Die Löwen verlieren mit 32:34
Zahm wie ein Osterlamm: Beim Auswärts-Duell in Wetzlar waren die Löwen über die gesamte Spieldauer hinweg die schlechtere Mannschaft.

Von Tillmann Bauer
Heidelberg. In der Bibel heißt es so: An Gründonnerstag fand das letzte Abendmahl statt, am Ostersonntag feiert die ganze Welt mit der Auferstehung Jesu Christi ein Wunder!
Und bei den Rhein-Neckar Löwen eher so: An Gründonnerstag fand bei der MT Melsungen der letzte Sieg statt, am Ostersonntag feierte die ganze Handball-Bundesliga – nun ja, kein echtes Wunder, aber zumindest die nächste dicke Überraschung.
Die Löwen haben das Auswärts-Duell bei der HSG Wetzlar nicht nur mit 32:34 (15:18) verloren, sondern waren bei den Mittelhessen auch wirklich über die gesamte Spieldauer die schlechtere Mannschaft.
Auferstanden sind an diesem tristen Sonntag somit nur die Grünen, die nach fünf sieglosen Ligaspielen wieder mal jubeln durften – die Gelben sind hingegen eher untergegangen und haben sich mit diesem schwachen Auftritt zwei schöne Ostereier in Form von zusätzlichen Minuspunkten ins Nest gelegt.
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14 sind es mittlerweile, das bedeutet Platz vier im Tableau – mit den norddeutschen Topteams THW Kiel (5) und SG Flensburg-Handewitt (4) sollte man sich zunächst besser nicht mehr vergleichen, Magdeburg (12) und Göppingen (13) sind nun vielmehr die direkten Konkurrenten im Kampf um Platz drei.
"Grundsätzlich hat es Wetzlar besser gemacht. Sie waren ausgeruhter, sie waren frischer", sagte Martin Schwalb: "Das hat man richtig gesehen." Der Trainer war unzufrieden, hatte aber befürchtet, dass die hohe Frequenz an Spielen zu einem Leistungseinbruch führen könnte. Zumindest hatte sein Team zuvor wettbewerbsübergreifend sechs Spiele nicht verloren.
Nun ja, nachdem Schwalb im Februar bekannt gegeben hatte, die Löwen nach der laufenden Saison zu verlassen, wird aktuell gefühlt mehr über seine Nachfolge als über das Sportliche gesprochen. Dabei verdichten sich die Anzeichen, dass Sebastian Hinze ab Sommer 2022 vom Bergischen HC zu den Löwen wechselt und man nun noch nach einer Lösung für die kommende Spielzeit sucht. Doch man mag es kaum glauben: Es wird auch noch Handball gespielt.
Und das nicht gerade selten. "Schwalbe" sagt: "Das ist schon extrem, aber ich will nicht jammern." Schließlich ist Ostern ja ein sehr frohes Fest. Und weil das auch so bleiben soll, fassen wir die zwei wichtigsten Beobachtungen aus dem Spiel bei der HSG Wetzlar nur kurz und schmerzlos zusammen. Erstens: Mit 34 Gegentoren hat man viel zu viele Treffer kassiert, die Abwehr wirkte schlicht löchrig, die Spieler nicht flink auf den Beinen. Bezeichnend war, dass Torwart Nikolas Katsigiannis (10 Paraden/29 Prozent gehaltene Würfe) noch einer der besten Löwen war. Zweitens: Die Chancenverwertung ließ wieder einmal zu wünschen übrig. Es zieht sich schon durch die ganze Saison, dass im Abschluss die Konzentration fehlt. "Wir hatten Probleme, die Aggressivität hinzubekommen", sagte Schwalb. Das stimmte, die Einstellung fehlte, der Wille war nicht da. Diesmal waren die Löwen wieder zahm wie ein (Oster-)Lamm.
Es ist wirklich verwunderlich, weil noch am Gründonnerstag gerade die positive Einstellung, das füreinander Kämpfen und die gegenseitige Hilfe seine Mannschaft so stark gemacht hat.
Der Bundesligist aus Mannheim befindet sich also nicht auf der Suche nach Ostereiern, sondern vielmehr nach der eigenen Identität. Es bleibt dabei: Die Löwen spielen weiter konstant inkonstant.
Wetzlar: Björnsen 5, Weissgerber 2/2, Holst 6, Fredriksen 3, Schefvert 5, Rubin 8, Lindskog 1, Cavor 4.
Löwen: Schmid 4, Gensheimer 1, Kirkelokke 2, Lagarde 2, Tollbring 6, Lagergren 6, Groetzki 3, Nilsson 2, Kohlbacher 6.
Strafminuten: Schefvert 4, Rubin 2 – Lagergren 2, Gislason 2.
Stenogramm: 3:4 (5.), 5:5 (10.), 9:7 (15.), 10:9 (20.), 14:11 (25.), 18:15 (Halbzeit), 22:17 (35.), 24:20 (40.), 28:24 (45.), 30:26 (50.), 34:29 (55.), 34:32 (Ende).



