MLP Academics gegen Niners Chemnitz

Das Momentum spricht gegen Heidelbergs Basketballer

Die MLP Academics Heidelberg verlieren auch ihr Heimspiel gegen die Niners Chemnitz mit 83:90.

05.10.2025 UPDATE: 05.10.2025 20:15 Uhr 3 Minuten, 21 Sekunden
Academics-Anführer mit Wurfproblemen: DJ Horne, hier beim Korbleger, kam gegen Chemnitz auf magere fünf Punkte. Foto: cheesy

Von Jürgen Berger

Heidelberg. Es passte zu diesem Sonntagnachmittag im SNP Dome, dass Kevin Yebo noch Minuten nach dem 90:83 (41:35)-Sieg der Chemnitzer entspannt und mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht über das Parkett schlenderte.

Der Niners-Topscorer hatte zuvor mehrmals genau in den Augenblicken geglänzt, in denen die MLP Academics drauf und dran waren, das Momentum auf ihre Seite zu ziehen. Einer wie Yebo, der beim Playoff-Aus gegen den Rivalen vor einigen Monaten noch frustriert aus der Halle gestapft war, fehlte den Heidelbergern.

DJ Horne und Michael Weathers erlaubten sich, gerade in der Crunchtime, zu viele leichte Fehler. Das war einer der Hauptgründe für die dritte Niederlage der Jungs vom Neckar im dritten Bundesliga-Spiel.

"Mir ist relativ egal, bei welcher Statistik wir stehen. Wir müssen anfangen, normal Basketball zu spielen", sagte Sportchef Alex Vogel. "Wir haben diesmal vom Kampf her vieles besser gemacht, uns aber immer noch überhaupt nicht gefunden. Wir sind keine Einheit."

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Im Duell mit Chemnitz offenbarten sich die gleichen Schwachstellen wie schon beim BBL-Auftakt in Vechta und gegen Jena. Das frustriert, das verunsichert vor dem Champions-League-Start am Dientag (18 Uhr) beim griechischen Klub Promitheas Patras.

"Immer wenn wir uns zurückgekämpft hatten, hat die Energie nachgelassen. Das darf uns nicht mehr passieren. Wir müssen die Mentalität haben, dann noch einen draufzusetzen. Jeder von uns ist oft zu sehr auf sich konzentriert, wir müssen als Team denken", erläuterte Erol Ersek.

Er überzeugte als Energiegeber von der Bank. Immer wieder versuchte er, den schwächelnden Horne aufzubauen. "Ich habe DJ aufgemuntert. Wenn er frei ist, muss er werfen – selbst wenn er zuvor zehn Würfe danebengehauen hat. Das ist seine Rolle. Dafür brauchen wir ihn", betonte der Österreicher.

Diesen Zuspruch benötigt der US-Amerikaner, der gerade in schwierigen Phasen die Führungsrolle im Team übernehmen soll, auch. Zu oft ging sein Blick nach misslungenen Aktionen nach unten. Bei der Auftaktschlappe in Vechta kam er lediglich auf sechs Punkte, gegen Jena musste er wegen Zehenproblemen pausieren und nun waren es gegen die Niners erneut nur magere fünf Punkte.

Das ist zu wenig für seinen Anspruch. "DJ hatte auch letztes Jahr die eine oder andere schwächere Phase. Wir hoffen, dass er da schnell herauskommt. Gerade was seinen Wurf angeht. Es sind einige Spieler, die gerade nicht in Form sind", erklärte Vogel. Horne traf nur einen seiner sechs Versuche aus dem Feld und einen von fünf Dreiern. Insgesamt lag die Dreierquote der Academics vor 4249 Zuschauern bei 19 Prozent.

Auch das ist eine Statistik, die verdeutlicht, wo aktuell die Heidelberger Probleme liegen. Genauso wie die 90 Punkte des Gegners. Die Defensive bleibt eine Baustelle, auch wenn es in Phasen deutlich besser lief als zuletzt.

