Von Daniel Hund
Rostock. Knapp zehn Stunden im Bus – zusammengepfercht wie die Ölsardinen. Mit guter Laune im Gepäck kann das durchaus Spaß machen. Aber die fehlte, als der SV Waldhof von Samstag auf Sonntag über die A7 tuckerte. Schuld war das Ergebnis, dieses 0:1 (0:1) bei Hansa Rostock, diese dritte Niederlage in Folge. Aus dem goldenen Januar ist ein rabenschwarzer Februar geworden.
Die Horror-Bilanz der "Buwe": Drei Spiele, null Punkte, keine Tore. Noch Fragen?
Man kann sich also vorstellen, wie trist es auf der Heimfahrt von der Ostsee an Rhein und Neckar zugegangen sein muss. Das Schlimme daran: Man hatte auch nicht mehr verdient. Harmlos, harmloser SV Waldhof. Nicht eine echte Torchance sprang in 90 Minuten heraus. Gut, einmal visierte Dominik Martinovic den Rostocker Kasten vor der Pause an, setzte den Ball aber einen Meter neben den Pfosten.
Womit wir schon beim Hauptproblem der jungen Waldhof-Mannschaft wären. Wieder lief im Vorwärtsgang nichts zusammen, wieder war man ein Schatten seiner selbst. "Leider hat es nicht zu einer guten Chance gereicht", zuckte Sturmtank Anthony Roczen mit den Schultern.
Das war mal anders. Wehmütig erinnert man sich als Fan an das erste Saison-Drittel zurück. Spektakel gab es da zusehen, schnörkellosen Hurra-Fußball. Mittlerweile muss man froh sein, wenn der Ball überhaupt mal Richtung gegnerischer Strafraum segelt.
Patrick Glöckner, ein bekennender Freund der Offensive, des schönen Spiels, kann‘s nicht gefallen haben. Der Waldhof-Trainer war sichtlich angefasst, verärgert und enttäuscht. Danach sagte er Sachen wie: "Wir haben uns im klein in klein erstickt." Und: "Am Ende geht es darum, wer den Ball über die Linie drückt." Oder: "Es gilt die fußballerische Klasse in Ergebnisse umzumünzen."
Das sind Sätze, über die sich jedes Phrasenschwein freut. Ist er mit seinem Latein etwa schon am Ende. Eher nicht. Ideen sind da. Diesmal dachte Glöckner um, switchte von der Vierer- auf eine Dreierkette zurück. Jesper Verlaat, wochenlang schmerzlich vermisst, mischte endlich wieder hinten mit. Vor ihm machte man mit fünf Mann im Mittelfeld die Räume eng. Martinovic und Dennis Jastrzembski bildeten die Doppelspitze.
In der Defensive ging das Konzept auf. Auch Rostock gelang wenig. Einmal dann aber eben doch: Langer Einwurf, verlorenes Kopfball-Duell, artistische Ablage, Direktabnahme: 0:1 (22.). Nico Neidhardt brachte Hansa aus zwölf Metern in Führung. Schön war’s, ein Treffer fürs Auge. Aus Waldhof-Sicht aber mal wieder einer zum Vergessen. Aus der Kategorie "Pleiten, Pech und Pannen". Bereits eine Woche zuvor gegen Wehen Wiesbaden kassierte man den Knock-out nach einem Einwurf. Schon bei den Bambinis lernt man, dass man da hellwach sein muss, dass man sich da niemals überrumpeln lassen darf.
Gut für Waldhof: Es bleibt viel Zeit, um sich neu zu sortieren. Erst am 1. März geht es wieder um Punkte. Dann gegen den FC Bayern München II. Den Noch-Meister, der in dieser Saison einer Wundertüte gleicht. Eher schwach als stark aufritt.
Jan-Hendrik Marx, 25, der am Samstag sein Comeback feierte, hofft gegen die kleinen Bayern auf die Wende. Und der rechte Verteidiger ist da recht zuversichtlich, sagt: "Ich denke, es war wieder nicht alles schlecht. Wir müssen nur klarere Torchancen rausspielen."
Unbedingt – und zwar möglichst schnell. Ansonsten wird die Luft für Trainer Glöckner dünner und dünner. Nach RNZ-Infos ist er vereinsintern längst nicht mehr unumstritten. Der Vorwurf: Die "Buwe" stagnieren, entwickeln sich nicht weiter.
Im Januar wurde er noch gefeiert. So schnelllebig ist es, das Fußballgeschäft.
Rostock: Kolke - Neidhart, Julian Riedel, Simon Rhein, Scherff - Rother (89. Daedlow), Löhmannsröben (61. Roßbach) - Omladic (70. Farrona-Pulido), Bahn, Türpitz (61. Schwede) - Breier (70. Lauberbach)
SV Waldhof: Königsmann - Verlaat (79. Marx), Gohlke, Seegert, Donkor (56. Osei-Kwadwo) - Saghiri (46. Gouaida), Schuster - Costly, Christiansen, Jastrzembski - Martinovic (46. Roczen)
Schiedsrichter: Thomsen (Kleve); Tor: 1:0 Neidhart (22.)
Update: Sonntag, 21. Februar 2021, 15.01 Uhr
Rostock. (dpa/run) Der Negativtrend des SV Waldhof Mannheim in der 3. Fußball-Liga hält an. Das 0:1 (0:1) beim FC Hansa Rostock am Samstag war die dritte Niederlage nacheinander. In der Tabelle rutschten die Mannheimer vorerst auf den neunten Platz ab.
Wie bereits in den Partien zuvor fehlte es den Waldhöfern in der Offensive an Durchschlagskraft, so dass den Rostockern ein Treffer in der 22. Minute von Nico Neidhart für den knappen Erfolg genügte. Auf dem schwer bespielbaren Rasen im Ostseestadion gab es insgesamt wenige Torchancen. Die Waldhöfer waren über 90 Minuten engagiert, spielten sich aber keine klare Möglichkeit heraus.