SAP, BASF, HDCement und Co.

Vier Frauen unter 42 Vorständen

Führungsgremien der Unternehmen bleiben weiter eine Männerdomäne - Ziel von einem Drittel noch weit entfernt

10.07.2017 UPDATE: 11.07.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden

Unterrepräsentiert: Der Anteil von Frauen in den Vorständen von Unternehmen der vier Dax-Familien liegt bei 6,9 Prozent. Vier von 42 Vorständen der acht wichtigsten börsennotierten Unternehmen in der Metropolregion Rhein-Neckar sind Frauen. Foto: dpa

Frankfurt/Heidelberg. (dpa/tv) Frauen kommen in der Topetage der deutschen Wirtschaft nur langsam voran. Zwar stieg der Anteil der Top-Managerinnen in 160 börsennotierten Unternehmen im ersten Halbjahr zum vierten Mal in Folge. Allerdings sind 75 Prozent der Vorstandsgremien weiterhin ausschließlich männlich besetzt, wie aus einer am Montag veröffentlichten Untersuchung des Beratungsunternehmens EY hervorgeht.

Danach arbeiteten in den Unternehmen aus dem Dax, MDax, SDax und TecDax zum 1. Juli insgesamt 47 weibliche Vorstände und damit vier mehr als vor einem halben Jahr. Im Vergleich zum Vorjahr waren es sieben mehr. Der Frauenanteil lag damit bei 6,9 Prozent - vor einem halben Jahr waren es 6,4 Prozent.

Bei fast zehn Prozent liegt der Frauenanteil in den Vorständen von Dax-, MDax- und SDax-Firmen in der Metropolregion Rhein-Neckar. Von 42 Vorstandsmitgliedern in acht Unternehmen (BASF, HeidelbergCement und SAP im Dax, Bilfinger, Fuchs Petrolub und Südzucker im MDax, Heidelberger Druckmaschinen und MLP im SDax) sind vier Frauen. Saori Dubourg ist bei der BASF zuständig für Pflanzenschutz, Bauchemikalien und die Region Europa. SAP hat mit 25 Prozent den höchsten Frauenanteil im Vorstand: Adair Fox-Martin und Jennifer Morgan leiten den weltweiten Vertrieb. Dagmar Steinert ist Finanzvorstand bei Fuchs Petrolub.

Wenn die Zahl der Topmanagerinnen weiter so langsam steige wie im ersten Halbjahr, werde es bis zum Jahr 2040 dauern, bis ein Drittel der Vorstandsposten mit Frauen besetzt sei, hieß es in der Studie.

Zwar arbeiteten viele deutsche Großkonzerne seit geraumer Zeit durchaus erfolgreich daran, Frauen bessere Aufstiegschancen zu ermöglichen, erläuterte EY-Partnerin Ulrike Hasbargen. Das gelinge aber nicht von heute auf morgen. "Es braucht Zeit, bis echte Erfolge sichtbar werden." Vergleichsweise viele Frauen gibt es in der Führungsetage der obersten deutschen Börsenliga. Bei 19 der 30 Dax-Unternehmen sitzt mittlerweile mindestens eine Managerin im Vorstand. In den vergangenen drei Jahren habe sich die Zahl der weiblichen Vorstandsmitglieder von 12 auf 25 mehr als verdoppelt, der Frauenanteil liege inzwischen bei 12,6 Prozent.

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In der zweiten Börsenliga sank die Zahl der Managerinnen in den Vorstandsgremien dagegen seit Anfang des Jahres von neun auf acht, der Anteil ging von 4,3 auf 3,8 Prozent zurück. Wenig besser sieht es bei Unternehmen im TecDax und SDax aus mit einem Anteil von 4,9 beziehungsweise 5,4 Prozent.

Ganz an die Spitze schaffen es in Deutschland die wenigsten Frauen. Gerade einmal drei weibliche Vorstandschefs gab es in den 160 Konzernen Ende des ersten Halbjahres - zwei in einem TecDax-Unternehmen und eine bei einer SDax-Firma.

Deutlich höher ist der Frauenanteil in Aufsichtsräten. Bei den Dax-Konzernen lag er zur Jahresmitte den Angaben zufolge bei 30,2 Prozent. Seit Anfang 2016 gilt für neu zu besetzende Posten in den Kontrollgremien börsennotierter und voll mitbestimmungspflichtiger Unternehmen eine Quote von 30 Prozent. "Was für Aufsichtsräte gilt, das gilt auch für Vorstände: Es gibt genügend Frauen, die das können", argumentierte Hasbargen.

Nach Einschätzung der Organisation FidAR (Frauen in die Aufsichtsräte) funktionieren die freiwilligen Zielvorgaben für Vorstände und andere Führungsebenen nur schlecht. Zum 30. Juni mussten rund 3500 börsennotierte oder mitbestimmungspflichtige Unternehmen ihre Zielvorgaben für den Frauenanteil in den Führungsgremien umgesetzt haben.

In den Vorständen von 185 ausgewählten Unternehmen lag der Frauenanteil FidAR zufolge zuletzt gerade mal bei 6,8 Prozent. 65,2 Prozent davon hatten keine weiblichen Vorstände und setzten sich die Zielgröße "Null" für die Topetage. "Es wachsen die Zweifel, ob die Festlegung von Zielgrößen alleine den notwendigen Kulturwandel in den Unternehmen einleiten kann", hieß es in der FidAR-Studie.

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