Max Moerstedt ist ein echter Neuner (plus Podcast)
Mit Max Moerstedt hat die TSG Hoffenheim einen U17-Weltmeister in ihren Reihen. Der Stürmer wird die Wintervorbereitung bei den Profis absolvieren.

Von Christoph Offner
Hoffenheim. "Zu viel Aufmerksamkeit ist ihm unangenehm", sagte Tobias Nubbemeyer. Der Trainer der U 19 der TSG Hoffenheim sprach über Max Moerstedt. Der einzige Haken? Als frisch gebackener U 17-Weltmeister ist Medienrummel vorprogrammiert. Am Samstag schlugen die DFB-Talente im Endspiel Frankreich im Elfmeterschießen (4:3), am Montag wurde das Team von Trainer Christian Wück in der DFB-Akademie empfangen, trug sich anschließend ins Goldene Buch der Stadt Frankfurt ein. Die Kameras waren seit der Rückkehr aus Indonesien ständiger Begleiter.
Mehr als 30.000 Menschen haben den Instagram-Account von Moerstedt in den vier WM-Wochen abonniert. Plötzlich wird der 17-Jährige auf der Straße erkannt, um Fotos gebeten. "Einfach unglaublich. Es wird Zeit brauchen, das alles zu realisieren", sagte Moerstedt, seine Goldmedaille um den Hals, am Mittwoch im Dietmar-Hopp-Stadion.
Nur wenige Stunden zuvor, gab TSG-Trainer Pellegrino Matarazzo bekannt, dass der 1,94-Meter-Schlacks die Winter-Vorbereitung bei den Bundesliga-Profis absolvieren wird. "Max ist ein Top-Talent und ein guter Junge. Ihm stehen bei uns alle Türen offen", sagte der Italo-Amerikaner auf der Pressekonferenz vor der Partie gegen den VfL Bochum (Freitag, 20.30 Uhr). "Alleine schon wegen der Größe", will sich Moerstedt dann bei Wout Weghorst einiges abschauen. Aber: "Die Spielstätte soll weiterhin die U 19 bleiben", betonte Pirmin Schwegler, Direktor Profi-Fußball bei den Kraichgauern.
Noch am Montag sagte Rudi Völler, dass "die Basis" für eine Profikarriere der gefeierten U17-Weltmeister sei, "in den Klubs auch zum Einsatz zu kommen". Und die stimmt bei Moerstedt augenscheinlich. Denn die Durchlässigkeit vom Jugend- in den Herrenbereich ist bei "Hoffe" in den letzten Jahren groß. "Tom Bischof, Umut Tohumcu, Muhammed Damar und Maxi Beier – die TSG wirft immer wieder junge Spieler rein", sagte Nubbemeyer. Der 30-Jährige traut Moerstedt eine große Zukunft zu. Der Stürmer, so Nubbemeyer, sei "sehr komplett": "Er ist mit seiner Größe und seiner Technik ein einzigartiger Spielertyp. Wir suchen in Deutschland echte Neuner. Max ist einer."
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Die Erinnerungen an das WM-Turnier, da ist sich Moerstedt, der vier Tore und zwei Vorlagen zum Titelgewinn beisteuerte, sicher, werden für immer bleiben. "Wir sind einfach ein verschworener Haufen", sagte der Oftersheimer. Von rassistischen Kommentaren in den Sozialen Medien ("Das hat uns gar nicht interessiert") über die extremen klimatischen Bedingungen – in Indonesien herrschten teilweise 90 Prozent Luftfeuchtigkeit – bis zum Büffeln für die Schule ("Ab dem Achtelfinale hatten wir frei") – nichts brachte das Wück-Team aus dem Konzept.
Ein halbes Jahr nach dem EM-Titel – auch damals war Frankreich der Gegner, auch damals hatte Deutschland im Elfmeterschießen das bessere Ende für sich – die Weltmeisterschaft zu gewinnen, sei "einfach geil", schmunzelte Moerstedt. Dass er im Finale vom Punkt antrat, war eigentlich nicht geplant. Denn im TSG-Dress vergab er zuletzt zweimal. "Eigentlich wollte ich nicht schießen, aber der Trainer hat mich gefragt. Da wollte ich Verantwortung übernehmen", sagte Moerstedt.
Mit zehn Treffern in neun A-Jugend-Bundesliga-Spielen ist Moerstedt Top-Torjäger, auch im DFB-Pokal hat er bereits viermal genetzt. Mit dem U19-Team hat er noch Großes vor in dieser Saison. "Ich will die Meisterschaft und den Pokal holen", sagte Moerstedt.
Wer solche Ziele hat, der wird sich auch an die Aufmerksamkeit gewöhnen.