Von Wolfgang Brück
Hamburg. So verrückt kann Fußball sein. Und so bitter. Der SV Sandhausen hat gestern Abend über weite Phasen seine beste Leistung in dieser Saison geboten. Aber am Ende mit 0:4 beim Hamburger SV verloren. Damit geht die Talfahrt weiter. Aus den letzten neun Spielen holten die Kurpfälzer von möglichen 27 Punkten nur fünf (!). Dass Sandhausen ein Plus bei den Ecken (10:4), Torschüssen (17:10) und Chancen (9:5) hatte, interessiert letztlich nur die Statistiker. Es zählen die Tore durch Simon Terodde (30. und 67.), Amadou Onana (78.) und Josha Vagnoman (90+1)
Harald Layenberger ist nicht nur neuer Trikotsponsor, der 63-jährige Unternehmer aus der Nähe von Kaiserslautern nimmt auch Anteil an der sportlichen Entwicklung. "Was ist nur mit dem Fraisl los?", fragte er gestern vor dem Spiel im Gespräch mit der RNZ. Michael Schiele hatte den gleichen Gedanken. Der Trainer überraschte mit einem Torwartwechsel. Für Martin Fraisl stand Rick Wulle im Tor – es war erst das fünfte Spiel für den sympathischen Ziegelhäuser in seiner sechsten Saison beim Zweitligisten.
Auf weiteren drei Positionen gab es gegenüber dem 0:3 gegen Fürth Änderungen: Für Scheu, Nauber und Keita-Ruel waren Contento, Linsmayer und Esswein neu in der Startformation.
Damit waren noch sechs Sandhäuser dabei, die am 28. Juni dem HSV mit einem sensationellen 5:1-Sieg die Bundesliga-Rückkehr vermasselt hatten. Auch diesmal sah es geraume Zeit nach einer Überraschung aus. Sandhausen war stark verbessert, belohnte sich aber nicht, sondern brachte sich vielmehr mit haarsträubenden Fehlern um den Lohn.
Beim 0:1 durch Terodde (30.) ging nach einer Flanke von Jeremy Dudziak Ivan Paurevic nicht zum Ball, sondern machte einen Schritt zurück. Unfassbar.
Die Hamburger Führung stellte den Spielverlauf auf den Kopf. Die Sandhäuser waren zupackend, zielstrebig, die deutliche bessere Mannschaft. Nur der Ball wollte wie schon gegen Fürth nicht rein ins gegnerische Tor. Allein Alexander Esswein (5., 7. und 34.) hatte dreimal die Führung auf dem Fuß, andere wie Nikolas Nartey und Emanuel Taffertshofer machten es nicht besser. Keeper Sven Ulreich war bester Hamburger, Debütant Wulle fast beschäftigungslos.
Die liederliche Chancenverwertung rächte sich. Beim ersten ernst zunehmenden Angriff nach dem Wechsel erhöhte Terodde auf 2:0 (67.). Er profitierte dabei von Contentos schlechter Kopfball-Abwehr. Der Treffer war umstritten, doch aus dem Videokeller gab es grünes Licht, obgleich der Einsatz von Ambrosius gegen Contento fragwürdig war und ein Hamburger Wulle die Sicht versperrte. Terodde erzielte damit sein achtes und neuntes Tor im 13. Spiel gegen seinen Lieblingsgegner aus der Kurpfalz.
Der zuvor erhebliche Widerstand war gebrochen. Die Gäste ergaben sich ihrem Schicksal. Onana (78.) und Vagnoman (90+1) zeigten auf, wie verwundbar die Abwehr des Rang-Fünftzehnten ist. In der Schluss-Viertelstunde trat Sandhausen wie ein Abstiegskandidat auf und versaute sich auch noch das Torverhältnis.
Hamburg: Ulreich - Leistner, Heyer, Ambrosius - Vagnoman, Gjasula (82. Wood), Leibold - Hunt (59. Kinsombi), Dudziak (88. Jatta) - Terodde (82. Gideon Jung), Wintzheimer (59. Onana)
Sandhausen: Wulle - Röseler, Paurevic, Linsmayer - Diekmeier, Taffertshofer, Nartey (83. Ouahim), Contento (83. Zenga) - Biada (83. Bouhaddouz), Behrens, Esswein (88. Scheu).
Schiedsrichter: Timo Gerach (Landau-Queichheim)
Tore: 1:0 Terodde (30.), 2:0 Terodde (67.), 3:0 Onana (78.), 4:0 Vagnoman (90.+1)
Update: Dienstag, 15. Dezember 2020, 21.15 Uhr
SVS verliert deutlich gegen effektiven HSV
Beim neuen Tabellenführer aus Hamburg zieht der SV Sandhausen mit 4:0 den Kürzeren
Hamburg. (pami/dpa) Der Hamburger SV hat sich mit dem zweiten Sieg nacheinander aus seiner Herbstkrise geschossen. Die Norddeutschen setzten sich am Dienstagabend in der 2. Fußball-Bundesliga mit 4:0 (1:0) gegen den SV Sandhausen durch. Torjäger Simon Terodde erzielte dabei seinen sechsten Doppelpack (30., 67. Minute) der Saison. Amadou Onana mit seinem ersten Zweitliga-Treffer (78.) und Josha Vagnoman (90.+2) erhöhten. Zumindest für eine Nacht kletterte der HSV an die Tabellenspitze.
Die Baden-Württemberger waren lange das agilere, mutigere Team und schossen häufiger aufs Tor des Gegners. Dennoch gingen die Gäste leer aus und bleiben vorerst auf Rang 15. Am Mittwoch können sie auf einen Abstiegsplatz zurückfallen.
Der HSV spielte lange verunsichert und hatte bis zum Führungstor keine Torchance. In der Offensive fehlt es der Mannschaft von Trainer Daniel Thioune an Schwung und Ideen. Dagegen kamen die Gäste häufiger vor den Hamburger Kasten. Dreimal scheiterte Alexander Esswein. Die deutliche Niederlage täuscht über den tatsächlichen Spielverlauf hinweg.
Kurios war das erste Tor: SVS-Mittelfeldspieler Ivan Paurevic schaute im eigenen Strafraum unerklärlicherweise nur zu und ließ den Ball an Terodde durch. Der Stürmer schraubte mit seinem Doppelpack sein Saisonkonto auf 13 Tore.