Schwer zu stoppen: Joseph Boyamba ist im Vorwärtsgang eine Wucht. Foto: vaf
Von Daniel Hund
Mannheim. Wenn er spricht, hat der Mann mit dem Kulli alle Hände voll zu tun. Denn so schnell Joseph Boyamba, 24, Fußball spielt, so schnell redet er auch. Ansatzlos haut die Offensiv-Kraft des SV Waldhof die Sätze raus, verdribbelt sich nicht, spricht druckreif und wohl überlegt.
Der perfekte Interviewpartner.
Klar ist aber: Ein Boyamba spielt lieber, als dass er spricht. Dann antwortet er mit Toren. Sieben hat er für die "Buwe" in dieser Saison bislang erzielt. Der Platz, dieses Rasen-Rechteck mit den zwei Toren, ist sein Revier. Auf ihm ist der Ex-Dortmunder schon für viele Gegenspieler zum Alptraum geworden. Seine Spezialität: Knoten in die Beine spielen, wirbeln bis der Arzt kommt.
Wirbeln bis der Arzt kommt
Zuletzt kam der im Januar beim Auswärtsspiel in Köln. Dort wurde Boyamba in der Schlussphase auf Höhe der Mittellinie umgenietet. Ein Frustfoul. "Manchmal geht es in der Dritten Liga auch etwas brutaler zur Sache", sagt Boyamba, "ich bin dabei dann leider noch unglücklich umgeknickt." Danach war Ruhe angesagt.
Der Knöchel. Er zwickte und schmerzte. Knapp einen Monat hieß es für den deutschen Stürmer mit kongolesischen und französischen Wurzeln Daumen drücken statt Schüsse abfeuern.
Am Montag endet die Leidenszeit. Gegen die U23 des FC Bayern, die ab 19 Uhr im Mannheimer Carl-Benz-Stadion aufkreuzt, kehrt der 1,72 m Mann zurück in den Kader. Auch in die Startelf? "Das werden wir sehen", lächelt Boyamba, "aber ich bin froh, dass ich der Mannschaft wieder helfen und endlich das machen kann, was ich am liebsten mache." Und das wäre? "Na, Tore schießen natürlich. Das macht am meisten Spaß."
Von denen könnte der Waldhof mal wieder ein paar gebrauchen. Im Februar war die Ausbeute ernüchternd: Drei Spiele, null Tore, keine Punkte. Boyamba litt von draußen mit, kaum waren die vergeigten Heimspiele gegen Kaiserslautern und Wehen Wiesbaden beendet, stand er auch schon auf dem Rasen. Sprach Mut zu, half, wo er helfen konnte.
Die Offensiv-Flaute kann ihm nicht gefallen haben. Gerade weil er weiß, dass es ganz anders geht. "In der Hinrunde", überlegt er kurz, "in der Hinrunde hatten wir acht, neun richtig gute Chancen pro Spiel."
Zuletzt in Rostock stand überhaupt keine in der blau-schwarzen Statistik. Sein Lösungsvorschlag: "Wir müssen wieder mehr Spieler vor den Ball bekommen, um immer anspielbar zu sein. Eben einen Mittelweg aus stabiler Defensive und gefährlicher Offensive finden."
Ein Spieler wie er, der auch mal zu einem kleinen Tänzchen ansetzt und zwei, drei Gegenspieler stehen lässt, kann da Gold wert sein. Aber auch die kleinen Bayern haben die. "In ihren Reihen befinden sich ein paar gute Zocker. Aber in der Dritten Liga gibt es keinen Schönheitspreis zu gewinnen. Du musst die Zweikämpfe annehmen und das werden wir machen", sagt Boyamba, "wir wollen das Ding unbedingt gewinnen."
Es wäre ein weiterer Schritt in Richtung der "magischen" 47-Punkte-Grenze, die definitiv zum Klassenerhalt reichen würde. Ernsthafte Sorgen macht sich Boyamba um den aber nicht. Er sagt: "Wenn wir konzentriert bei der Sache sind, werden wir uns vorzeitig von da unten absetzen."
Mit den Fans im Rücken wäre das einfacher. Boyamba vermisst sie sehr. "Hier beim Waldhof sollen sie eine extreme Wucht haben. Durch die Corona-Krise habe ich die Anhänger leider selbst noch gar nicht erlebt." Doch was noch nicht ist, kann ja noch kommen: "In der nächsten Saison werden dann ja hoffentlich wieder Zuschauer zugelassen sein."
Genug gesprochen, jetzt wird gespielt.