Vorsitzender hofft auf bessere Situation Mitte 2021
"Die Vereine haben sich vorbildlich verhalten", sagt Gerhard Schäfer im RNZ-Gespräch.

Von Claus-Peter Bach
Heidelberg. Rund 50 Prozent der Vereine im Sportkreis Heidelberg bieten ihren Mitgliedern aufgrund der Coronavirus-Pandemie Online-Mitmachprogramme an und versuchen so, die Sporttreibenden auch während des zweiten Lockdowns körperlich fit zu halten. Damit zeigt sich Gerhard Schäfer, der 73-jährige Sportkreis-Vorsitzende und Vizepräsident für Bildung und Qualifikation des Badischen Sportbundes Nord, zufrieden. Schäfer ist davon überzeugt, "dass die Situation Mitte 2021 besser sein wird als jetzt."
Herr Schäfer, womit beschäftigt sich ein Sportkreis-Vorsitzender während der Pandemie?
Während des ersten Lockdowns habe ich mich mit der Frage beschäftigt, wie Sportbund und Sportkreis die Vereine unterstützen können. Als man sich nicht mehr in gewohnter Weise bewegen durfte, hat meine liebe Frau Adelheid den Wunsch nach einer Gartenlaube geäußert, den ich dann unter Verwendung alter Dachbalken und eines ausrangierten Schlafzimmerschranks erfüllt habe. Die Laube ist gar nicht übel geworden; das jedenfalls meint mein Sohn, der Schreiner ist. Außerdem habe ich die Ziehharmonika meines Vaters wiederbelebt und nehme Unterricht bei Markus Tyroller in Peterstal. Die Ziehharmonika ist ein diatonisches Instrument und schwer zu beherrschen, aber es ist ein perfektes Gehirn- und Koordinationstraining.
Wie schützen Sie sich vor dem Virus?
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Ich bin überzeugter Maskenträger, führe mit dem Sportkreis-Vorstand ausschließlich digitale Konferenzen durch und habe auch die privaten Kontakte strikt minimiert. Nur meine Tochter und die Enkel durften uns über Weihnachten besuchen.
Wie bewerten Sie die Einschränkungen für den Sport?
An den AHA-Regeln führt kein Weg vorbei, und ich kann auch nachvollziehen, dass die Behörden diesen strengen Lockdown verhängt haben. Insbesondere für Kinder und Jugendliche ist es jedoch sehr schade, dass sie momentan in den Vereinen keinen Sport treiben dürfen. Was spräche gegen Trainingstreffs im Freien? Mein Enkel Louis zum Beispiel ist 16 und begeisterter Skateboarder. Sein Bewegungsdrang ist groß. Er müsste sich mit seinen Freunden bewegen dürfen, um nicht trübsinnig zu werden.
Wie ist die Lage der Heidelberger Vereine inmitten des zweiten Lockdowns?
Die Not hält sich im Rahmen. Allerdings ist ein deutlicher Mitgliederschwund in den Vereinen zu befürchten. Normalerweise werden Mitgliederverluste im Laufe eines Jahres durch Neueintritte ausgeglichen. Das war 2020 nicht so. Es gab aufgrund des sehr eingeschränkten Sportangebotes und der weggefallenen Werbemaßnahmen der Vereine kaum Neuanmeldungen.
Der Sportkreis berät die Vereine. Welche Ratschläge geben Sie während der Pandemie?
Wir haben eine Online-Umfrage durchgeführt und erfahren, dass rund 50 Prozent unserer Vereine unserem Rat gefolgt sind, digitale Mitmachprogramme für ihre Mitglieder anzubieten. Außerdem haben Sportbund und Sportkreis angeregt, die Online-Fortbildungen für Übungsleitende, Trainerinnen und Trainer sowie Vereinsmanagerinnen und Vereinsmanager in der Zeit zu nutzen, in der keine Wettkämpfe stattfinden dürfen. Die Vereine können sich also jetzt fit für die Zukunft nach Corona machen.
Die Landesregierung hat am 16. Dezember weitere 7,5 Millionen Euro Soforthilfen für den Vereinssport beschlossen. Die 11,6 Millionen im Frühjahr und Sommer wurden bereits in Anspruch genommen. In welchen Vereinen ist die Not am größten?
In den Vereinen, die ihre Spieler und Trainer hoch vergüten und in Vereinen mit vielen hauptberuflichen Mitarbeitenden und mit Kursangeboten – also hauptsächlich in den Großvereinen. Die Kursgebühren sind weggefallen, das Personal muss bezahlt werden. Kurzarbeit hilft in dieser schlimmen Lage aber sehr.
2021 wird der Sportkreis Heidelberg 75 Jahre alt. Wie soll das Jubiläum gefeiert werden?
Wenn es das Virus erlaubt, wird es beim "Schaufenster des Sports" am 4. Juli auf den Neckarwiesen einen Rückblick auf diese 75 Jahre mit Kurzinterviews bekannter Sportlerinnen und Sportler geben. Außerdem erarbeiten wir gegenwärtig eine digitale Festschrift, in der unter anderem die besten Athletinnen und Athleten aus unseren Fachkreisen Erwähnung finden. In Heidelberg gab es in den letzten 75 Jahren zahlreiche Meisterinnen und Meister des Sports, sogar Olympiasieger!
Welche Projekte hat sich der Sportkreis für 2021 vorgenommen?
Wir möchten die 2020 ausgefallenen Sportlerehrungen im April oder Mai nachholen und mit den Ehrungen 2021 durchführen. Wir planen ein Fest des Sports des Rhein-Neckar-Kreises im Juni im Schlosspark von Eichtersheim, und wir wollen die Partnerschaftsjubiläen 30 Jahre Bautzen, 50 Jahre Vichy und 55 Jahre Cambridge feiern.
Sie kämpfen für die Erhaltung und Instandsetzung der Sportflächen und Hallen im Patrick Henry Village, Oberbürgermeister Professor Dr. Eckart Würzner auch. Gibt es Widerstände?
Ich hoffe, dass PHV so gestaltet wird, dass Sportvereine sich dort gut entfalten und zum Wohle der Bevölkerung wirken können. Drei Hallen könnten ab März 2021 kostengünstig als Kaltlufthallen genutzt werden. Wir freuen uns 2021 aber auch über die Erweiterung des Turnzentrums, die Fertigstellung der Boxhalle am Olympiastützpunkt und die Einweihung des SNP Domes an der Speyerer Straße.
Blicken Sie bitte mal auf 2021!
Da ich immer positiv in die Zukunft schaue, glaube ich, dass die Situation nach den Impfungen wesentlich besser sein wird als jetzt. Ich möchte ausdrücklich unsere Vereine loben, die sich in der Pandemie vorbildlich verhalten haben.



