Ein bisschen wie bei Kenan Kocak
Seit Michael Fink SVW-Trainer ist, gibt es kaum noch Gegentreffer

Gibt schon wieder die Richtung vor: Waldhof-Mittelfeldspieler Daniel di Gregorio. Foto: vaf
Von Michael Wilkening
Mannheim. Gegen den KSV Hessen Kassel gehörte auch Glück dazu, damit die beeindruckende Serie hielt. Bei einem Pfostenkopfball von Sebastian Schmeer wackelte die Null beim SV Waldhof Mannheim, am Ende stand sie trotzdem wieder. Mit 16 von 18 möglichen Punkten seit der Amtsübernahme von Michael Fink hat sich der SV Waldhof an den zweiten Tabellenplatz herangepirscht - und dabei in sechs Partien ganze zwei Gegentreffer hinnehmen müssen.
Mit dem knappen 1:0 (0:0)-Sieg gegen die Nordhessen verteidigten die Waldhöfer den dritten Tabellenplatz und gewannen damit eine Partie, deren passenderes Ergebnis wohl ein 0:0 gewesen wäre. Zwischenzeitlich waren einige der 3500 Besucher im Stadion in die Versuchung gekommen, sich die Wollmützen, die gegen die Novemberkälte helfen sollten, etwas tiefer und damit über die Augen zu ziehen. Am Ende überwog dennoch die Freude, denn ein Sieg entschädigt einen Fan auch für zwischenzeitlichen Leerlauf.
Beim Blick auf die Resultate unter Fink - drei Mal gab es ein 2:0, zwei Mal ein 1:0 - wird man zwangsläufig an die Zeit erinnert, als Kenan Kocak Trainer der Mannheimer war und der Waldhof vor zwei Jahren mit nur 19 Gegentoren souverän Meister der Regionalliga wurde. Fink war zu dieser Zeit spielender Co-Trainer und Chef der Vierer-Abwehrreihe. "Fakt ist, dass ich Wert auf eine stabile Defensive lege und wir im Training viel am taktischen Verhalten gearbeitet haben, auch im Defensivbereich", sagt Fink. Natürlich hat er Anstöße von Kocak bekommen, als Kopie will er sein Wirken aber nicht verstanden wissen: "Ich versuche, meine eigene Linie zu finden."
Das funktioniert offensichtlich ganz gut und ist erfolgreich - auch wenn das Erlebnis auf dem Platz noch nicht mit der stolzen Erfolgsbilanz mithalten kann. Gegen Kassel fielen die Mannheimer nach 20 guten Anfangsminuten, in denen der Ansatz offenbar wurde, mit Ballstafetten vor das Tor des Kontrahenten zu gelangen, in ein spielerisches Tal, aus dem sie erst knapp 20 Minuten vor dem Ende wieder herausfanden. Es klappt noch nicht alles, was Fink von seinen Spielern verlangt. Belohnt wurde eine willensstarke Schlussphase trotzdem, mit dem Siegtreffer durch einen sicher verwandelten Foulelfmeter von Daniel di Gregorio (80.). Zuvor war der eingewechselte Maurice Deville im Strafraum regelwidrig daran gehindert worden, eine perfekte Flanke des ebenfalls neu ins Spiel gekommenen Mete Celik ins Tor zu schießen.
"Kassel spielt sehr mannorientiert, da muss man sich immer wieder lösen und mehr laufen als der Gegner. Das ist aufwendig und schwer", sagte der Siegtorschütze. Di Gregorio tat das vorbildlich und wird von Woche zu Woche deutlicher zum wichtigsten Akteur im Mittelfeld. Lange eineinhalb Jahre musste er nach einer komplizierten Knie-Verletzung darauf warten, wieder auf dem Platz zu stehen. Mit dem Wechsel auf der Trainerbank zu Fink stand der Deutsch-Italiener wieder in der Startformation und besticht mit Ruhe, Übersicht und Gefühl für Spielsituationen. "Ich bin froh, wenn ich Spielminuten bekomme, jede davon hilft mir", sagte di Gregorio. Den langsamen aber stetigen Weg des laufstarken Technikers zurück zur besten Form beobachten die Waldhof-Fans seit ein paar Wochen mit zunehmender Freude. In der Saison 2015/16, als die Mannheimer mit der besten Defensive der Liga, souveräner Meister wurden, war di Gregorio übrigens auch ein zentraler Bestandteil der Mannschaft.
SV Waldhof: Scholz - Meyerhöfer, Conrad, Nennhuber, Amin - Ivan, Diring, di Gregorio (90. Kiefer), Sommer (60. Deville) - Koep, Hebisch (71. Celik)
KSV Hessen Kassel: Hartmann - Rakk, Albrecht (64. Leinhos), Schmik, Korb - Brill - Dawid, Schwechel (83. Lensch), Najjer, Saric (76. Sattorov) - Schmeer
Zuschauer: 3540; Schiedsrichter: Braun (Güdingen); Tor: 1:0 di Gregorio (80., Foulelfmeter).