Der "tiefere Tiefpunkt"
Die TSG Hoffenheim liefert beim 1:2 in Augsburg den nächsten Offenbarungseid ab und kassiert die dritte Pleite in Serie

Von Achim Wittich
Augsburg/Heidelberg. "Am Tiefpunkt" titelte die RNZ am letzten Spieltag vor der Länderspielpause, als sich die TSG Hoffenheim gegen den Abstiegskandidaten FSV Mainz 05 eine 1:2-Heimniederlage erlaubt hatte. Zwei Wochen später können wir diese Schlagzeile einfach hier hineinkopieren und frei nach Rudi Völler ergänzen: "Dann gibt’s bei euch noch mal einen tieferen Tiefpunkt." Das hatte der damalige Bundestrainer 2003 nach einem 0:0 gegen Island in seinem legendären Wutausbruch-Interview mit Reporter Waldemar Hartmann ("Weißbier-Waldi") die Medienleute ob ihrer Berichterstattung gegeißelt – und wollte von dem "ganzen Sch... dreck" nichts mehr hören.
Baumann: "Das nervt"
Nun, verschweigen können wir den indiskutablen Auftritt von 1899 in der Fuggerstadt leider nicht. Beim 1:2 (0:2) in Augsburg präsentierten sich die Kraichgauer vor allem in der ersten Halbzeit auf eine Art und Weise, die sehr nachdenklich stimmt. Die etwas bessere zweite Hälfte und das kurze Aufbäumen nach dem Anschlusstreffer durch ein Traumtor von Robert Skov in der 86. Minute kann davon nicht ablenken – und es brachte auch verdientermaßen keinen Punktgewinn mehr ein.

Die Augsburger schaukelten ihre 2:0-Führung nach Treffern von Ruben Vargas (8.) und André Hahn (23.) im Verwaltungsmodus über die Zeit. Sieben Spieltage vor Saisonende wäre wohl jeder Hoffenheimer heilfroh, wenn die Runde am Karsamstag schon abgepfiffen worden wäre.
Trainer Sebastian Hoeneß gerät nicht zum ersten Mal vehement in die Fan-Kritik und seine Erklärungsversuche beruhigten die Gemüter in den Sozialen Medien nicht unbedingt. "Es war keine leichte Vorbereitungsphase für uns mit den zahlreichen Abstellungen für die Nationalmannschaft (Anm. der Redaktion: 1899 entsandte 13 Profis). Wir müssen trotzdem anders ins Spiel reinkommen."
Oliver Baumann lieferte dazu den passenden Begleittext: "Die ersten 25 Minuten haben wir verpennt." Deutlicher geht’s nicht.
Ganz einfach hatte es die Mannschaft von Hoeneß-Kollege Heiko Herrlich, um nach fünf verlorenen Heimspielen gegen die TSG wieder in die Erfolgsspur zu kommen. Mit einem langen Ball hebelten die Augsburger beim zweiten Tor die gesamte Defensive ihres Gegners aus und konnten ihr Glück über so viele Freiräume gar nicht fassen. Um kurz vor 16 Uhr waren sie an 1899 vorbeigezogen und belegen jetzt den elften Tabellenplatz vorm Rangzwölften Hoffenheim.

Zum Glück sind die Abstiegskandidaten aus Köln und Bielefeld – Schlusslicht FC Schalke 04 mit zehn Pluspunkten ist für einige Wochen nur noch ein trauriges Beiwerk in der Eliteliga – immer noch sieben Punkte hintendran. Ein Sicherheitsabstand, der trotzdem nicht zu viel Sicherheit geben sollte. Nach drei Niederlagen in Serie und mit den kommenden Gegnern Leverkusen, Leipzig und Mönchengladbach vor der Brust, zitieren wir noch einmal Oliver Baumann: "Wir sind in einer Situation, wo wir auch auf andere Mannschaften und die anderen schauen müssen. Das nervt. Es ist nicht unser Anspruch, aber im Moment ist es so."
Der Dorfklub ist jedenfalls gerade dabei, viel Kredit zu verspielen. Schließlich gilt es, die Anhängerschaft für die "Nach-Corona-Zeit" bei der Stange zu halten. Wie sagte dieser Tage der RNZ-Mitarbeiter zutreffend: "Hoffenheim funktioniert nur mit attraktivem Fußball."
Davon allerdings ist das Team mittlerweile meilenweit entfernt. Und wenn sich dann auch noch Niederlage an Niederlage reiht, funktioniert gar nichts mehr.
Es ist nach außen hin verdächtig ruhig bei "Hoffe". Wie lange noch?