Als Glücksgriff erwies sich für den SV Sandhausen Torwart Martin Fraisl. Foto: vaf
Von Wolfgang Brück
Sandhausen. Der SV Sandhausen wartet seit sieben Spielen auf einen Sieg. Den Humor hat man beim Rangzehnten der 2. Fußball-Bundesliga deshalb aber nicht verloren. "Bei einem Sieg gegen Greuther Fürth werden wir keine Arbeits-Gemeinschaft Aufstieg gründen", sagte Uwe Koschinat vor dem Heimspiel am Samstag (13 Uhr/Sky) gegen die Franken.
Den Notstand muss man aber auch nicht ausrufen. Als der Trainer gestern aufzählte, was alles gut laufe in der achten Zweitliga-Saison, war die Liste bemerkenswert lang. Seit März, führte der Trainer aus, habe man keine zwei Spiele hintereinander verloren.
Die Abwehr sei stabil. Torwart Martin Fraisl und seine Vorderleute mussten nach Spitzenreiter Hamburger SV die wenigsten Gegentreffer, nämlich zwölf in zwölf Spielen, hinnehmen. Koschinat lobte nicht nur die Viererkette, sondern die gesamte defensive Arbeit. Der Trainer: "Wir lassen wenige Chancen zu."
Wenn man doch mal in Rückstand gerät, wie vor einer Woche beim 1:1 in Hannover, dann sei seine Mannschaft in der Lage, ein Spiel zu drehen. Das war in der Vergangenheit nicht der Fall. Lag Sandhausen erst mal hinten, war das Spiel in den meisten Fällen verloren.
Den Fußballlehrer freut auch, dass die Angreifer Kevin Behrens (4) und Aziz Bouhaddouz (3) Tore schießen. Sie geben und sich alle Mühe, den Weggang von Andrew Wooten, Fabian Schleusener und Philipp Förster zu kompensieren. Für 32 der 45 Tore in der zurückliegenden Runde war das Trio verantwortlich.
Steigerungs-Möglichkeiten sieht der Trainer bei den Standard-Situationen. Und natürlich sei nicht schön, dass sieben Mal nicht gewonnen wurde. Bei der Einschätzung müsse man aber immer berücksichtigen: "Wir sind Sandhausen."
Das bei einem Heimsieg am Samstag auf 17 Punkte kommen und theoretisch auf den sechsten Platz vorrücken könnte. Ziemlich nahe wäre man damit am Etappenziel von 20 Zählern nach der Vorrunde. Nach Fürth schließen die Spiele gegen Arminia Bielefeld (A), VfB Stuttgart (H), Dynamo Dresden (A) und den Hamburger SV (H) die erste Serie ab. Vor Weihnachten ist noch das erste Rückrunden-Spiel daheim gegen Holstein Kiel.
Unschlüssig ist sich Koschinat, ob er Aziz Bouhaddouz von Beginn an ran lässt oder er den Deutsch-Marokkaner als Joker in der Hinterhand behält. Nach der gelb-roten Karte gegen Wehen (Koschinat: "Ein Witz") steht Ivan Paurevic wieder zur Verfügung. Denkbar, dass er für Marlon Frey in die Mannschaft rückt.
Viel spricht für eine Punkteteilung. Die letzten vier Spiele am Hardtwald gegen die Franken endeten Unentschieden, zweimal torlos, zweimal 1:1. Koschinat pfeift auf die Statistik. Er sagt: "Wir wollen unbedingt gewinnen."
Er weiß aber auch: "Es wird verdammt schwer." Fürth befindet sich in einem Zwischenhoch, kommt mit sieben Punkten aus den letzten drei Spielen und als Tabellenfünfter nach Sandhausen. Gleich nach der Länderspiel-Pause ist das Derby gegen den 1. FC Nürnberg. Dafür will man Werbung machen.
Der interessanteste Spieler ist Daniel Keita-Ruel. Vor sieben Jahren wurde der Franzose zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt, weil er an drei bewaffneten Raubüberfällen beteiligt gewesen sein soll. Koschinat half bei der Resozialisierung, holte den Gestrauchelten zu Fortuna Köln. Seit vorletzter Runde ist der inzwischen 30-jährige robuste Stürmer in Fürth, schoss seitdem 15 Tore, fünf in dieser Saison.
Thema war gestern auch die Zukunft des Trainers. Koschinat wiederholte, dass er sich wohlfühle in Sandhausen und er dem Verein dankbar sei, dass er auch in schweren Zeiten zu ihm gehalten habe.
Im nächsten Sommer läuft der Vertrag des Wahl-Kölners aus. Der SV Sandhausen sei sein erster Gesprächspartner. Koschinat: "Es kann ganz schnell gehen." Festlegen wollte sich der gebürtige Koblenzer aber nicht.
Update: Donnerstag, 7. November 2019, 19.45 Uhr