Nach schwerem Start hat Sandhausens Besar Halimi (l.) in Bielefeld überzeugt. Darf er auch gegen Stuttgart ran? Foto: dpa
Von Claus Weber
Sandhausen. Uwe Koschinat kommt ins Fernsehen. Der Trainer des SV Sandhausen ist am Sonntag um 21.45 Uhr zu Gast bei Sport im Dritten. Gemeinsam mit Philipp Förster, dem Ex-Sandhäuser, der Ende August zum VfB Stuttgart wechselte, wird er über das Derby sprechen, das am Sonntag um 13.30 Uhr (Sky) am Hardtwald angepfiffen wird.
Die Einladung des SWR zeigt, welchen Stellenwert das Duell hat. Bis Donnerstagnachmittag waren über 12.500 Tickets verkauft. Es werden doppelt so viele Zuschauer erwartet wie an normalen Spieltagen. Vielleicht wird sogar die Marke von 13.695 vom Pokalhit gegen Mönchengladbach im August geknackt. Karten im Sandhäuser Stehplatzbereich sind noch zu haben. Gegnerische Fankleidung ist dort allerdings nicht erlaubt.
Womöglich wird es dennoch ein Auswärtsspiel im eigenen Stadion. Davor hat Koschinat allerdings keine Angst. Der Trainer sieht das Derby als Chance. "Wir stehen mehr im medialen Fokus als sonst", sagt er, "wir können neue Fans gewinnen." So wie beim 0:1 gegen Mönchengladbach, als Sandhausen zwar unterlag, aber sich Respekt verschaffte. Koschinat: "Damals haben wir es geschafft, neutrale Zuschauer auf unsere Seite zu ziehen."
Unterstützung von den Rängen wäre wichtig gegen einen Gegner wie Stuttgart. Individuell sind die Schwaben stärker als Arminia Bielefeld, bei dem der SV Sandhausen am vergangenen Samstag ein 1:1 erzwang und damit von der Tabellenspitze stürzte. "Wir hatten sogar die Möglichkeit, das Spiel auf unsere Seite zu kippen", sagt Sandhausens Innenverteidiger Gerrit Nauber und berichtet von einer "sehr guten Stimmung" im Team: "Es ist immer gut", sagt der 27-Jährige, "mit einem positiven Gefühl die nächste Aufgabe zu bestreiten."
Gegen den VfB erwartet Nauber und seine Kollegen Schwerstarbeit. Entweder der 78-fache Nationalspieler Mario Gómez oder Top-Torschütze Hamadi Al Ghaddioui (5 Treffer), den er aus gemeinsamen Zeiten bei Bayer Leverkusen kennt, wird sein Gegenspieler sein.
Der Bundesliga-Absteiger sei allerdings weit mehr als eine Ansammlung hervorragender Einzelspieler, mahnt Trainer Koschinat. "Es gibt eine ganz klare Spielkultur, die klare Forderung, Dominanz auszustrahlen, über klare, einstudierte Laufwege, über ein Spiel, das unheimlich schwer zu lesen ist, mit vielen Positionswechseln und schnellen Passkombinationen", doziert er, "und es ist die Herausforderung, dieses Spiel so vorzubereiten, dass diese ungewöhnliche Spielweise nicht zu Fragestellungen auf dem Platz führt."
Stuttgart sei nicht Bielefeld, wolle sofort wieder in Ballbesitz kommen. Auf der Alm spielte Sandhausen zuletzt eine Stunde lang fast ausschließlich in der Hälfte des Gegners. Das dürfte der Mannschaft diesmal nicht gelingen, deshalb wird Koschinat sein Personal, das bei der Arminia durchweg überzeugte, auf einigen Position austauschen müssen. Womöglich trifft es sogar Besar Halimi, der als hängende Spitze hinter zwei Stürmern zuletzt eine ganz starke Vorstellung lieferte. Ist eine defensivere Variante gegen den VfB die bessere Lösung?
Den Gegner groß und sich selbst klein reden wollte Koschinat allerdings nicht. "Das ist für uns kein Bonus-Spiel", sagt er, "nicht nur Stuttgart braucht die Punkte, auch wir brauchen sie." Marlon Frey und Julius Biada fallen aus. Frey kuriert einen in der Vorwoche erlittenen doppelten Bänderriss aus, Julius Biada einen Muskelfaserriss in der Wade.
So könnte Sandhausen spielen: Fraisl – Diekmeier, Nauber, Zhirov, Paqarada – Linsmayer, Paurevic – Scheu – Halimi – Behrens, Bouhaddouz.