Trainer Lerch kritisiert Spielpan mit zwei Spielen in fünf Tagen
"Das ist nicht fair": Bisher ist nur die TSG Hoffenheim vom Montags und Freitagsspiel betroffen.

Von Michael Rappe
St. Leon-Rot. "Wir dachten, das ist ein Witz." Stephan Lerch, Trainer des Frauenfußball-Bundesligisten TSG Hoffenheim, konnte es nicht glauben, als er erfuhr: Die TSG soll bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen zwei Abendspiele binnen fünf Tagen austragen. Hintergrund: Seit dieser Saison gibt es neben einem Freitagabend- auch ein Montagabendspiel; Letzteres wird im freien Fernsehen von Sport1 übertragen.
Die Fernsehgelder erhöhten sich insgesamt. Am 9. Oktober spielte die TSG ihr erstes Montagsspiel (2:2 gegen Bayer Leverkusen) und musste direkt am folgenden Freitag in Nürnberg antreten (3:0). Schon damals hatte TSG-Trainer Lerch seinen Unmut bekundet. "Wenn man auf die beiden Champions-League-Teilnehmer Bayern und Wolfsburg Rücksicht nimmt, ist das in Ordnung, aber es sollte trotzdem den Spielraum geben, dass die Teams, die am Montag spielen, nicht schon am darauffolgenden Freitag antreten müssen", ärgert sich Lerch.
Bisher hat es aber nur – und das schon zum zweiten Mal - die TSG getroffen und in dieser Woche Eintracht Frankfurt, das nach dem 1:0 am Montag in Bremen diesen Freitag auf Leverkusen trifft. Die Hessinnen werden dies aber wegen ihres Champions-League-Einsatzes in der kommenden Woche gutheißen.
Dass die TSG nun am kommenden Montag beim 1. FC Köln und vier Tage später daheim gegen die SGS Essen antreten muss, ruft bei Lerch deutliche Kritik hervor. "Das ist nicht fair", stellte er klar. Ein Mitspracherecht haben die Vereine nicht. Natürlich sei die steigende mediale Reichweite immens wichtig, und grundsätzlich mag Lerch auch Flutlichtspiele, egal ob Montag oder Freitag. Aber ihm geht es um die Gesundheit der Spielerinnen, um die Regenerationszeit, um eine gute Wochenstruktur. "Ich bin mir sicher, dass nicht nur wir uns über die Ansetzungen gewundert haben", betonte Lerch.
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Nach der Partie in Köln (Spielende gegen 21.15 Uhr) wird Hoffenheim noch die Heimreise antreten. "Dann sind wir erst mitten in der Nacht zu Hause und müssen das Dienstagstraining verschieben", erklärte Lerch, "der Biorhythmus ist total gestört. Das wäre nicht so problematisch, wenn wir nicht vier Tage später schon das nächste Spiel bestreiten müssten." Als einziger richtiger Trainingstag bleibt dann der Mittwoch, Donnerstag ist bereits Spielvorbereitung.
Lerch, der auch Sportlicher Leiter ist, weist daraufhin, dass der Kader der TSG nicht für eine Champions-League-Teilnahme zusammengestellt wurde. Zwar ist er quantitativ stärker geworden, doch in der Spitze nicht unbedingt. Und angesichts der Verletzungsmisere – Melissa Kössler, Isabella Hartig, Julia Hickelsberger, Leonie Maier, Franziska Harsch und Laura Dick fielen zuletzt aus – ist eine kurze Regeneration wenig förderlich.
"Wir sind nicht Bayern oder Wolfsburg", sagte Lerch. Eine leicht angeschlagene Spielerin kann bei fünf oder sechs Tagen Pause zum nächsten Spiel wieder fit werden, bei drei Tagen Pause unter Umständen nicht. "Musste das wirklich sein?", fragt sich Lerch, der für dieses Thema sensibilisieren möchte.