig, es fehle aber Platz auf den Schienen. Wenn Regional- und Fernverkehr entflechtet würden, könnten die Bahnen auch pünktlicher sein, sagte Busch. Die laufenden Vorhaben wie der Ausbau der S6 werden nach Auskunft von Bund und Bahn trotz des neuen Milliarden-Vorhabens ebenso weitergeführt wie die anstehenden Projekte, darunter der Umbau der B-Ebene im Hauptbahnhof, der kommendes Jahr beginnen soll, oder die seit langem geplante nordmainische S-Bahn.

> Wie sehen Fahrgast-Vertreter Tunnel und Tiefbahnhof? "Damit würde ein Nadelöhr beseitigt", sagte der Landesvorsitzende Thomas Kraft. Von Mannheim nach Fulda und von Köln nach Würzburg etwa wären die Züge damit deutlich schneller unterwegs. Kraft plädierte dafür, den unterirdischen Bahnhof so flexibel auszulegen, dass er auch auf lange Sicht genügend Kapazität habe. Es gelte, Fehler zu vermeiden, wie sie beim Mammut-Projekt Stuttgart 21 gemacht worden seien.

"Wir planen jetzt für das Jahr 2100, und da kann es gut sein, dass später noch zusätzliche Gleise angebunden werden müssen." Er sei optimistisch, dass das Vorhaben umgesetzt werde, sagte Kraft. Denn derzeit sei der Druck auf die Politik sehr groß, im Verkehrssektor für mehr Klimaschutz zu sorgen.

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