TSG Hoffenheim

Vorweihnachtliche Geschenkeverteiler

Die TSG verliert völlig unnötig mit 1:2 in Gladbach und kassiert damit die erste Liga-Auswärtsniederlage der Saison.

03.12.2023 UPDATE: 03.12.2023 17:10 Uhr 2 Minuten, 1 Sekunde
Nathan Ngoumou schießt die Borussia zum Sieg, Oliver Baumann kann das auch mit gespreiztem Bein nicht verhindern. Foto: Imago

Von Achim Wittich

Mönchengladbach. Während einer langen Bundesliga-Saison mit 34 Spieltagen gleichen sich die Dinge aus, heißt es im Allgemeinen. Warum sollte das nicht auch für die TSG Hoffenheim zutreffen, dachte sich wohl der Fußballgott am Samstagnachmittag.

Am zweiten Spieltag Ende August hatte er noch sein Händchen über die Kraichgau-Profis gehalten, die selbst nicht glauben konnten, dass sie nach einem 0:2-Rückstand und einer schwachen Leistung am Ende doch noch mit 3:2 beim Aufsteiger 1. FC Heidenheim gewonnen hatten.

Hintergrund

Kramaric nur Ersatzmann

Er ist gemeinsam mit Torwart Oliver Baumann so etwas wie das Gesicht der TSG Hoffenheim. Seit Anfang 2016 geht Andrej Kramaric für 1899 auf Torejagd und der Satz von Geschäftsführer Alexander Rosen ist in Stein

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Kramaric nur Ersatzmann

Er ist gemeinsam mit Torwart Oliver Baumann so etwas wie das Gesicht der TSG Hoffenheim. Seit Anfang 2016 geht Andrej Kramaric für 1899 auf Torejagd und der Satz von Geschäftsführer Alexander Rosen ist in Stein gemeißelt: "Mit Andrej auf dem Platz sind wir eine andere Mannschaft."

Doch der 32-jährige Vizeweltmeister von 2018 und WM-Dritte von 2022 ist nicht mehr gesetzt. In Gladbach wurde Kramaric in der 59. Minute eingewechselt. Wegen muskulärer Probleme hatte er unter der Woche nicht jede Trainingseinheit mitmachen können.

Dennoch verwunderte die Ersatzrolle schon. "Es war eher eine Entscheidung für andre Spieler, die in Form waren", sagte Trainer Pellegrino Matarazzo, der auf Umut Tohumcu (19) und Finn Ole Becker (23) setzte.

Auch taktische Gründe hätten eine Rolle gespielt. "Natürlich ist er nicht happy, wenn er nicht spielt, aber er ist ein Vollprofi und gut umgegangen mit der Situation", so Matarazzo weiter. "Müller spielt immer" – das ist beim FC Bayern Vergangenheit. Gilt das auch für Kramaric bei "Hoffe"? (awi)

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Etwas mehr als ein Vierteljahr später schlichen 1899-Torwart Oliver Baumann und seine Mitspieler kurz vorm ersten Advent im Gladbacher Borussia-Park ziemlich fassungslos vom Spielfeld. Gerade hatten sie beim 1:2 (0:0) ihre erste Auswärtsniederlage in dieser Saison kassiert – und wussten wieder nicht, warum das so war.

Vier Spiele ohne Sieg

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Nun, "Hoffe" brannte am Niederrhein zwar kein fußballerisches Feuerwerk ab, hatte den stark ersatzgeschwächten Gegner aber gut im Griff und gestattete ihm nur ganz wenige hochkarätige Möglichkeiten.

Dann allerdings ist es blöd, wenn man die eigenen Torchancen nicht konsequent verwertet – und sich zudem zwei Aussetzer in der Defensive leistet.

TSG-Trainer Pellegrino Matarazzo war verständlicherweise bei seiner Stellungnahme auf der Pressekonferenz kurz angebunden, weil schlicht stinksauer: "Wir hätten heute definitiv dieses Spiel nicht verlieren dürfen. Zwei grobe Fehler haben zu den Gegentoren geführt", führte er kurz und knapp aus.

Was er meinte: Nach knapp einer Stunde brachte Ozan Kabak Gladbachs Alassane Pléa unnötigerweise zu Fall. Der Gefoulte nahm sich der Sache höchstpersönlich an und verwandelte sicher (58.). Elfmeterkiller Oliver Baumann war diesmal chancenlos.

"Du kannst ja auch nicht jeden halten", begann die RNZ das kurze Interview in der Mixed Zone mit einem flapsigen Spruch. Baumann, der sich immer und auch nach schmerzhaften Niederlagen den Berichterstattern stellt, hatte seinen Humor nicht verloren und einen guten Tipp für seine Vorderleute parat: "Vielleicht sollten wir ja auch nicht jede Woche einen kriegen."

Allerdings hätte "Hoffe" trotzdem das Rasenviereck als Gewinner verlassen müssen. Denn nach dem Rückstand glich Wout Weghorst umgehend per Kopf aus (60.) und anschließend musste die Fohlen-Elf um das eine Pünktchen zittern. Matarazzos Profis hatten die Feldhoheit. Doch, und auch das gehörte zum Spielfilm dazu: Die Fohlen-Elf stand tief, verteidigte geschickt und ließ nicht viel zu.

Als dann Nathan Ngoumou trotz Hoffenheimer Überzahl plötzlich völlig frei den Ball an Baumann vorbeischieben durfte (80.), erging es ihm und seinen jubelnden Mannschaftskollegen so, wie den Hoffenheimern auf der Ostalb.

Angebotene Geschenke abzulehnen, ist aber schließlich nicht nur zur Weihnachtszeit unanständig.

Bei der TSG Hoffenheim aber werden ganz langsam sehr unangenehme Erinnerungen wach. Schließlich ist die Mannschaft in der jüngeren Vergangenheit gleich zweimal hintereinander sportlich böse abgestürzt, was letztlich zwei Trainerentlassungen zur Folge hatte.

Nach vier sieglosen Spielen (zwei Niederlagen, zwei Remis) ist es selbstverständlich zu früh, ein erneutes Horrorszenario heraufzubeschwören. Erst recht, da "Hoffe" weiterhin vom sechsten Tabellenplatz grüßt.

Doch wehret den Anfängen, denkt sich Geschäftsführer Sport Alexander Rosen, der beim Abgang aus den Stadionkatakomben die vermeidbare Niederlage als "unnötig wie ein Kropf" befand – und der uns bei der Verabschiedung nur zustimmen konnte: "Am Freitag im Heimspiel gegen den VfL Bochum ist ein Sieg Pflicht."

Das sollte gelingen: Mit – oder ohne Hilfe des Fußballgottes.

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