Das sagt der Präsident zum Abschied
Klaus-Rüdiger Geschwill tritt ab: "Es ist auch eine Traurigkeit zu spüren" - Bernd Beetz will dessen Nachfolger werden

Klaus-Rüdiger Geschwill hört heute Abend nach Differenzen mit Investor Bernd Beetz als Präsident des SV Waldhof auf. Foto: vaf
Von Michael Wilkening
Mannheim. Im Fußball kennt Klaus-Rüdiger Geschwill nur zwei Farben: Blau und Schwarz. Als Kind schaute er sich zunächst begeistert Spiele des FV Brühl an, dessen Vereinsfarben die gleichen sind wie die des SV Waldhof. Mit neun Jahren wurde der heute 60-Jährige von einem Onkel erstmals mit zum SV Waldhof genommen und hatte seine Liebe zum Traditionsverein aus dem Mannheimer Norden schnell entdeckt.
Am Mittwoch tritt der Unternehmer von seinem Amt als Präsident des SV Waldhof zurück, das er seit 2016 bekleidete, zuvor fungierte er als Finanzvorstand. Im Interview zieht er eine Bilanz nach ereignisreichen Jahren an der Spitze des ambitionierten Regionalligisten.
Herr Geschwill, kann Ihre Frau schon überblicken, was in den kommenden Wochen und Monaten auf sie zukommt?
(lacht) Meine Frau weiß gar nicht, was sie mit mir machen soll. Sie ist es nicht gewohnt, dass ich öfter mal zur Verfügung stehe. Aber sie freut sich darauf, dass wir mehr Freizeit zusammen verbringen können.
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Wie groß ist Ihre Freude, die Last des Amtes als Waldhof-Präsident nicht mehr auf Ihren Schultern tragen zu müssen?
Auf der einen Seite spürt man, wie Belastungen langsam abfallen, aber es ist auch eine Traurigkeit zu spüren. Die Aufgaben haben mir Spaß gemacht. Nachdem ich mich nach der Ausgliederung daran gewöhnen musste, keinen Einfluss mehr auf das operative Geschäft der Ersten Mannschaft zu haben, habe ich mich intensiv um die anderen Abteilungen im Verein gekümmert.
Was bleibt nach insgesamt acht Jahren im Präsidium des SVW hängen?
Der Aufstieg aus der Ober- in die Regionalliga, der uns als neu gewähltes Präsidium ein Stück weit in den Schoß gefallen ist, war ein schöner Moment. Wir haben auch danach tolle Spielzeiten mit den Trainern Kenan Kocak und Gerd Dais erlebt, auch wenn es am Ende nicht zum erhofften Aufstieg gereicht hat. Letztlich habe ich in der Zeit beim SVW tolle Menschen kennengelernt, diese Begegnungen haben mein Leben bereichert.
Nicht alles war positiv, denn Sie geben Ihr Amt vorzeitig ab, weil es Differenzen mit dem Investor Bernd Beetz gibt …
Dazu möchte ich mich nicht mehr öffentlich äußern, denn wir haben uns in einer Stellungnahme als Präsidium dazu geäußert. Es soll jetzt keine schmutzige Wäsche gewaschen werden. Aber es ist ja kein Geheimnis, dass wir als Präsidium mit den anderen Leuten im Aufsichtsrat der GmbH nicht mehr konnten. Deshalb musste diese Lösung her, um die wir intern monatelang mit uns selbst gerungen haben. Dieser Entschluss ist uns nicht leicht gefallen.
Sie verpassen es, als Präsident dabei zu sein, wenn möglicherweise der lang ersehnte Aufstieg in die 3. Liga gelingt …
Mich freut es unheimlich, wie die Erste Mannschaft und die U23 im Moment spielen und wie sie in der Tabelle stehen. Eventuell gibt es im kommenden Jahr zwei Aufstiege zu feiern, was wunderbar wäre. Aber wenn ich den Gedanken gehabt hätte, das vielleicht noch als Präsident mitnehmen zu wollen, wäre das nicht ehrlich gewesen.
Mal angenommen, der SV Waldhof schafft tatsächlich den Aufstieg. Wie hoch würden Sie den prozentualen Anteil des Präsidenten Klaus-Rüdiger Geschwill ansetzen?
Ganz klar bei null Prozent. Das Lob würden den Spielern, dem Trainerteam und der Sportliche Leitung gebühren. Und der Person, die die Rahmenbedingungen trägt, damit ein solcher Erfolg möglich ist, also Bernd Beetz.
Der kandidiert jetzt als Ihr Nachfolger. Was halten Sie von dieser Lösung?
Wenn er sich mit dem e.V. auseinandersetzt und sich ein eigenes Bild von den Abteilungen macht, kann das eine gute Sache werden. Wichtig wird sein, dass er Präsenz und Engagement zeigt. Diese Aufgabe bedeutet mehr, als Geld zu geben.
Apropos Geld: Sie haben dem Klub Darlehen zur Verfügung gestellt, die Rede ist von einer Gesamtsumme im mittleren sechsstelligen Bereich. Was passiert damit, wenn Sie aus dem Amt ausscheiden?
Bis zum kommenden Sommer gibt es feste Vereinbarungen. Wenn es darüber hinaus vernünftige Gespräche gibt, wird es zu Lösungen kommen, die der Sache nicht abträglich sind.
Wird es Sie weiterhin als Fan und Unterstützer des SV Waldhof geben?
Eins vorneweg, am Freitag bin ich gegen die TSG Hoffenheim II nicht im Stadion. Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich nicht mehr Präsident bin, sondern schlicht damit, dass ich in der Firma Weihnachtsfeier habe. Ansonsten bleibe ich als Fan erhalten und werde so oft es geht live im Stadion mitfiebern.