TSG Hoffenheim gegen Freiburg

"Nur eine Mannschaft wollte Fußball spielen"

Nach dem 1:1 in Freiburg findet Wouter Burger, "Hoffe" hätte mehr verdient. SC-Trainer Schuster staunt über die neue TSG.

28.09.2025 UPDATE: 28.09.2025 20:25 Uhr 4 Minuten, 44 Sekunden
Vierter Treffer im fünften Spiel: Für Fisnik Asllani (Mitte), der nach toller Vorarbeit von Vladimir Coufal nur noch zum 1:1 einschieben muss, läuft’s rund. Foto: Pix

Von Nikolas Beck

Freiburg. Christian Ilzer saß auf dem Podium in den Katakomben des Europa Park Stadions und lauschte aufmerksam, wie sein Gegenüber ein bisschen in Erklärungsnot geriet. Nach dem 1:1 (1:1) im Badenderby gegen Ilzers TSG Hoffenheim musste Julian Schuster, beim SC Freiburg Nachfolger von Kult-Trainer Christian Streich, gegenüber den Medienvertretern den Auftritt seines Teams verteidigen.

Nicht etwa wegen des "nur" einen Punkt nach zuvor drei Siegen. Sondern vielmehr wegen der Art und Weise, mit der seine Elf sich diesen am Sonntagnachmittag regelrecht erkämpfen musste. "Der Wunsch, viel spielerisch zu lösen, steckt zwar in unseren Genen", bestätigte Schuster. "Das wollen wir, aber es geht nicht darum, was wir wollen, sondern darum, was der Gegner zulässt."

Und das war wenig bis gar nichts. In einer intensiven Partie mit kaum Strafraumaktionen geriet Hoffe" früh in Rückstand, als Kübler in Folge eines Eckballs das Spielgerät ins Tor bugsierte (3. Minute). "Wir haben elf Gegentore bekommen und sieben davon nach Standardsituationen", stöhnte Ilzer, der das Thema aber nicht überdramatisieren wollte.

Zumal seine Elf die richtige Reaktion zeigte, durch Fisnik Asllani nach beherzter Vorarbeit von Vladimir Coufal schnell zurückschlug (13.) – und im Anschluss den Europapokal-Starter eben überhaupt nicht mehr zur Entfaltung kommen ließ.

"Ein gerechtes Unentschieden" sei es am Ende wohl gewesen, sagte Ilzer und sprach von "einem Punkt, mit dem wir leben können – wenngleich wir auch mit einem Sieg hätten nach Hause fahren können." In der Tat: Kurz vorm Abpfiff kam "Hoffe" noch mal auf, hätte durch Tim Lemperle, perfekt in Szene gesetzt von Ihlas Bebou, durchaus das 2:1 machen können.

Vielleicht sogar müssen. Doch der Ex-Kölner scheiterte an SC-Keeper Atubolu. "Er rettet uns den Punkt, aber ich kann mit der Art und Weise und der Leistung heute durchaus leben", erklärte Schuster abermals und gestand: So diszipliniert gespielt und so derart konsequent verteidigt habe Hoffenheim in den vergangenen Jahren nicht: "Dafür ein großes Kompliment."

Ilzer nahm’s wohlwollend zur Kenntnis. Persönliche Genugtuung verspüre der Österreicher aber nicht, wie er gegenüber der RNZ betonte. Weder aufgrund der Wertschätzung seines Gegenübers, noch aufgrund der Tatsache, dass 1899 nach fünf Spieltagen, an denen man es viermal mit Top-Fünf-Klubs der Vorsaison zu tun bekam, mit sieben Punkten und einer ausgeglichenen Bilanz dasteht. "Wenn Trainer, Spieler und alle anderen ums Team herum ihre Aufgaben auf einem hohen Level erledigen, gibt es eine Weiterentwicklung – und diese erkennt man", sagte der 47-jährige "Hoffe"-Coach.

Mit einem Gegner des Kalibers der Breisgauer sehen sich die allermeisten Kraichgauer wieder auf Augenhöhe. Wouter Burger wollte davon aber nicht viel wissen. "Freiburg hat nichts gemacht heute, nur lange Bälle gespielt", analysierte der Niederländer sachlich, aber deutlich. "Hier wollte nur eine Mannschaft Fußball spielen, daher denke ich, dass wir schon ein bisschen mehr verdient gehabt hätten."

Für die beiden Trainer sei es eine hoch spannende Partie gewesen, befand Ilzer – und Schuster nickte zustimmend. Für die 33 700 Zuschauer auf den Rängen hätte es nicht einmal 30 Autominuten entfernt von Deutschlands größtem Freizeitpark allerdings durchaus ein bisschen mehr Nervenkitzel und Adrenalin-Ausschüttung sein dürfen. 1500 TSG-Fans hatten sich angekündigt. Angekommen waren sie nicht alle.

Für über 90 von ihnen endete die Auswärtsreise an einem Bahnhof im badischen Herbolzheim. Nach Provokationen zwischen den Fangruppen beider Klubs hatte die Bundespolizei entschieden, den Zug zu begleiten. In der Folge sei es laut Polizei zu Beleidigungen und körperlichen Ausschreitungen einiger Fans gegen die Beamten gekommen. Vier Einsatzkräfte seien leicht verletzt worden und hätten sich in ärztliche Behandlung begeben müssen. Nach einer Identitätsfeststellung wurden gegen erkannte Straftäter Ermittlungen eingeleitet, so die Behörde.

