Kaum zu stoppen: Arianit Ferati kann in der Dritten Liga jede Abwehrreihe vor große Probleme stellen. Foto: vaf
Von Daniel Hund
Mannheim. Es war ein Auftritt, der die ganz große Bühne verdient gehabt hätte. Arianit Ferati, 23, ist der Typ Fußballer, dem man gerne zuschaut. Der Ball und er – das passt einfach. Das muss fast schon Liebe sein. Kein anderer im Trikot des SV Waldhof streichelt ihn so zärtlich, so schön. Blind scheint er ihm zu gehorchen.
Ferati, der kleine Wirbelwind im Mittelfeld der Blau-Schwarzen, ist ein Künstler. Das war er auch schon in der Vorsaison, doch da war es oft brotlose Kunst. Mittlerweile hat er sich auf ein neues Level gehoben. Und das ist kein Zufall: "Ari arbeitet sehr viel an sich selbst, hat unwahrscheinlich an Athletik dazu gewonnen. Er hat eine enorme Power über 90 Minuten", lobt SVW-Trainer Patrick Glöckner.
Seine Ideen, seine Pässe, ja, und seine Schüsse erst. Zweimal zog er gegen Duisburg am Dienstagabend ab, einmal mit links, einmal mit rechts, und zweimal zappelte der Ball wenig später im Netz. Und das waren nicht einfach nur Tore, das waren Treffer, die sich das Prädikat Extraklasse verdienten.
Für ihn selbst war’s ein Feiertag, das sah man auch an seinem Jubel nach den Treffern. Es wirkte fast so, als hätte der gebürtige Stuttgarter am liebsten die ganze Welt umarmt. Nach dem Schlusspfiff war davon dann nichts mehr zu spüren. Das 2:2 schmerzte, ärgerte den feinen Techniker: "Das sind zwei verlorene Punkte", grummelte er, "normalerweise hätten wir dieses Spiel gewinnen müssen." Für seinen eigenen Höhenflug hat er eine simple Erklärung: "Ich spüre das Vertrauen vom Sportdirektor und Trainer und fühle mich einfach wohl."
So viel zum Positiven, weiter mit ein paar Zahlen, die wehtun. Elfmal standen die Mannheimer in dieser Saison bislang auf dem Platz, haben nur zweimal verloren, aber trotzdem eben auch nur 15 Punkte auf dem Konto. Das Problem: Sechs Unentschieden, nach denen man sich jedes Mal aufs Neue gefragt hat, wie konnte man heute nur keinen Dreier einfahren. Die Antwort: Weil man sich selbst im Weg stand, beste Chancen nicht nutzen konnte. Auch gegen Duisburg wurde wieder vieles verballert. Fünf vor der Pause und auch einige nach dem Seitenwechsel, wie es Glöckner fein säuberlich mitnotiert hatte.
Der Trainer bleibt dennoch cool, sagt: "Wir haben eine sehr junge Mannschaft, die sich in einem Entwicklungsprozess befindet, der permanent läuft." Insgeheim hofft Glöckner natürlich, dass schon am Samstag in Lübeck der nächste Schritt folgt. Wie der aussehen könnte? "Entweder hinten die Null halten oder vorne noch ein Tor draufsetzen", lächelte Glöckner am späten Dienstagabend leicht gequält.
Ein Selbstläufer wird es in Lübeck nicht werden. Denn die Norddeutschen haben sich nach einem schlechten Saisonstart stabilisiert. So gelang kürzlich auch ein 3:0-Heimerfolg über den FC Bayern München II, den Meister der Vorsaison. Hinzu kommt, dass man sich mitten in einer Englischen Woche befindet. Da können die Beine schon mal müde und die Köpfe leer sein. Aber auch bei Glöckners Rasselbande? Eher nicht. Ferati lacht: "Wir sind alle fit und von uns könnte jeder immer spielen. Also ich bin bereit."
Klingt wieder nach großer Bühne.