Wenn Raubkatzen auch Gemüse schmeckt
Die Mannheimer Handballer machen diesmal ein sehr gutes Bundesliga-Spiel und gewinnen souverän mit 33:26 in Leipzig

Von Tillmann Bauer
Leipzig. Leipziger Allerlei ist per se nichts Schlechtes. Im Gegenteil, beim Traditionsgericht aus der ehemaligen DDR finden sich viele interessante Gemüsekomponenten auf dem Teller wieder, die bestimmt alle individuell sehr lecker schmecken können. Doch die Wenigsten verdrücken die Speise ohne etwas dazu – es braucht Fleisch, oder Fisch, oder Knödel. Sonst fehlt das Besondere, der Pfiff, einfach Schmackes.
Die Handballer des SC DHfK Leipzig haben am Sonntagnachmittag – vor allem im ersten Abschnitt – gespielt wie das Traditionsgericht. Allerlei gute Ansätze, nur ohne Fleisch.
Schmid spricht von Cevapcici
Und obwohl Raubtiere bekanntlich am liebsten Fleisch fressen, hat das Gemüse den Rhein-Neckar Löwen ganz gut geschmeckt. Denn sie mussten nicht über sich hinauswachsen, sondern einfach nur die unzähligen Fehler der Leipziger clever ausnutzen – eine sehr gute Leistung, vor allem in der Abwehr, führte zu einem auch in der Höhe verdienten 33:26 (17:11)-Auswärtssieg bei den Sachsen.
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"Souverän hinten, souverän vorne", sagte Andy Schmid. Der Löwen-Mittelmann wirkte erleichtert, als er in der großen Messehalle stand und auf die leeren Tribünen starrte. Er sprach dann in künstlerischer Manier weiter: "Wenn jeder nur ein paar Prozente mehr gibt, dann gibt’s am Ende ein schönes Bild. Und das haben wir heute wieder gezeigt, dass wir schöne Bilder malen können."
Denn bei den Löwen gab’s diesmal definitiv mehr Farbe – und auch Pfiff – im Angriff als zuletzt. Kapitän Uwe Gensheimer (8 Tore) überzeugte im Abschluss, Kreisläufer Jannik Kohlbacher (5) wurde mit schönen Pässen gefüttert, Andy Schmid (5) traf diesmal viele richtige Entscheidungen, Albin Lagergren (5) strahlte die gewünschte Gefahr aus. Das Resultat: Der 17:11-Pausenstand war verdient und hätte sogar noch höher und deutlicher ausfallen können.
"Das hat gut getan", fand auch Patrick Groetzki. Der Rechtsaußen machte selbst ein sehr gutes Spiel, verwandelte alle seine sieben Würfe im Tor und unterstrich seine insgesamt gute Form. Da stand er nun an der Werbebande, stemmte die Hände in die Hüften und lächelte. Groetzki sagte zur RNZ: "Wir waren sehr konzentriert, vor allem in der Abwehr und haben immer Lösungen gefunden." Im Defensiv-Zentrum bekam diesmal Mait Patrail den Vorzug gegenüber Jesper Nielsen und machte seine Sache an der Seite des gesetzten Ymir Örn Gislason wirklich ordentlich. Groetzki urteilte: "Die Abstände waren heute gut. Wir konnten diesmal kompakt stehen." Allein elf Gegentore in den ersten 30 Minuten sprechen dafür.
Leipziger Allerlei – nun ja, für Feinschmecker, die es mit den ostdeutschen Handballern halten, war das Fehler-Festival am Sonntag sicher nichts.
Die Löwen freute es umso mehr; so stehen weiter zwölf Minuspunkte auf dem Bundesliga-Konto und ein weiterer Beweis, dass die Mannschaft von Trainer Martin Schwalb sehr guten Handball spielen kann, wenn sie nur will.
Am Dienstag (18.45 Uhr) gibt’s dann auch schon den Nachtisch: Beim kroatischen Vertreter RK Nexe steht in der EHF European League das Achtelfinal-Hinspiel an. Man reist am Spieltag mit dem Charterflieger an und fliegt in der Nacht direkt nach dem Duschen zurück. Es bleibt also wenig Zeit für Land und Leute.
Chefkoch Schmid stand in Leipzig auf dem Spielfeld und erklärte lachend den Plan: "Hinfliegen, gewinnen, Cevapcici essen, zurückfliegen." Die Löwen sind auf den Geschmack gekommen.
Leipzig: Pieczkowski 2, Gebala 3, Remke 5, Witzke 2, Weber 4, Wiesmach 3, Krzikalla 3/2, Meyer-Siebert 3, Esche 1.
Löwen: Schmid 5, Lagergren 5, Gensheimer 8/2, Groetzki 7, Kohlbacher 5, Lagarde 1, Nilsson 1, Kirkelokke 1.
Strafminuten: Milosevic 2, Binder 2 – Gislason 4, Nielsen 4, Lagarde 2, Patrail 2.
Stenogramm: 2:5 (5.), 4:7 (10.), 6:8 (15.), 7:11 (20.), 9:14 (25.), 11:17 (Halbzeit),16:20 (40.), 17:24 (45.), 22:27 (50.), 24:31 (55.), 26:33 (Ende).



