Karlheinz Maier gibt Führung im Hockey-Club Heidelberg ab
Zuletzt war er Vereinspräsident - 65 Jahre aktiv - Michael Henk übernimmt interimsmäßig

Von Claus-Peter Bach
Heidelberg. "Gustav" hat aufgehört. Das schmerzt die 449 Mitglieder des Hockey-Clubs Heidelberg. Denn "Gustav" war immer da. "Gustav", der eigentlich Karlheinz heißt, war 65 Jahre lang im HCH präsent, hat sich nun aber – kurz nach seinem 73. Geburtstag – entschlossen, in den sportlichen Ruhestand zu gehen und die Führung des renommierten Hockeyvereins in jüngere Hände zu legen. Allerdings hat Karlheinz Maier, Vereinspräsident seit 13 Jahren, nur eine Interimsnachfolge gefunden. Der 2. Vorsitzende Michael Henk übernahm die Leitung der Amtsgeschäfte, bis eine der jüngeren Führungskräfte Zeit und Zutrauen hat, für längere Zeit in "Gustavs" große Fußstapfen zu treten.
Karlheinz Maier ist 1947 als Sohn von Gustav Maier in der Heidelberger Friedrich-Ebert-Anlage 5 zur Welt gekommen, hat die Friedrich-Ebert-Schule und das Bunsengymnasium besucht und geriet in die sehr begabte Klasse des jungen Sportlehrers Eberhard Bucke. Neben dem 15-jährigen Hockey-Jugendnationalspieler Karlheinz Maier tummelten sich dort auch der mit dem VfB Eppingen als "HSV-Killer" in die Fußball-Geschichte eingegangene Hans Autz und der spätere Rugby-Nationalspieler Hans-Peter Jaeger vom Heidelberger Ruderklub, einer der treffsichersten deutschen Goalkicker aller Zeiten. "Wir haben aber auch in der Freizeit viel Sport getrieben, auf dem Danteplatz, sieben Tage in der Woche", blickt Karlheinz Maier zurück.
1955 war der Achtjährige dem HCH beigetreten und fand in Michael Rochlitz, Michael Peter und Claude Seidler, dem späteren Olympia-Schiedsrichter, Freunde fürs Leben. Maier wurde als Abwehrspieler und rechter Läufer richtig gut. "Michi Peter", der Libero der Olympiasieger-Mannschaft von 1972 in München, "wurde ,Beckenbauer des Hockeysports’ genannt, ich war sein ,Schwarzenbeck’", verweist Maier auf seine eher dienende und reinigende Rolle im Team. Bis zur U 21 durchlief er alle Nationalteams des Deutschen Hockey-Bundes (DHB), und bei einem U16-Lehrgang bekam er von einem mit Vater Gustav gut bekannten Bundestrainer seinen Spitznamen: "Du bist für mich der kleine Gustav", beschied der Coach, dem es lästig war, immer wieder neue Namen behalten zu müssen. Michi Peter war Ohrenzeuge und stellte Karlheinz zuhause als "Gustav" vor. So hieß er dann.
1963 schaffte der 17-jährige Abwehrspieler Maier den Sprung in die erste Mannschaft des HCH, der er zehn Jahre lang angehörte. Damals spielten die badischen Vereine zusammen mit den Pfälzern in der Regionalliga Südwest, später in den Oberligen Baden und Baden-Württemberg. Der HCH war immer oben dabei und zählte mehrfach zu den 16 besten deutschen Vereinen. 1971 unter dem Trainer Otto Black gelang dem Team in Hamburg durch einen 12:3-Endspielsieg über den Berliner HC der Gewinn der deutschen Hallenhockey-Meisterschaft – in einem Finale, in dem Michi Peter mit acht Strafecken-Treffern eine hundertprozentige Ausbeute hatte.
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Der Industriekaufmann Karlheinz Maier machte bei Siemens im BWL-Bereich, im Marketing und als IT-Experte Karriere und widmete sich nach dem Eintritt in den Ruhestand 2008 ganz ausgiebig den Führungsaufgaben im HCH. Er wirkte in der Öffentlichkeitsarbeit, war Jugend- und Damentrainer, kümmerte sich als aktiver Schiedsrichter um die Rekrutierung junger Referees und wurde 2011 zum Vereinspräsidenten gewählt. In einer Laudatio stellte sein lebenslanger Mitstreiter "Spezi" Rochlitz heraus, "dass Karlheinz sein ganzes Hockey-Leben im HCH verbracht hat".
"Der Verein als zweite Familie, das gibt es heutzutage immer seltener", weiß Karlheinz Maier, der einen kerngesunden Verein übergab. "Wir haben eine positive Mitgliederentwicklung, sehr gute Jugendtrainer, viele Nachwuchsspielerinnen und Nachwuchsspieler, junge Mannschaften bei den Damen und Herren und einige Rücklagen, die es meinen Nachfolgern erlauben, nachts ruhig zu schlafen", zieht Karlheinz Maier eine kleine Bilanz seines Wirkens. Er ist ein bescheidener Mann, der gerne im Stillen wirkt und für seinen Verein helfend im Einsatz bleibt. Als ein Mitglied vorschlug, ihn zum Ehrenvorsitzenden zu wählen, lehnte er dankend ab: "Ich bin auch so zufrieden."