Restlos bedient: Auch 13 Tore von Uwe Gensheimer genügten nicht zum Sieg. F: Hoffmann
Von Tillmann Bauer
Nürnberg. Uwe Gensheimer knallte die Kabinentür mit voller Wucht zu. Der Publikumsliebling der Rhein-Neckar Löwen war bedient und sauer, hatte er doch in der Bundesliga-Begegnung beim HC Erlangen dreizehn (!) Tore erzielt, die letztendlich nicht zum Sieg reichen sollten. Weil er und seine Kollegen in den letzten fünf Minuten des Spiels eine Drei-Tore-Führung noch verspielten, musste man sich am Ende mit einem enttäuschenden 29:29-Unentschieden zufrieden geben. Auch wenn die Franken mit der letzten Aktion der Begegnung sogar noch hätten gewinnen können, muss man aus Sicht des zweifachen Deutschen Meisters definitiv von einem verlorenen, ja einem verschenkten Punkt sprechen. Es war ein bitterer Nachmittag. "Wir waren eigentlich auf dem richtigen Weg, wurden dann aber in der entscheidenden Phase nervös und haben die Bälle weggeschmissen", sagte Gensheimer. Enttäuscht stand er abfahrtsbereit vor der Gästekabine der Nürnberger Arena: "Wir haben einfach schlecht gedeckt und viel zu viele Zweikämpfe verloren."
Gerade die sonst so kompakte Defensive um Abwehr-Boss Ilja Abutovic bekam in den ersten 30 Minuten überhaupt keinen Zugriff auf die Erlanger Rückraumspieler, die fast aus jeder Wurfgelegenheit einen Treffer machten. Sime Ivic und Quentin Minel kamen schon vor der Pause insgesamt auf zwölf Tore - dagegen standen gerade einmal drei mickrige Paraden der Löwen-Schlussmänner Mikael Appelgren und Andreas Palicka. Nicht nur das schwedische Torhüter-Gespann hatte sich dieses Gastspiel ganz anders vorgestellt. Appelgren, der beginnen durfte, hatte seine Hand an einigen Bällen - irgendwie kullerte die Kugel dann aber doch immer in die Maschen. Es war alles andere als zufriedenstellend. Palicka fluchte an der Seitenlinie.
"Erlangen hat gekämpft und es gerade aus dem Rückraum sehr gut gemacht", sagte Kristjan Andresson. Auch der Cheftrainer der Löwen war unzufrieden: "Wir wissen, dass wir es gerade in der Abwehr viel besser können. Wir waren heute aber einfach nicht gut genug, um ein Bundesliga-Spiel zu gewinnen."
Positiv: Sobald die Löwen im Angriff waren, konnten sie sich wieder einmal auf ihren genialen Strippenzieher Andy Schmid verlassen. Weil der Schweizer seinen Kreisläufer Jannik Kohlbacher nach Belieben mit Sahnepässen bediente und eben auch Gensheimer wieder einmal in Torlaune war, blieben die Löwen im Spiel, konnten sich über einen knappen Rückstand zur Pause aber nicht beschweren. Man war häufig nicht wach genug, man war meist einen Schritt zu spät.
Denn bis auf die gefürchtete Achse Schmid-Kohlbacher funktionierte aus dem Rückraum noch wenig. Dem talentierte Niclas Kirkelokke war nach zwei Fehlwürfen die Verunsicherung deutlich anzusehen, eine echte Alternative hatte Trainer Kristjan Andresson aber nicht: Routinier Alexander Petersson saß angeschlagen auf der Bank.
Weil aber Gensheimer gar nicht mehr aufhören wollte, Tore zu werfen und auch Andreas Palicka anfing, Bälle zu halten, hatte man fünf Minuten vor Schluss den Eindruck, dass die Löwen noch einmal mit einem blauen Auge davon kommen würden: Steffen Fäth hatte gerade zum 29:26 getroffen, die Partie schien entschieden. Für das, was danach passierte, hatte Coach Andresson kurz nach dem Abpfiff noch keine richtige Erklärung. "Wir müssen in dieser Situation einfach bessere Entscheidungen treffen, um das Spiel zu gewinnen", sagte er. Denn seine Jungs wollten den Vorsprung nur noch verwalten, wurden hektisch, leisteten sich technische Fehler und erzielten in den besagten letzten fünf Spielminuten kein Tor mehr. Erlangen kämpfte bis zum Umfallen - die bittere Quittung gab’s hinterher.
HC Erlangen: Sellin 5/2, Firnhaber 3, Ivic 8, Bissel 1, Metzner 1, Link 5, Minel 6.
Löwen: Schmid 2, Gensheimer 13/6, Kirkelokke 1, Fäth 2, Groetzki 2, Nielsen 2, Kohlbacher 7.
Stenogramm: 1:1, 4:3, 9:8, 11:10, 14:13, 17:16 (Halbzeit); 19:19, 21:21, 23:25, 24:26, 26:28, 29:29 (Endstand).
Zuschauer: 5134.