Ein Sieg mit starkem Umschaltspiel und sehenswerten Toren
SV Sandhausen holt mit 3:2 gegen Hessen Kassel die ersten Punkte
Von Christoph Offner
Sandhausen. Es war eine Niederlage, die sich wie ein Sieg angefühlt hat. Das 2:4 gegen RB Leipzig in der 1. Runde des DFB-Pokals sollte für den SV Sandhausen zur Initialzündung werden. Nach zwei Niederlagen zum Auftakt (1:2 gegen FSV Frankfurt und 2:3 bei den Stuttgarter Kickers) wollten die Kurpfälzer endlich auch in der Regionalliga Südwest in die Erfolgsspur finden – am besten schon am Dienstagabend gegen Hessen Kassel.
Das gelang. Das Team von Trainer Olaf Janßen schlug die Löwen mit 3:2 (2:0). Pascal Testroet (8./58 Minute) und Jahn Herrmann (35.) trafen für die Schwarz-Weißen, Benjaim Girth (48.) und Zvonimir Plavcic (89.) konnte für die von Ex-Profi René Klingebeil trainierten Gäste jeweils nur den Anschluss herstellen (48.). Dank des ersten Dreiers der Saison kletterte das Janßen-Team in der Tabelle von Platz 17 auf 11. Der Startschuss auf dem Weg nach oben?
Jürgen Machmeier hatte seinen Profis attestiert, gegen den Bundesligisten aus Sachsen "ein Mega-Spiel" gemacht zu haben – und der Präsident freute sich "auf die nächsten Spiele". Etwas mehr als 72 Stunden, nachdem sein Klub an der Pokal-Sensation geschnuppert hatte, dürfte der Optimismus beim Multi-Unternehmer weiter gewachsen sein.
Die Janßen-Elf erwischte einen guten Start: Kwabe Schulz fand mit einem langen Ball Louis Kolbe, der Rechtsverteidiger setzte sich gegen Tobias Boche durch – und bediente im Strafraum Pascal Testroet, der aus kurzer Distanz einschob (8.). "Wir werden voll da sein und wieder alles reinwerfen", hatte der Kapitän im Vorfeld angekündigt.
Und zumindest in der Anfangsviertelstunde hielten "Paco" und Co. Wort: Der SVS gab den Ton an, holte sich bei Ballverlusten dank gutem Gegenpressing die Kugel schnell wieder.
Doch nach der ersten Trinkpause meldete sich zunehmend der KSV – in Person von Emre Boeyuekata – an. Erst testete er Arthur Lyska mit einem Schuss von Strafraumeck (23.). Dann zischte eine scharfe Flanke des Linksaußen am langen Pfosten vorbei (27.), ehe Boeyuekata im Strafraum im letzten Moment von Schulz geblockt wurde (29.).
Der Ausgleich lag in der Luft. Doch stattdessen erhöhte der SVS – und zwar mit einem traumhaften Spielzug. Denis Pfaffenrot eroberte am Mittelkreis den Ball. Der ehemalige U 19-Nationalspieler bediente Testroet, lief mit und bekam die Kugel wieder. Im Strafraum legte Pfaffenrot erneut auf Testroet ab, der die Übersicht bewahrte und am langen Pfosten Herrmann sah, der keine Mühe hatte (35.). Danach passierte bis zur Pause nichts mehr.
Kaum zurück aus der Kabine zappelte der Ball dann allerdings im SVS-Netz. Und wieder einmal ging dem Treffer von Girth (48.) ein schlimmer Ballverlust voraus. Boeyuekata fing einen Pass von Yannick Osée auf Pfaffenrot ab, über Phinees Bonianga kam die Kugel zu Lukas Rupp, die Hereingabe des gebürtigen Heidelbergers schob der KSV-Stürmer ein.
Girth sei "ein Typ ähnlich wie unser Pascal Testroet" hatte Janßen gewarnt. Gut, dass der SVS Testroet hat. Denn der 34-Jährige stellte bei einem Konter, den er selbst eingeleitet hatte, den alten Abstand wieder her (58.). Als kurz vor Schluss Plavcic noch einmal verkürzte (89.), musste der SVS noch einmal zittern. Doch das Janßen-Team brachte den Sieg – dieses Mal war es nicht nur ein gefühlter – über die Zeit.
Sandhausen: Lyska – Schulz, Wimmer (46. Osée), Akmestanli – Kolbe (77. Gipson), Ampadu (77. Ramusovic), Tarnat, Pfaffenrot (84. Wagner) – de Meester (46. Halbauer), Testroet, Herrmann
Kassel: Weyand – Najjer, Brill, Springfeld, Boche – Stark (79. Plavcic), Rupp (79. Schlüsselburg), Bravo Sanchez – Bonianga, Girth (79. Podolski), Boeyuekata (61. Bräunling)
Schiedsrichter: Niclas Zemke (Fischbach)
Zuschauer: 2514
Tore: 1:0 Testroet (8.), 2:0 Herrmann (35.), 2:1 Girth (48.), 3:1 Testroet (58.), 3:2 Plavcic (89.)
