"Die Einspeisevergütung sollte gesenkt werden"

Waghäusel. Markus Wirth, Vorstand und Unternehmensgründer der Wirsol AG, ist der Meinung, dass Solarstrom auch ohne Subventionen wettbewerbsfähig sein muss

17.08.2012 UPDATE: 17.08.2012 07:57 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden
Ein Solar-'Testpark' in Bruhrain bei Waghäusel. Hier testet Wirsol die verschiedenen Komponenten in der Praxis. Firmenbild
Von Harald Berlinghof

Waghäusel. Anfang 2011 haben Stefan Riel und seine Familie die Koffer gepackt und sind nach Peking gezogen - um dort "im künftig größten Solarmarkt der Welt mitzumischen", wie das Vorstandsmitglied der Wirsol AG sagt. Der große Solarprojektierer aus dem badischen Waghäusel plant, als Anfang, einen Solarpark mit 20 Megawatt Leistung in China zu bauen. Aber Riel ist auch dort hingezogen, um näher bei den Zulieferern zu sein. Denn seit 2008 verbaut Wirsol Photovoltaik-Module der chinesischen Hersteller Yingli und Suntech. "Und die sind genauso gut wie die besten deutschen Module", so Riel. "Die Chinesen produzieren mit deutschen Maschinen dieselbe Qualität wie wir in Deutschland", erläutert Wirtschaftsingenieur Christian Mildenberger. "Die bei einer Photovoltaikanlage eingesetzten Komponenten müssen bankenfähig sein. Geld von der Bank gibt es nur, wenn die Teile einen gewissen Qualitätsstandard haben", so Mildenberger weiter. Gleichzeitig habe man sich dort zusätzlich mit sehr geringen Gewinnmargen zufrieden gegeben, um Marktanteile zu erobern. Möglicherweise habe es auch staatliche Subventionen für die chinesischen Hersteller gegeben. Das wisse man nicht. Jedenfalls stehen die chinesischen Hersteller heute im Gegensatz zu deutschen Modulherstellern glänzend da.

Mit Sovello und Q-Cells hat es bereits wichtige Vorzeigeunternehmen der deutschen Solarbranche erwischt. Der einstige Star in der Solarbranche Solarworlds schreibt tiefrote Zahlen. Doch wenn von einer Krise der deutschen Solarbranche gesprochen wird, sind in erster Linie die Hersteller von Solarmodulen gemeint. Unternehmen, die große Solarparks planen, sie mit ihren Service-Einheiten betreuen oder gar selbst betreiben, befinden sich dagegen auf dem Vormarsch. Bei Wirsol stieg der Umsatz von 160 Millionen Euro im Jahr 2010 auf 317 Millionen Euro in 2011 - bei einem operativen Ergebnis von 18 Millionen Euro.

2007/2008 wollte man bei Wirsol mit deutschen Herstellern einen Direktliefervertrag an den Großhändlern vorbei aushandeln. "Das ist fehlgeschlagen. Deshalb haben wir uns an chinesische Hersteller gewandt. Dort war man einverstanden und heute verbauen wir Module von Suntech und Yingli", sagt Vorstandsmitglied Markus Wirth, der zusammen mit seinem Vater Hans Wirth und Stefan Riel 2003 Wirsol gegründet hat. "Das Erneuerbare Energie Gesetz ist schließlich für die deutsche Energiewende gedacht und nicht zum Schutz der deutschen Hersteller. Vielmehr sollte die Einspeisevergütung weiter abgesenkt werden", sagt Wirth. Solarstrom müsse auch ohne Subvention wettbewerbsfähig sein. Die Vergütung habe die Branche leichtfertig werden lassen.

"Lange war die Solarbranche angebotsbestimmt. Es gab eine höhere Nachfrage nach Solarmodulen, als angeboten wurde und so konnte man alles, was produziert wurde, auch verkaufen. Dann fielen ab 2010 die Preise rasant und der Solarmarkt boomte. Seither haben wir einen Nachfragemarkt. Das Angebot an Modulen wurde größer, es wurde auf Vorrat produziert und ins Lager gelegt. Man hat Überkapazitäten aufgebaut, um Marktanteile an sich zu ziehen. Aufgrund des Preiskampfes auch mit China hat die Hersteller-Branche dann kein Geld mehr verdient. Jetzt ist eine Marktkonsolidierung bei Herstellern nötig, was auch die Zulieferer und die Maschinenbauer betrifft", erklärt Mildenberger.

"Eigentlich ist Solarstrom schon heute in der Nähe der Konkurrenzfähigkeit", rechnet Wirth vor. "Unsere Solarkraftwerke sind auf 20 Jahre kalkuliert. Jedes fossile Kraftwerk kalkuliert man aber mit 40 Jahren Laufzeit." Solange würden Solarmodule jedoch auch ohne nennenswerten Wirkungsgradverlust halten. "Bei einer 40-jährigen Laufzeit kommen unsere Solarparks auch ohne Förderung in die Nähe der Konkurrenzfähigkeit, weil keine Kosten mehr für den ,Treibstoff' entstehen. Die Sonne scheint schließlich umsonst."

Offshore Windkraft ist seiner Meinung nach dagegen zu teuer. "Dort ist die Welt der wenigen Eigentümer und Großverdiener, hier in unseren Solarkraftwerken ist die Welt der vielen Eigentümer und Nutznießer. Wenn ein geeigneter Speicher für Privathaushalte gefunden würde, dann gäbe das eine Revolution. Jeder würde sich seinen Strom mithilfe der Sonne selbst machen", so Wirth.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.