Auf Anfrage der RNZ teilte die TSG mit, dass man im Kontakt zu den Fans stehe, diese der Darstellung der Polizei aber zum Teil widersprechen. Aus Protest hatten diejenigen, die es ins Stadion geschafft hatten, auf organisierten Support verzichtet.

Fakt ist: Dass nach einem Fußballspiel mit derart "vielen umkämpften zweiten Bällen, nach der einigen der Schädel brummt" (Schuster), eine derartige Thematik zusätzliches Kopfzerbrechen bereitet, das hätte gewiss keiner gebraucht.

Update: Sonntag, 28. September 2025, 20.25 Uhr


1:1 in Freiburg – Hoffenheim bleibt auswärts ungeschlagen

Die TSG erkämpft sich beim SC Freiburg ein Unentschieden. Nach frühem Rückstand stabilisieren die Gäste ihr Spiel und bleiben in der Fremde weiter unbesiegt.

Hoffenheims Bernardo fliegt über Junior Adamu hinweg. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Von Ulrike John und Jörg Soldwisch

Freiburg. Freiburgs Trainer Julian Schuster verzog beim Abpfiff keine Miene, Hoffenheims Torwart Oliver Baumann lächelte zumindest ein wenig. Nach dem wenig emotionalen 1:1 (1:1) im badischen Bundesliga-Duell zwischen dem SC und der TSG fühlten sich die Gäste mit dem Remis etwas besser als der Europa-League-Starter.

"In der Summe würde ich schon unterschreiben: Es war ein gutes Auswärtsspiel", sagte Baumann bei DAZN. Der Nationaltorwart gab aber zu, dass es in der spielerisch schwachen zweiten Halbzeit nach "viel Pingpong" ausgesehen hatte. 

Freiburgs Torwart Noah Atubolu, der sein Team in der Schlussphase mit zwei starken Paraden vor der Niederlage bewahrt hatte, meinte: "Insgesamt war es ein richtig ekliges Spiel gegen Hoffenheim. In so einem Spiel ist es die Kunst, sich anzupassen. Das haben wir teilweise okay gemacht."

Freiburg jetzt wieder im Europacup gefordert

Lukas Kübler (3. Minute) hatte Freiburg vor 33.700 Zuschauern im Europa-Park Stadion bereits in der 3. Minute in Führung gebracht. Fisnik Asllani (13.) glich mit seinem vierten Saisontreffer aus - danach passierte nur noch wenig. 

Vier Tage nach dem 2:1 gegen den FC Basel in der Europa League und vier Tage vor der nächsten internationalen Herausforderung am Donnerstag beim FC Bologna fehlte es den Breisgauern an Durchschlagskraft. Nach zuletzt zwei Liga-Erfolgen gegen den VfB Stuttgart und bei Werder Bremen reichte es für den SC immerhin zu einem Remis gegen meist gut sortierte Hoffenheimer. 

Hoffenheim auswärts weiter ungeschlagen

Die TSG hat letztmals im April auswärts verloren, ausgerechnet beim 2:3 in Freiburg. In der dritten Saison-Begegnung in der Fremde sammelte das Team von Christian Ilzer schon den siebten Punkt. 

Bei den Gastgebern ersetzte Eren Dinkci den gesperrten Johan Manzambi im Angriff. Ilzer setzte in der offensiven Schaltstelle auf Routinier Andrej Kramaric anstelle wie gegen den FC Bayern auf den 21-jährigen Muhammed Damar. 

"Wir müssen es mehr wollen, müssen es mehr erzwingen. Jeder im Stadion muss das heute sehen", hatte Schuster vor dem Anpfiff auf die Frage gesagt, was das Spiel entscheiden würde. 

Asllani wieder mal zur Stelle 

Willen und Übersicht stellten die SC-Profis gleich nach drei Minuten unter Beweis: Da ließen die Gäste nach einer Ecke den Ball bis zu Junior Amadu durch, dessen Vorlage staubte Kübler zum 1:0 ab. Der frühe Treffer hielt dann auch dem Videobeweis stand - Freiburg fühlte sich auf dem richtigen Weg.

Doch die Hoffenheimer nahmen Tempo auf in der zunächst flotten Partie. Einen Ballverlust von Kapitän Vincenzo Grifo nutzte Vladimir Coufal zu einer präzisen Hereingabe. Der neue Torjäger Asllani bedankte sich mit dem Ausgleich.

Kübler mit Brummschädel vom Platz 

Torschütze Kübler musste dann noch vor der Pause runter beim SC: Ein Kopf-Zusammenstoß mit Bernardo, der mit einem Turban weiterspielte, hatte ihm zu sehr zugesetzt. Die längere Unterbrechung tat dem Spiel gar nicht gut, bis zur Halbzeit wirkte alles etwas zerfahren.

Im zweiten Durchgang übernahmen die Breisgauer etwas mehr das Geschehen. Zumal es im Mittelfeld Maximilian Eggestein und Patrick Osterhage, die beiden Torschützen vom Basel-Sieg, Kramaric und Co. schwermachten, ihr Spiel aufzuziehen. 

Ilzer brachte mit Damar eine weitere Kreativkraft, sein Kollege Schuster in Igor Matanovic und Derry Scherhant zwei neue Angreifer. Ein gefährlicher Abschluss von Osterhage sorgte noch für Spannung, viel passierte sonst nicht. In der Schlussphase rettete SC-Keeper Atubolu zweimal stark. So blieb Freiburg gegen Hoffenheim auch im neunten Pflichtspiel in Serie ungeschlagen.

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