TSG Hoffenheim

Für Coach Lerch riecht's in der Kabine der Frauen "einfach besser"

Stephan Lerch ist seit März Cheftrainer des Frauenteams. Frauenfußball sei familiärer und näher bei Fans.

27.11.2023 UPDATE: 27.11.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 33 Sekunden
Stephan Lerch, Cheftrainer der TSG-Frauen. Foto: Hans-Joachim Of

Sinsheim-Hoffenheim. (of) Er war sieben Jahre beim VfL Wolfsburg, wurde als Trainer mit der Frauenmannschaft drei Mal Meister, vier Mal Pokalsieger und stand im Champions League-Finale. 2021 wechselte der gebürtige Darmstädter Stephan Lerch nach Hoffenheim und betreute die U17- und U19-Junioren, ehe es ihn im März dieses Jahres wieder zu den Frauen zog.

"In der Kabine der Mädels riecht es einfach besser", sagt der 39-jährige Fußballlehrer über die Rückkehr zum Frauenfußball mit einem Schmunzeln und Augenzwinkern. Seit 2021 hat Lerch die DFB-Lizenz; er wohnt mit Frau und seiner vierjährigen Tochter in Bensheim. Obwohl er gute Erfahrungen im Nachwuchsfußball machte, habe ihm die tägliche Arbeit mit den Leistungssportlerinnen und die Kommunikation auf Augenhöhe gefehlt. "Frauenfußball ist familiärer, hat eine größere Nähe zu den Fans und die Doppelfunktion als Trainer und Sportlicher Leiter hat mich gereizt", schildert Lerch, der bei der TSG Hoffenheim einen Vertrag bis 2025 unterschrieben hat.

Den Frauenfußball in der Region will er fördern. Die Voraussetzungen mit der Infrastruktur und den Plätzen seien im Förderzentrum St. Leon-Rot mit denen beim VFL Wolfsburg vergleichbar und eine Platzierung, die zu den Champions League-Spielen berechtigt, sei machbar.

Obwohl die kürzliche Heimniederlage gegen den SC Freiburg, die aktuell die Tabellenführung vor den Bayern und Wolfsburg bedeutet hätte, schmerzt, sieht Lerch, der mit Philipp Arnold und Nadine Rolser zwei Co-Trainer an seiner Seite hat, seine Mannschaft auf einem guten Weg. Die Spielphilosophie ist klar offensiv mit hoher Laufbereitschaft und Aktivität ausgerichtet. Nach dem Sieg in Köln sah die Fußballwelt zunächst wieder besser aus, doch dann folgte gegen Essen die zweite Heimniederlage hintereinander. Ein Rückschlag.

Lerch merkt an: "Klar, wollen die Mädels mindestens den dritten Platz und wieder in die Champions League". Die Mannschaften in der Frauen-Bundesliga seien noch näher zusammengerückt und es gebe keine leichten Gegner mehr. "Wir haben vor Saisonbeginn kein spezielles Ziel ausgegeben, doch im Trainerteam bereiten wir die Mannschaft so vor, dass sie jedes Spiel erfolgreich gestalten kann. Zudem möchten wir attraktiven Fußball zeigen. Das ist unser Anspruch." Gerade der Pokalwettbewerb biete die Chance, das Finale in Köln zu erreichen und den Titel zu gewinnen.

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Wie bei den Männern habe sich auch der Frauenfußball in den vergangenen Jahren sehr verändert: "Es ist mehr Geld im Spiel und alles wird zum Event gemacht", sagt Lerch. Gerade bei den Männern würden Unsummen für Spieler aufgerufen. "Die früheren Werte beim Fußball sind für mich nicht mehr so klar erkennbar", kritisiert Lerch. Dabei seien Dinge wie Nachhaltigkeit, gesellschaftliche Verantwortung, Klima- und Umweltschutz – auch aufgrund vieler Flugreisen – sowie die Belastungsfähigkeit der Spielerinnen und Spieler wichtige Themen.

Für Hobbys neben dem Fußball bleibt für Lerch, der einst Biologie und Sport auf Lehramt studierte, nicht viel Zeit: Zusammensein, Radfahren, im Winter Langlauf. Auf Unterstützung der Familie bei den Spielen kann er zählen: "Mein Vater, der auch mein erster Trainer war, ist leider früh verstorben. Da war ich gerade 14 Jahre alt, doch meine Mutter war und ist bei fast allen Spielen im Stadion."

Die tägliche Arbeit mit Konzeption, Matchplan, Vor- und Nachbereitung oder Spielanalyse sei sehr herausfordernd, mache jedoch großen Spaß, zumal die Frauen, die letztlich nicht weniger als die männlichen Profis investierten, sehr wissbegierig seien. "Gerade dieser Tatsache geschuldet, müssen im Frauensport mehr Anreize und Verbesserungen in allen Bereichen, beispielsweise mit einer medialen Reichweite, geschaffen werden", findet Lerch. Leider habe der Hype nach dem WM-Vorrunden-Aus des Nationalteams einen kleinen Knacks bekommen.

Klar, dass Lerch vor kurzer Zeit das Länderspiel der Frauen zwischen Deutschland und Wales in Sinsheim besuchte, zumal mit Sarai Linder eine seiner Spielerinnen im Einsatz war. Während seiner Zeit in Wolfsburg hat Stephan Lerch auch Spiele im benachbarten Ausland angeschaut und war unter anderem auch bei einer Begegnung von Inter Mailand im San Siro-Stadion. Bei den TSG-Profis in Sinsheim habe es aus Zeitgründen noch nicht gepasst, doch verfolgt er natürlich, was dort passiert und sieht die Mannschaft von Trainer Pellegrino Matarazzo am Saisonende, im Gegensatz zur stressigen Spielrunde im Vorjahr, "im oberen Tabellendrittel".

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