Der nächste Umbruch für die SG Leutershausen
Auch in diesem Jahr kehren einige Talente der Bergstraße den Rücken - Neuanfang mit Trainer Frank Schmitt

Strahlende Gesichter: Fanclub-Vorsitzender Uwe Brand (v.l.), SGL-Geschäftsführerin Susanne Grössl und Gesellschafter Jörg Büßecker mit den Abgängen Alexander Kubitschek (HG Oftersheim/Schwetzingen), Stefan Salger (TVB Stuttgart), Marc Nagel, Ernst Mantek, Physiotherapeutin Lena Fastel (alle Karrierepause) und Sascha Pfattheicher (TVB Stuttgart). Foto: vaf
Von Tillmann Bauer
Hirschberg-Leutershausen. Es war am 29. März kurz vor 21 Uhr, da blickte Uli Roth gespannt auf sein Handy. Dann aktualisierte er den Bildschirm - und grinste. Gerade war die Bundesliga-Partie TVB Stuttgart gegen die Füchse Berlin zu Ende gegangen. Endstand: 24:24. Und der umjubelte Ausgleich der Schwaben fiel vier Sekunden vor Schluss. Durch Stefan Salger. Der Linkshänder, 2,07-Meter groß, ist eines der Talente, die noch zuletzt eine handballerische Ausbildung bei der SG Leutershausen durchlaufen haben.
Seit der dieser Saison mischt der 21-Jährige die Bundesliga auf, durch ein Zweitspielrecht konnte der Rückraum-Hüne parallel an der Bergstraße auflaufen. Damit ist nun aber Schluss. Salger ist jetzt Bundesligaspieler, das weiß auch Vereinsikone Roth. Und so ist es wie in jedem Jahr: Leistungsträger gehen, es muss eine neue Mannschaft zusammengestellt werden. Der nächste Umbruch steht an.
"Wir sind eben ein Ausbildungsverein", sagt Roth, "und so wird es also auch in Zukunft unsere Aufgabe sein, talentierte Spieler zu verpflichten, sie zu formen - und irgendwann eben auch wieder gehen zu lassen." Das Konzept an der Bergstraße ist klar definiert - auch wenn man dabei Jahr für Jahr Leistungsträger ziehen lassen muss.
Beispiele gibt es genug. Neben Salger wagt nun auch Rechtsaußen Sascha Pfattheicher endgültig den Schritt in die stärkste Handballliga der Welt. Der blonde Flügelflitzer kam in der Jugend aus Pforzheim, entwickelte sich zum Leistungsträger in der Herrenmannschaft und feierte den Aufstieg in die 2. Liga. Dort befand er sich im Schaufenster, überzeugte Erst- und Zweitligisten von sich und folgt nun seinem Kumpel Salger ins Schwabenland. Schon in dieser Saison sammelte er durch ein Zweitspielrecht in Stuttgart Bundesliga-Erfahrung. TVB-Coach Jürgen Schweikardt adelte Pfattheicher bereits als "eines der größten deutschen Nachwuchstalente auf der Außenposition".
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Der nächste Leistungsträger verließ die Roten Teufel mitten in der Saison. Und das schweren Herzens. Philipp Bauer, aus Friesenheim gekommen, reifte in Leutershausen zum Junioren-Nationalspieler. Auch das weckte Interessenten: Der große HSV Hamburg rief an, nun ist Bauer ein Teil des Projekts Wiederaufstieg. In der Hansestadt möchte man zurück in die erste Liga. Ein Anfang ist getan, der Aufstieg in die 2. Liga wurde eingetütet.
Salger, Pfattheicher, Bauer - das sind nur die prominentesten Abgänge. Man verabschiedete zudem Kreisläufer Alexander Kubitschek und die Rückraumspieler Ernst Mantek und Jonas Kupijai. "Wenn man sieht, was die Talente bewirken", strahlt Roth, "dann macht uns das natürlich stolz." Neben Roth hatte vor allem einer einen großen Anteil an der Entwicklung der jungen Spieler: Cheftrainer Marc Nagel. Er förderte die Talente, schenkte ihnen Vertrauen und übertrug ihnen Verantwortung auch in schwierigen Situationen.
Doch Nagel wurde verabschiedet, der Blick geht nach vorne. Schon bald beginnt an der Bergstraße die Amtszeit von Frank Schmitt. Ein ehemaliger Leutershausener, für den die 3. Liga aber noch komplettes Neuland ist. "Frank", urteilt Roth, "war unser absoluter Wunschtrainer." Klare Worte der Verantwortlichen. Schmitt sei voller Motivation: "Das wird man schon bald merken." Auch er setzt auf junge Spieler, soll neuen Schwung in die Mannschaft bringen.
Einen Aufbruch verkörpern auch die Neuzugänge: Mit Hendrik Wagner kommt ein umworbenes Talent aus Wiesloch. Gianluca Pauli (Nußloch), Dominic Segganfredo (Pforzheim) und Philipp Bernhardt (Viernheim) sind hungrig und motiviert, die 3. Liga aufzumischen. Spätestens beim ersten Saisonspiel wird man sehen, ob die neuen Mechanismen bereits greifen. Davor gibt es aber noch eine spannende Entscheidung: Am 3. Juni wird vom Deutschen Handball-Bund bekannt gegeben, ob man sich über zahlreiche Derbys in der Südstaffel freuen darf - oder wieder im Osten antritt...