MLP Academics gegen Trier

Die Heidelberger Basketballer verlieren auch gegen den Aufsteiger

Mit der Routine eines Spitzenreiters schlägt Trier das tapfer kämpfende Champions-League-Team der Academics mit 80:76.

09.11.2025 UPDATE: 09.11.2025 20:10 Uhr 2 Minuten, 26 Sekunden
Osun Osunniyi und die MLP Academics setzten die Highlights, die Punkte aber nahmen die Trierer mit aus Heidelberg. Foto: Pix

Von Nikolas Beck

Heidelberg. Als Triers Jordan Roland gerade mit der Routine eines Spitzenreiters über eine Partie sinnierte, die vielleicht nicht immer schön, aber intensiv gewesen sei – und am Ende eben zwei weitere wichtige Punkte fürs Tableau bringe, saß Heidelbergs Mateo Seric keine zwei Meter entfernt und wartete. Die Ellenbogen auf den Knien abgestützt, geknickt und geschlagen.

Verkehrte Welt im SNP Dome. Am frühen Sonntagabend freute sich der Aufsteiger aus Trier mit seinen rund 300 mitgereisten Fans beim 80:76 (41:36) über den sechsten Sieg im siebten Ligaspiel und die nicht weniger als sensationelle Tabellenführung. Die Champions-League-Teilnehmer der MLP Academics dagegen erhielten vom Rest in der mit 4518 Zuschauern ausverkauften Halle aufmunternden Applaus – aber standen mal wieder, zum sechsten Mal nach dem siebten Ligaspiel, mit leeren Händen da.

"Sehr bitter", fand es Seric: "Wir haben alles reingehauen, aber konnten uns am Ende wieder nicht belohnen." Auch, weil sich das Reboundverhalten der Jungs vom Neckar allmählich in einen regelrechten Albtraum zu verwandeln scheint. "Es hapert an den Grundlagen", hatte der verletzte Kapitän Paul Zipser vor Spielbeginn eingeräumt und betont: "Wir wollen schnell und aggressiv spielen, aber dazu müssen wir gut verteidigen und vor allem die Rebounds holen."

Das klappte zunächst wieder einmal überhaupt nicht. Sechs Offensivrebounds schnappten sich die Gladiators alleine in den ersten fünf Minuten, zogen schnell auf 8:2 (2.) und 28:16 (1. Viertel) davon. "Wir üben es, wir sprechen darüber, aber es in den Griff zu bekommen, ist ganz offensichtlich schwerer, als man sich das vorstellen mag", ärgerte sich Jansson hinterher über das mit 27:46 mal wieder überdeutlich verlorene Duell um die Abpraller unterm Korb.

"Und dennoch...", hielt der Finne zu Recht fest, "dennoch finden wir einen Weg uns in die Partie zu kämpfen." Michael Weathers war es, der die Heidelberger auf diesen führte. Zwei Blocks, drei Steals, drei Assists und 15 Punkte standen zur Pause im Zwischenzeugnis des US-Amerikaners. Beinahe im Alleingang hatte der 28-Jährige seine Kollegen wieder in Schlagdistanz gebracht. "Wir haben zuletzt zu oft die nötige Energie vermissen lassen", berichtete Weathers, "da wollte ich vorangehen und meinem Team helfen."

Energie: Davon hat der Zwillingsbruder von Academics-Kraftpaket Marcus bekanntermaßen eine ganze Menge. Und die war auch dringend nötig in dieser umkämpften Partie, deren Intensität nach dem Seitenwechsel noch einmal zulegte. Kleines Scharmützel von Michael Weathers und Triers Coach Jacques Schneider inklusive. In Sachen Einsatzbereitschaft könne man dem Team diesmal gewiss keinen Vorwurf machen, fand auch Sportchef Vogel.

Mit zwei erfolgreichen Jumpern aus der Mitteldistanz hintereinander glich Seric erstmals aus (52:52/28.). Und gerade als "Heidelberg Hell" mal wieder zu eskalieren drohte, reagierte der Primus mit einem 8:0-Lauf. Mit 57:60 ging’s in die finalen zehn Minuten – in denen sich die Ereignisse wiederholten: Wieder war es Seric, diesmal mit einem Sprungwurf in Bedrängnis und einem Dreier hinterher, der gleichstellte (65:65/32.) – wieder gingen die nächsten fünf Zähler an Trier.

Kurios: Auch das dritte Mal für den Ausgleich verantwortlich war Seric, der in den ersten 20 Minuten gar nicht gepunktet hatte – und seine Kollegen mit 14 (!) Zählern binnen sechs Minuten auf die Siegerstraße zu bringen schien? Von wegen! "Ich hätte gerne ein, zwei Würfe weniger getroffen, wenn wir dafür als Gewinner vom Feld gehen", stöhnte der 26-Jährige.

Müßig zu spekulieren, warum es am Ende wieder nicht reichte für den jetzt Tabellen.-16. "Irgendwie ging uns am Ende die Puste aus, sodass wir offensiv keine Spielzüge mehr laufen konnten", so Jansson, der in den Schlussminuten "ein, zwei dumme Fehler" sowie reihenweise verworfene Freiwürfe beklagen musste.

Vermutlich war es einfach das größere Selbstvertrauen des Tabellenführers, das Trier unfassbare 28 (!) Ballverluste überstehen ließ. So routiniert wie Aufstiegsheld Roland hinterher am Mikrofon agierte, hatte er zuvor mit seinen Kameraden jedenfalls auch auf dem Feld stets die richtigen Antworten gefunden.

Heidelberg: Mi. Weathers 20 (1 Dreier), Seric 14 (2), Ma. Weathers 13 (1), McClain 13, Osunniyi 7 (1), Williamson 4, Reed 3 (1), Neskovic 2, Keßen, Ersek.

Trier: Roland (4), King 10 (2), Linßen 10, Brooks 8 (2), Mann 8 (2), Hollersbacher 7 (1), Adekunle 6 (2), Zirbes 6, Rapieque 3 (1), Akanno 2, Aav.

Stenogramm: 2:8 (2.), 8:14 (5.), 16:28 (1. Viertel), 20:33 (13.), 36:40 (18.), 36:41 (Halbzeit), 46:50 (25.), 52:52 (28.), 57:60 (3. Viertel), 72:70 (35.), 72:77 (38.), 76:80 (Endstand).

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