DFB-Pokal-Sieg gegen Kaiserslautern

Aus Vizekusen wird Bayer Raverkusen

Nach der Pokalpartie geht es mit Reggaeton zur Double-Party.

26.05.2024 UPDATE: 26.05.2024 12:51 Uhr 2 Minuten, 30 Sekunden
Leverkusens Spieler jubeln nach ihrem Sieg mit dem Pokal. Foto: Federico Gambarini/dpa

Von Matthias Kehl

Berlin. Um kurz nach Mitternacht dröhnen noch einmal Bässe aus den Katakomben des Olympiastadions. Aufgedreht haben sie Profis des gerade zum Double-Sieger gekrönten Teams von Bayer Leverkusen. Im Finale eines stimmungsvollen DFB-Pokalabends besiegte die Werkself den 1. FC Kaiserslautern mit 1:0. Berlin ist der Startpunkt der Bayer-Feier, die sich am Sonntag durch ein Menschenmeer in Leverkusen zieht. Die RNZ sammelt die emotionalen Eindrücke aus der Hauptstadt.

Die letzten Bayer-Profis im Stadionbauch sind auch die lautesten. Angeführt wird das Party-Personal von Außenverteidiger Alejandro Grimaldo. Gehüllt in eine spanische Flagge hüpft er siegestrunken durch die Mixed Zone. Mittelfeldmann Exequiel Palacios trägt die Boombox in der Rechten, eine argentinische Flagge um die Hüfte und steuert mit der Linken die Musik. Es läuft Reggaeton, der 105-F-Remix des puertoricanischen Sängers Kevvo.

Der kolumbianische Ersatzspieler Gustavo Puerta und der im Finale eingewechselte Ecuadorianer Piero Hincapie singen textsicher mit auf dem Weg zum Mannschaftsbus. Das Strahlen in ihren Augen kann man nur erahnen. Denn neben dem Raggaeton können sich die Leverkusener auch auf eines einigen: Raver-Sonnenbrillen. Auf die Auswahl angesprochen, ruft Abwehrchef Jonathan Tah ein paar Minuten zuvor im Vorbeigehen: "Die Brillen sagen alles aus über die Stimmung".

Dieser Abend hatte im Berliner Olympiastadion für alle Anwesenden im Stadion eindrucksvoll begonnen. Zur Choreografie hatten die Pfälzer Fans eine riesige Fahnen-Skulptur eines Roten Teufels, der den Pokal hält, in den Berliner Himmel schweben lassen. Die Leverkusener Kurve hielt es klassisch mit dem Bayer-Emblem, umringt von rot-schwarzen Fahnen. Ohrenbetäubende Anfeuerungen beide Lager, vor allem aber der Kaiserslauterer, begleiteten den Auftakt des Spiels.

In der 16. Minute besorgte ein Sonntagsschuss von Leverkusens Leader Granit Xhaka das Tor des Finales, das das einzige bleiben sollte. Die tapfer fightenden Pfälzer zeigten sich als würdiger Finalteilnehmer. Pushten ihre Anhänger noch einmal nach der Gelb-Roten-Karten gegen Leverkusens Abwehrmann Odilon Kossounou in der 44. Minute. Doch sie blieben letztlich glücklos.

Bei den anschließenden Feierlichkeiten im Mannschaftsbus konnte der vermeintliche Unglücksrabe Kossounou schon wieder lachen. Die Instagram-Story von Victor Boniface zeigt den Ivorer innig mit dem Pokal kuschelnd. Es ist seine dritte Trophäe dieses Jahr nach der deutschen Meisterschaft und dem Afrika-Cup-Sieg mit der Elfenbeinküste. Wie auch Reggaeton-Liebhaber Grimaldo, präsentiert er sich ebenfalls ravermäßig mit einer schnellen Brille. 

Ob sich auch der Erfolgstrainer Xabi Alonso der Partynacht hingebe, fragte die RNZ den 42-Jährigen auf der abschließenden Pressekonferenz im Stadion. Die Antwort: ein schelmisch grinsendes "Natürlich!". Der nun gewichenen Anspannung wolle er mit einer "good party" begegnen, erklärte er in einer Mischung aus Deutsch und Englisch. Tags zuvor hatte er der RNZ noch erklärt, den Schmerz der Europa-League-Final-Niederlage von Mittwoch gegen Atalanta Bergamo (0:3), als Antrieb für das DFB-Pokal-Finale nutzen zu wollen. Der Plan ging auf für Xabis Meisterwerkself.

Auch Kaiserslautern-Trainer Friedhelm Funkel, der den Zweitligisten in den Wochen zuvor zum Klassenerhalt führte, zollte dem Spanier höchsten Respekt in seinem für ihn vorerst letzten Spiel als Trainer. Im Stadionbauch verriet der 70-Jährige, dass das Erlebnis von Berlin "Lust auf mehr" macht, er nicht ausschließe, nochmal auf die Trainerbank zurückzukehren. Aber jetzt brauche er erst einmal eine Pause.

Nach dem Finale im Berliner Westend tanzten letztlich nur die Leverkusener - etwa in Persona von Jeremie Frimpong - auch auf den Tischen. Einblicke via Insta-Stories der Spieler zeigten den flinken Flügelflitzer gekonnt zu Reggaeton-Rhythmen auf dem Kabinentisch tanzend. Derweil bewies Nationalspieler Florian Wirtz Humor - mit einem Foto, das ihn mit der Sieger-Medaille zwischen den Zähnen zeigt. Der Zusatz "Besser als Kartoffeln" - in Anspielung auf sein viral gegangenes TikTok, in dem er sich als krasser Kartoffel-Fan outet.

Es bleibt festzuhalten: Auch beim Feiern versprühen die Leverkusener - ähnlich wie mit ihrem Spielstil über die Saison hinweg - Begeisterung und Leichtigkeit. Ihre erste deutsche Meisterschaft, gepaart mit DFB-Pokal-Sieg, ist für den Werksverein historisch. Und nährt die Hoffnungen ihrer Anhänger, dass die im letzten Jahrzehnt auf "Meisterschaft Bayern München" geeichte Werkseinstellung der Bundesliga auch künftig offener ausgespielt wird.

Mit Bayer Raverkusen ist zu rechnen.

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