Hoffenheims Nationalelf-Debütant Nico Schulz darf wiederkommen
Gegentor verschuldet, Siegtor erzielt. Nico Schulz feiert ein erinnerungswürdiges Heimdebüt. Löw lobt seinen ersten Neuling nach dem WM-Debakel und spricht von weiteren Nominierungen. Ob Schulz aber ein Dauerkandidat für hinten links ist, wird sich noch zeigen müssen.

Von Arne Richter und Klaus Bergmann
Sinsheim. Wie ein Glücksritter sah Nico Schulz nicht aus. Die Gemütsverfassung des Siegtorschützen beim 2:1 gegen Peru schwankte so, wie die Leistung bei seiner Premieren-Vorstellung im Trikot der Fußball-Nationalmannschaft. "Aufregend war es", gestand er nach dem bis zur 85. Minute eher mäßigen Debüt. Das Urteil über Schulz war in seinem Heimstadion von 1899 Hoffenheim eigentlich schon gefällt. In dieser Verfassung ist auch er kein Kandidat für Joachim Löws Problemposition in der Abwehr hinten links. Dann kam dem gebürtigen Berliner für eine mildere Beurteilung aber das Glück zur Hilfe.
"Der Torwart kann ihn halten. Aber was soll ich sagen, ich freue mich mega", beschrieb er seinen späten Siegtreffer. Auch seine maßgebliche Beteiligung am Gegentreffer fasste Schulz korrekt zusammen. "Ich kann das besser lösen. Das war ein bisschen ärgerlich", sagte er über seinen missglückten Abwehrversuch gegen Jefferson Farfán und dem folgenden verlorenen Laufduell gegen Torschütze Luis Advíncula.
Hintergrund
Löw nun Bundestrainer mit den meisten Länderspielen und Siegen
Joachim Löw hat einen weiteren Meilenstein als Fußball-Bundestrainer erreicht. Das 2:1 am Sonntag in Sinsheim gegen Peru war sein 167. Länderspiel als Chefcoach der Nationalmannschaft.
Löw nun Bundestrainer mit den meisten Länderspielen und Siegen
Joachim Löw hat einen weiteren Meilenstein als Fußball-Bundestrainer erreicht. Das 2:1 am Sonntag in Sinsheim gegen Peru war sein 167. Länderspiel als Chefcoach der Nationalmannschaft. Damit hat Löw nach offizieller DFB-Rechnung mit Sepp Herberger gleichgezogen, dem ersten deutschen Weltmeister-Trainer von 1954.
Nach Siegen ist Löw schon länger die Nummer eins: Kein weiterer Chefcoach der DFB-Auswahl übertraf die Zahl von 100 Erfolgen. Zudem hat Löw die zweitbeste Erfolgsquote vorzuweisen: Mit ihm als Cheftrainer gewann die deutsche Nationalmannschaft fast zwei Drittel aller Spiele. (dpa/rl)
Trainer: Spiele (Siege) Siegquote
Joachim Löw: 167 (109) 65,3%
Sepp Herberger: 167 (94) 56,3%
Helmut Schön: 139 (87) 62,6%
Berti Vogts: 102 (66) 64,7%
Otto Nerz: 70 (42) 60,0%
Jupp Derwall: 67 (44) 65,7%
Franz Beckenbauer: 66 (34) 51,5%
Rudi Völler: 53 (29) 54,7%
Jürgen Klinsmann: 34 (20) 58,8%
Erich Ribbeck: 24 (10) 41,7%
Schulz war schon vor der WM als mögliche Lösung für hinten links genannt worden. Er bekam von Löw aber keine Einladung für Russland. Nun reihte er sich als Vertreter des erholungsbedürftigen Kölners Jonas Hector als erster Debütant nach dem WM-Debakel in die unendlich lange Liste der Versuchsspieler in der Problemzone der Ära Löw ein.
Der Bundestrainer ließ auch mildernde Umstände walten. "Er hat das Tor gemacht, das war etwas glücklich, aber ich freue mich für ihn. Beim Gegentor kann er den Ball wegschlagen. Mit seinem Engagement und seiner Leistung bin ich zufrieden. Er strahlt eine gute Dynamik aus", sagte Löw und fügte den für Schulz entscheidenden Satz an: "Ich glaube, dass er sich recht gut bei uns einfinden kann in den nächsten Spielen."
Schulz darf also wiederkommen. Genau darauf hatte er gehofft, nachdem ihn Löw schon für besonderen Trainingseinsatz gelobt hatte. "Ich bin keine 18 mehr, dass ich so viele Jahre noch habe. Ich bin jetzt 25 und in einem guten Alter. Die Chancen, die jetzt kommen, muss ich nutzen. Das versuche ich mit jedem Training", sagte Schulz.
In den so wichtigen Herbst-Spielen in der Nations League in den Niederlanden und Frankreich wird Löw eher wieder auf den turnier-erfahrenen Hector bauen oder auf die beim 0:0 gegen die Équipe Tricolore aufgebotene Abwehrkette mit vier Innenverteidigern setzen. Schulz bleibt erstmal Ergänzungsspieler wie auch der lange verletzte Marcel Halstenberg von RB Leipzig, der sich aufdrängende Philipp Max vom FC Augsburg oder WM-Starter Marvin Plattenhardt von Hertha BSC.
Im Gegensatz zur Konkurrenz hat Schulz einen Vorteil. Er kann mit Hoffenheim in der Champions League gegen Manchester City oder Olympique Lyon auf höchstem Niveau Erfahrungen sammeln, die ihm beim Heimdebüt noch fehlten. "Da merkt man, dass es doch etwas anderes ist als der Alltag Bundesliga", merkte Löw zum Schulz-Auftritt an.