Von Thomas Veigel
Mannheim. Es herrscht Goldgräberstimmung im Ländle. Die Windenergie-Projektierer stürzen sich auf die Flächen, die für den Bau von Anlagen freigegeben werden. Ausgelöst wurde der plötzliche Boom durch die Energiewende. Baden-Württemberg hat die Windkraft jahrelang links liegen lassen, man verließ sich auf die Atom- und Steinkohle-Kraftwerke. Gerade einmal ein Prozent am Stromverbrauch liefern die im Moment genau 400 Anlagen. Damit liegt Baden-Württemberg auf dem letzten Platz in der Liste der Bundesländer. Aber mittlerweile wird kräftig geplant und gebaut, seit die grün-rote Landesregierung im Jahr 2012 den Ausbau der Windkraft auf die Agenda gesetzt hat. Auf zehn Prozent soll der Anteil am Stromverbrauch im Jahr 2020 steigen. Dazu muss die Zahl der Anlagen mehr als verfünffacht werden. Derzeit sind 121 Anlagen im Bau, im laufenden Jahr sind 99 Anträge eingegangen, 58 Windräder wurden bisher genehmigt.
Der Mannheimer Energieversorger MVV ist mit seiner Tochter MVV Wind GmbH ein aktiver Mitspieler im Windgeschäft. Mit mehr als 80 Anlagen erzeugt MVV Strom für über 100 000 Haushalte. Der nächstgelegene MVV-Windpark steht auf dem Hungerberg am nordöstlichen Rand des Pfälzer Waldes. Im Frühjahr 2014 gingen dort zehn Windkraftanlagen mit einer Leistung von je drei Megawatt ans Netz. Die Anlage kann jährlich etwa 80 Millionen Kilowattstunden erzeugen, was rechnerisch rund 23 000 Haushalte versorgt.
Wie MVV-Sprecher Roland Kress der RNZ sagte, ist der Energiekonzern mittlerweile auch in Baden-Württemberg aktiv. In Creglingen ist die MVV an einem Windpark mit insgesamt 10 Anlagen beteiligt, der sich in der letzten Bauphase befindet. In Freudenberg bei Wertheim entwickelt die MVV einen Windpark mit sieben Anlagen. Beide Windparks liegen im Main-Tauber-Kreis, nach dem Schwarzwald die windreichste Region im Land. In der Rhein-Neckar-Region ist die MVV in Sachen Wind noch nicht aktiv, hier würden jetzt erst die Grundlagen für eine Projektentwicklung geschaffen, sagte Kress. In Deutschland ist die Onshore-Windenergie, also die Erzeugung von Strom mit Windrädern an Land, die treibende Kraft und mit einem Anteil von fast neun Prozent die derzeit wichtigste regenerative Energiequelle. Im Jahr 2014 produzierten in Deutschland fast 25 000 Windenergieanlagen mit einer installierten Leistung von gut 38 Gigawatt Strom. Zusammen mit den Offshore-Anlagen in der Nord- und Ostsee - mit einer Leistung von derzeit drei Gigawatt - liegt der Anteil am Strommix in Deutschland bei über acht Prozent. Die Solarenergie liegt bei knapp fünf Prozent.
Die deutsche Industrie ist mit einem jährlichen Umsatz von zehn Milliarden Euro weltweit führend in der Windkraft, die Branche bietet 120 000 Menschen einen Arbeitsplatz.