Da ist das Ding: Löwen-Kapitän Andy Schmid reckt den Pokal in Richtung Arena-Dach. Foto: vaf
Von Daniel Hund
Stuttgart. Von der Decke rieselte das Konfetti. Viele kleine, bunte Schnipsel verwandelten die Stuttgarter Porsche Arena in ein Glitzermeer. Mittendrin stand Andy Schmid, der geniale Denker und Lenker der Rhein-Neckar Löwen. Kurz zuvor hatten es der Schweizer und seine Kollegen geschafft, sie holten den zweiten Titel innerhalb von zwei Monaten. Supercup-Sieger können sie sich nun nennen, die Gelben. Zur Belohnung gab es Urkunden und einen großen Pott. Schmid reckte den in Richtung Hallendach, schwenkte ihn hin und her. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht natürlich. Gut, es war nicht ganz so breit wie das nach dem prestigeträchtigen deutschen Meistertitel - aber es war da.
Mads Mensah, der Olympiasieger im Löwen-Dress, sagt es dann so: "Bis zum Samstag haben wir nun gute Laune. Das ist doch super." Am Samstag wird es nun nämlich endgültig ernst. Die Liga startet. Für die Löwen geht es in der SAP Arena ab 15 Uhr erneut gegen Magdeburg, den Supercup-Verlierer. In Stuttgart reichte es zu einem 27:24, das macht zuversichtlich, oder Herr Schmid? "Nein", stellt der Schweizer klar, "das eine Spiel hat mit dem anderen nichts zu tun. Die Karten werden neu gemischt." Magdeburgs Lehrmeister Bennet Wiegert sieht die Sache ähnlich. Seine Hoffnung: "Vielleicht werden wir aus dieser Niederlage ja unsere Lehren für den Samstag ziehen."
Einen Pokal gibt es dann aber nicht - und den hätten sich die Ost-Riesen liebend gerne geschnappt. "Wir wollten diesen Supercup unbedingt. Er hatte für uns wirklich einen hohen Stellenwert", kann der SCM-Trainer seine Enttäuschung nicht verbergen. Für die Löwen war der Stellenwert nicht ganz so hoch, das Resultat ist hingegen Gold wert. Es zeigt, dass die Badener auf einem guten Weg sind, bereit für den Titelkampf in der stärksten Liga der Welt.
Zwischen den Pfosten ist man jedenfalls titelreif, denn das, was die gelbe Schweden-Connection im Schwabenland abbrannte, war ein Torwart-Feuerwerk der Extraklasse. 50 Minuten lang brachte Neuzugang Andreas Palicka, 30, die Magdeburger zur Verzweiflung, ehe Mikael Appelgren, 26, ihnen in der Schlussphase den Rest gab. Mit so einem Duo gewinnt man die wichtigen Spiele. Auch menschlich scheinen sie sehr gut zusammen zu passen. Da ist kein Neid und keine Missgunst erkennbar: Wenn der eine auf der Platte über sich hinauswächst, ballt der andere draußen die Faust, freut sich mit. "Das war uns ja auch sehr wichtig, als wir uns nach einem neuen Torhüter umgeschaut haben", berichtet Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen, "er musste sportlich, aber eben auch menschlich passen."
Ein weiterer Lichtblick der 60-minütigen Titeljagd war Alexander Petersson. Sieben Tore steuerte er bei. Und das im ersten Spiel, nur ein paar Wochen nach seinem Jochbeinbruch. Der Isländer ging voran, hat bewiesen, dass er mit seinen 36 Jahren noch nicht zum alten Eisen gehört. Ein Modellathlet, das ist er. Von Kopf bis Fuß auf Handball eingestellt. "Ganz klar", grinste der Sportliche Leiter Oliver Roggisch nach der Schluss-Sirene: "Alex hat sich ein Sonderlob verdient. Das war ein Super-Job."
Nur schade, dass den nicht ganz so viele vor Ort miterlebt haben. Die Porsche Arena war nicht ausverkauft. 5651 Zuschauer kamen. Platz war eigentlich für rund 6300 Fans. "Das ist nicht so erfreulich. Beide Mannschaften hätten volle Ränge verdient gehabt", grübelte Frank Bohmann, der Geschäftsführer der Handball-Bundesliga, "darüber müssen wir uns Gedanken machen."
Mal sehen, wie voll es morgen beim sofortigen Wiedersehen im "Ufo" wird...