Nikolas Katsigiannis liegt gerne quer in der Luft. So soll er schnellstmöglich für die Rhein-Neckar Löwen wieder Bälle halten. Foto: vaf
Von Tillmann Bauer
Heidelberg. Wer mit seiner Mieze zum Tierarzt geht, hat meist die typischen Probleme: Impfung, Wurmkur, Krallen-Schneiden. Das ist das normale Programm – da sind sich die Fachleute einig. Wadenverhärtungen sind bei Katzen dagegen ungewöhnlich.
Nun ja, bei Nikolas Katsigiannis ist das anders. Zwar ist der Torhüter der Rhein-Neckar Löwen genauso flink und aufmerksam wie ein haariger Vierbeiner und wurde deshalb auch zurecht "Katze" getauft – um Schmerzen in der Wade kommt er dafür aber nicht herum. Eine Verhärtung macht ihm zu schaffen.
"Das ist nervig"
"Für mich ist das nervig", stöhnt der Mann mit den griechischen Wurzeln. Der 38-Jährige sagt das nicht nur, weil jede Verletzung jeden Sportler sowieso aus dem Rhythmus bringt, sondern vor allem, weil er eigentlich von den Mannheimern verpflichtet wurde, um kurzfristig die Lücke im Löwen-Tor zu schließen, während sowohl Mikael Appelgren als auch Andreas Palicka nicht zur Verfügung stehen. Er soll helfen.
In der vergangenen Woche war wieder so eine undankbare Situation: Die Handball-Weltmeisterschaft in Ägypten war gerade vorbei, die ersten beiden Pflichtspiele des Jahres in der EHF European League gegen die Kadetten Schaffhausen standen für die Badener an. Während Silber-Gewinner Palicka nach seiner Rückkehr nach Deutschland in Quarantäne hausen musste, ist Kollege Appelgren in Schweden verletzungsbedingt noch weit von seinem Comeback entfernt – "Katze" wurde also dringend gebraucht, aber "Katze" war selbst noch nicht ganz fit. Blöd.
So mussten die beiden Nachwuchskeeper David Späth und Niklas Gierse antreten – Katsigiannis saß vor dem Fernseher und konnte nur zuschauen. Er sagt: "Das ist alles andere als ein Vergnügen."
Das soll sich nun ändern. Als wir am Samstagnachmittag mit dem Routinier telefonieren, befindet er sich gerade auf dem Weg aus dem Ruhrpott in den Süden. In Duisburg wurde er in der Reha von seinen Physiotherapeuten, mit denen er schon seit Jahren vertrauensvoll zusammenarbeitet, wieder fit gemacht.
"Ich habe eben das Okay bekommen", sagt Katsigiannis: "Ich darf jetzt wieder ins Teamtraining einsteigen. Wenn das problemlos abläuft, dann werde ich auch spielen können." Und ja, am Sonntagabend gab’s dann die Bestätigung: "Katze" ist wieder einsatzbereit!
Das wird auch Zeit, schließlich konnten die Löwen zwar den Bundesliga-Auftakt bei der MT Melsungen verschieben, der Europapokal wird aber zunächst durchgezogen – während die Verantwortlichen aktuell nach dem Abschied von Martin Schwalb einen neuen adäquaten Trainer für die kommende Saison suchen, steht am Dienstagabend (20.45 Uhr/DAZN) das nächste Gruppenspiel bei RK Trimo Trebnje an. Schon am Montag hebt der Flieger nach Slowenien ab – dort hat selbst Oldie Katsigiannis in seiner langen Karriere noch nie gespielt.
Er lacht: "Es wäre sicher noch mal etwas anderes, wenn 5000 Slowenen in der Halle wären. Aber wir sind generell sehr schwer zu schlagen und haben in diesem Wettbewerb viel vor."
Dass die Löwen im internationalen Geschäft um den Titel mitspielen wollen, ist kein Geheimnis. Katsigiannis weiß, wie’s geht: Schon 2008 gewann er mit der HSG Nordhorn den EHF-Cup. Wie viele Chancen er in seinem Leben noch bekommen wird, einen vergleichbaren Pokal in die Höhe zu strecken, weiß aber niemand. Sein Vertrag bei den Rhein-Neckar Löwen läuft im Sommer aus. Wie geht’s danach weiter?
"Ich habe noch nichts Konkretes vorliegen", sagt Keeper Katsigiannis zur RNZ: "Ich will auf jeden Fall noch ein paar Jahre spielen."
Nachdem jüngst Chefcoach "Schwalbe" überraschenderweise seinen Abschied angekündigt hat, wäre der Verlust von "Katze" – mindestens in tierischer Hinsicht – für die Löwen ja fast schon tragisch …