Und vor allem auch Neuzugang Sam Williamson aufblitzen ließ, zu was er fähig sein kann. "Chemnitz gewinnt 90 Prozent der umkämpfte Bälle, dann ist es schwer zu gewinnen. Dann kriegst Du 90 Punkte", haderte Mateo Seric und ergänzte: "Obwohl wir offensiv gefühlt kein gutes Spiel gemacht haben, erzielen wir 83 Punkte. Damit könnte man ein Spiel gewinnen."

Einen Mutmacher hat der Flügelspieler gefunden. Insgesamt bleibt die Hoffnung, dass die anstehenden Englischen Wochen helfen, das Zusammenspiel zu verbessern. Lernen durch Spielen also. Die nächste Chance den Bock umzustoßen, besteht schon am Dienstag. "In der Champions League ist sicher eine Portion Extramotivation dabei. Die meisten Jungs, und auch ich, haben noch nie auf dieser Bühne gespielt. Wir wollen dann das zeigen, was heute gefehlt hat", sagte Ersek.

Die vorhandenen PS eben endlich auf die Straße bringen. Vogel wünscht sich genau das. "Wir haben viel individuelle Klasse, aber am Ende kriegen wir das noch nicht als Team zusammen", beschrieb er die Situation. Es kann nur besser werden. Und vielleicht schlendern am Dienstagabend in Patras ja DJ Horne und Michael Weathers entspannt und mit einem zufriedenen Lächeln über das Parkett. Für die Entwicklung der Mannschaft wäre das ein Wunschszenario.


Stenogramm: 5:0 (3.), 7:11 (6.), 16:21 (1. Viertel), 27:30 (14.), 27:37 (16.), 35:41 (Halbzeit), 37:47 (14.), 44:48 (23.), 55:56 (27.), 64:67 (3. Viertel), 72:71 (33.), 78:78 (36.), 79:85 (38.), 83:90 (Endstand)

Heidelberg: Keßen 14 (1), Seric 14 (1), Williamson 14, Ma. Weathers 12, Mi. Weathers 7, Horne 5 (1), Ersek 5 (1), Zipser 5 (1), Osunniyi 4, McClain 2, Flowers 1

Chemnitz: Yebo 20, Davis 19 (3), Sibande 14 (1), Minchev 13 (1), Beran 9, Mushidi 8 (2), Brewer 6, Sow 1

Zuschauer: 4249


Die Stimmen zum Spiel

> Danny Jansson, Academics-Coach: "Ich denke, man kann einfach meine Aussage nach der Niederlage gegen Jena kopieren und wieder einfügen, denn es gibt nicht viel hinzuzufügen. Wir hatten in der gesamten zweiten Halbzeit die Chance, irgendwie zwei bis drei solide Spielzüge zusammenzubekommen, egal ob in der Offensive oder Defensive, aber wir haben es einfach nicht geschafft. Irgendwie schaffen wir es nicht, über den Berg zu kommen. Derzeit ist es schwierig, aber hoffentlich gibt es dieses Jahr noch genug Spiele, damit wir irgendwann erkennen, dass wir tatsächlich gewinnen können. Ich denke, dass wir davon nicht mehr weit entfernt sind. Gewinnen ist eine Gewohnheit, und verlieren ist auch eine Gewohnheit, und im Moment haben wir diese Verliergewohnheiten, die müssen wir ändern."

> Marcel Keßen, Academics-Center: "Wir haben einen kleinen Schritt nach vorne gemacht im Vergleich zu den letzten Spielen. Das Problem ist aber, dass wir nicht konsequent sind. Immer dann, wenn wir einen guten Lauf haben, schmeißen wir den Ball zu oft weg und verlieren den Kopf ein bisschen. Wenn wir dann minus vier oder minus sechs stehen, fühlt es sich schnell nach minus 20 an. Für mich ist das eine mentale Frage, wir müssen viel tougher sein und dürfen uns nicht unterkriegen lassen. Ich bin positiv. Jetzt haben wir am Dienstag die Chance, es besser zu machen." 

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