Mit viertem Sieg in Serie jetzt auf Rang vier
2:0 bei Union Berlin: Die TSG nutzt den Königsklassen-Kater und den Chancen-Wucher der "Eisernen" eiskalt aus.

Von Nikolas Beck
Berlin. Never change a winning team. Das jedenfalls dachte sich der US-Amerikaner Pellegrino Matarazzo, der fürs Gastspiel am Samstagnachmittag bei Union Berlin dieselbe Anfangsformation wie beim 3:1 in der Vorwoche beim 1. FC Köln aufbieten wollte, aber nicht konnte: Florian Grillitsch musste kurzfristig wegen muskulärer Probleme im Oberschenkel passen.
Für den Mittelfeldstrategen aus Österreich rückte Neuzugang Anton Stach in die Startformation. Und auch nach der Reise in die Hauptstadt wird "Rino" die Rotationsmaschine eher nicht anwerfen. Das 2:0 bei den Köpenickern war der vierte Sieg in Serie für "Hoffe". Dank der vielleicht reifesten Halbzeit, seit Matarazzo im Februar die stark abstiegsbedrohte TSG übernommen hatte. Und einer zweiten Hälfte mit viel Kampf, noch mehr Leidenschaft und einer großen Portion Glück.
Union Berlin war noch am Mittwoch im Einsatz bei Real Madrid gewesen. Vom Königsklassen-Debüt kehrten die "Eisernen" mit viel Lob, aber eben auch mit ihrer dritten Pflichtspielniederlage im Gepäck zurück. Ein Hauch von internationalem Flair war nach 20 Minuten auch in Köpenick zu spüren: Der amtierende Europameister Leonardo Bonucci traf im Berliner Strafraum auf Vize- und Trize-Weltmeister Andrej Kramaric. Ein Zupfer, ein Faller, ein Treffer. Der (leicht) gefoulte Kramaric verwandelte vom Elfmeterpunkt höchstpersönlich zur Hoffenheimer Führung (22. Minute).
Der niederländische Nationalspieler Wout Weghorst war es dann, der das 2:0 einleitete - mit einem Ballgewinn in der eigenen Hälfte. Über Robert Skov fand der Ball den Weg zum Ex-Unioner Grischa Prömel, der nur noch in die Mitte legen musste, wo Maxi Beier den Konter vollenden und einschieben konnte (38.).
Die Hauptstädter drohten nun gänzlich auseinanderzufallen. Senkrechtstarter Beier ließ Bonucci an der Strafraumlinie stehen, wurde vom Italiener an der Hacke berührt und zu Fall gebracht. Wieder zeigte Aytekin auf den Elfmeterpunkt, ließ sich vom Videoassistenten dann aber korrigieren. Ein Zentimeter außerhalb des Strafraums sei der Kontakt zustandegekommen, zeigte Aytekin an. Der anschließende Freistoß brachte keine Gefahr.
Kurz vor der Pause und die erste Viertelstunde nach dem Seitenwechsel drückten die Gastgeber zwar aufs Gaspedal. Das Team von Urs Fischer brachte aber zunächst kaum etwas Zwingendes zustande. Die beste Chance hatte der Ex-Sandhäuser Kevin Behrens, als er nach einem Missverständnis samt katastrophalen Fehlpass von Skov aus 20 Metern knapp am leeren Tor vorbeischoss (59.). Es wirkte, als habe "Hoffe" die Berliner damit wachgerüttelt. Noch mal Behrens (61.) und LucasTousart (62.) scheiterten an 1899-Keeper Oliver Baumann. Aber die vor der Pause so stabile Hoffenheimer Hintermannschaft kam jetzt mächtig ins Straucheln. Erneut Tousart (63.), immer wieder der eingewechselte Fofana (68., 70.) und auch Haberer (71.) brachten den Ball ebenfalls nicht über die Linie.
Ob das lange gutgehen würde aus Sicht des Dorfklubs? "Die schießen heute kein Tor mehr", winkte ein "Eiserner" auf der Haupttribüne ab, als erneut Fofana in Baumann seinen Meister gefunden hatte (86.). Er sollte Recht behalten.
Berlin: Rönnow - Doekhi, Bonucci (80. Kaufmann), Leite - Juranovic, Tousart (75. Laidouni), Gosens (81. Roussillon), Haberer, Aaronson (46. Fofana) - Becker (69. Hollerbach), Behrens
Hoffenheim: Baumann - Kabak, Brooks, Vogt - Kaderabek, Stach, Skov (74. Becker), Prömel, Kramaric (74. Bülter) - Weghorst (55. Bebou), Beier (55. Berisha)
Schiedsrichter: Aytekin (Oberasbach)
Zuschauer: 20.000
Tore: 1:0 Kramaric (22./FE), 2:0 Beier (38.)