Rhein-Neckar-Löwen

"Schon ein extremer Wandel"

Vom Vereinslosen zum Hoffnungsträger: Nikolas Katsigiannis ist der letzte verbliebene Profi-Torwart der Rhein-Neckar Löwen

27.10.2020 UPDATE: 28.10.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 34 Sekunden
Löwe Nikolas Katsigiannis steht nun nicht nur im Tor, sondern auch voll im Fokus. Foto: vaf

Von Tillmann Bauer

Heidelberg. Wenn "Apfel" und "Palle" nicht können, muss es eben "Katze" richten. Oder: Nach den bitteren Verletzungen von Mikael Appelgren (Schulter) und Andreas Palicka (Innenband) ist Nachverpflichtung Nikolas Katsigiannis der letzte verbliebene Profi-Keeper bei den Handballern der Rhein-Neckar Löwen. Noch vor knapp zwei Wochen war Katsigiannis, der von seiner Mutter früher nur "Nikolas" gerufen wurde, wenn er – laut eigener Aussage – "in Schwierigkeiten" war, noch vereinslos. Heute ist der 38-Jährige der Hoffnungsträger zwischen den Pfosten. Dass das selbst für den Mann mit den flinken Händen eine rasche Wendung ist, merkt man im Gespräch mit der RNZ.

Nikolas Katsigiannis, Torhüter zeichnen sich häufig durch ihre spontanen Reaktionen aus. Auch Sie mussten in den vergangenen Tagen spontan sein.

Ja, das stimmt. Das ist aber die angenehme Art von Spontanität. Es war alles etwas hektisch, aber insgesamt eine tolle Sache für mich – ich fühle mich in der Region pudelwohl.

Nun sind Sie der letzte verbliebene Profi-Torwart bei den Löwen. Eigentlich sollte man Sie in Watte packen – dürfen Sie überhaupt noch trainieren?

(lacht) Ja, weil ich brauche das Training eben auch. Ich bin noch nicht so lange dabei, das Mannschaftstraining seit zwei Wochen tut mir wirklich gut. Und das Krafttraining soll ja auch dabei helfen, das Verletzungs-Risiko zu minimieren. In dem Fall möchte ich also bitte gerne weiter trainieren.

Sind Sie ein Mensch, der im neuen Umfeld viel Eingewöhnungszeit braucht?

Nein, eigentlich nicht. Ich habe ja auch schon gewisse Erfahrungen, sich in eine bestehende Mannschaft zu integrieren. Das ist für mich keine neue Situation – das Team macht es mir aber auch leicht. Ich bin echt gut aufgenommen worden, auch wenn ich weiß, dass das immer alle neuen Spieler sagen – aber das machen die Löwen echt gut.

In Erlangen holten die Löwen zuletzt bei Ihrem Ex-Klub zwei Punkte.

Das war auf jeden Fall etwas Besonderes. Weil ich fünf Jahre in Erlangen gespielt habe, war es schon ein bisschen komisch auf der anderen Seite zu stehen. Aber ich gewöhne mich daran und freue mich riesig, dass wir dieses Spiel gewonnen haben. Hut ab vor "Palle", der mit so einer Verletzung so eine starke Leistung bringt – sehr beeindruckend.

Andreas Palicka musste nach knapp zehn Minuten behandelt werden. Was waren Ihre ersten Gedanken?

Er hat direkt zu mir gesagt, dass er irgendwas am Knie habe und Medikamente bräuchte. Er wollte schauen, dass er so lange wie möglich durchhält. Ich musste mich also bereit halten, weil ich jede Sekunde reinkommen konnte. Nach dem Ausfall von "Apfel" ist die Verletzung von "Palle" eine ganz bittere Nachricht.

Für Sie bedeutete das quasi: vom Vereinslosen zum Hoffnungsträger.

(lacht) Ja, das ist schon ein extremer Wandel innerhalb von zwei Wochen. Aber ich mag diese Situation, die Verantwortung und spiele gerne viel. Ich freue mich jetzt einfach auf die anstehenden Aufgaben und versuche mich bestmöglich vorzubereiten. Wir wollen als Mannschaft Erfolg haben – da will ich meinen Teil zu beitragen.

Der Teamgeist ist auch Trainer Martin Schwalb sehr wichtig. Wie kommen Sie mit "Schwalbe" klar?

Das Verhältnis zwischen "Schwalbe" und mir ist echt gut, er spricht viel mit mir. Man merkt, dass er früher selbst gespielt hat – er weiß, wie es als Spieler ist, den Druck zu haben. Ansonsten versuche ich mir aber auch nicht den großen Kopf zu machen. Im Endeffekt geht es nämlich darum, Bälle zu halten.

Niklas Gierse und David Späth wollen das ebenfalls tun. Mit den beiden stehen zwei ambitionierte Nachwuchs-Jungs in den Startlöchern. Können sie helfen?

David habe ich schon kennengelernt, er ist ein netter junger Mann und wirklich sehr ehrgeizig. Niklas ist mir noch nicht über den Weg gelaufen – aber ich habe in seinen Klamotten trainiert, als ich neu war (lacht). Ich glaube, es ist gut, wenn man so gute junge Leute in der Hinterhand hat. Die helfen immer.

Es braucht also keinen kurzfristigen Ersatz für Andreas Palicka?

Das ist immer die Frage, was für den Verein in der aktuellen Situation überhaupt möglich ist. Ich glaube, wir sind alle ganz froh, dass wir die zwei talentierten Jungs zur Verfügung haben. Sie können der Mannschaft sicher helfen.

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