Professor Rainer Klein lehrt in der Dualen Hochschule Mosbach. Foto: Ulla Brinkmann
Von Matthias Kros
Mosbach. Professor Rainer Klein ist Leiter des Studiengangs Mechatronik/Elektromobilität an der Dualen Hochschule Mosbach.
Herr Klein, was fahren Sie für ein Auto?
Ich fahre derzeit einen Plug-in-Hybrid.
Warum kein reines Elektroauto?
Das war eine Kompromisslösung, da ich eine Anhängerkupplung brauche, und die war beim Kauf damals nur bei einem Plug-in-Hybrid zu bekommen. Aber das hat sich ja mittlerweile zum Glück geändert, sodass ich im Frühjahr auf einen Tesla 3 umsteigen werde.
Derzeit wird in Deutschland viel über Elektromobilität diskutiert. Zuletzt beim Autogipfel im Kanzleramt, der im November fortgesetzt werden soll. Was wünschen Sie sich für Ergebnisse?
Dass der Umstieg auf die Elektromobilität endlich konsequent durchgeführt wird. Von den deutschen Herstellern ist bislang nur VW radikal umgeschwenkt, die anderen sind offenbar noch nicht soweit. Viele Aktivitäten waren bislang nicht mehr als ein Alibi.
Aber bedient VW den Massenmarkt? Der jetzt eingeführte Elektrowagen ID.3 kostet ab 35.000 Euro, deutlich mehr als ein konventioneller Golf.
Nicht, wenn Sie die Gesamtkosten kalkulieren, also Anschaffungs- und Betriebskosten. Da schneidet der ID.3 auch bei Berechnungen des ADAC besser ab als ein normaler Verbrenner-Golf.
Warum also tun sich die Hersteller so schwer beim Umstieg?
Die Autobranche ist in Deutschland stark vom Maschinenbau geprägt, dem natürlich ein Bezug zum Elektroauto fehlt. Und natürlich fällt ein Technologiewandel immer schwer. Viele scheuen die Risiken und haben sich bislang nicht getraut, Entscheidungen zu treffen, da es ja die falschen Entscheidungen sein könnten. Also fällen sie lieber gar keine. Aber das kann fatale Folgen haben, denn wenn die E-Autos zunehmend nachgefragt werden, können die Hersteller keine liefern, so ist die aktuelle Situation.
Aber ist der Preis, den wir für den Technologiewandel zahlen nicht zu hoch? Derzeit werden bei Autoherstellern und Zulieferern Tausende Jobs gestrichen.
Der Preis wäre wohl noch höher, wenn wir es nicht machen. Ein Technologiewandel bringt so etwas leider mit sich. Aber wir können uns ihm nicht verschließen. Das wäre fatal.
Aber auch viele Autofahrer zögern mit dem Umstieg. Was hält die Leute ab?
Es gibt noch immer viele Mythen, teilweise wird auch systematisch falsch informiert. Nehmen Sie das Märchen von der angeblich fehlenden Reichweite. Natürlich gab es Zeiten, in denen die Batterien nur 100 Kilometer schafften, aber die sind vorbei, heute sind 500 Kilometer und mehr technisch kein Problem. Außerdem ist der Reichweitenbedarf in Deutschland im Mittel bei nur 50 Kilometern pro Tag, da zuhause und am Arbeitsplatz problemlos nachgeladen werden kann. Warum lassen die Hersteller den Kunden nicht einfach Auswahl was die Kapazität der Batterie angeht? In konventionellen Autos gibt es doch auch Extras gegen Aufpreis.
Der ADAC bemängelt darüber hinaus die fehlende Preistransparenz an den Ladesäulen. Viele Autofahrer tappen da angeblich in die Falle.
Das ist teilweise wirklich chaotisch, ich brauche in Deutschland zum Beispiel noch immer viel zu viele verschiedene Ladekarten und die Ladestationen sind äußerlich oft so unauffällig, dass sie kaum zu finden sind. Zudem zahle ich teilweise dann an ein- und dergleichen Ladesäule ganz unterschiedliche Preise je nachdem welche Ladekarte ich benutze. Kundenfreundlich ist das nicht gerade. Ich stand zum Beispiel einmal an einer Ladesäule in einer Mannheimer Tiefgarage und sollte sie mit einer Handy-App bedienen, obwohl es dort natürlich gar keinen Handyempfang gab.
Gerade haben die Stadtwerke Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen ihre Ladeinfrastruktur unter der einheitlichen Marke Tenk zusammengeschlossen. Ein Weg aus der Misere?
Sicher ist das ein Fortschritt, aber es ist ja nur ein regional begrenztes Projekt. Letztlich habe ich damit nur eine weitere Ladekarte. Wir brauchen in Deutschland insgesamt eine einheitliche Lade-Infrastruktur mit transparenten Preisen. Technisch wäre das kein Problem. Da es trotzdem nicht gemacht wird, ist ein Armutszeugnis.