Rhein-Neckar Löwen

Hinten gegen Hannover verloren, vorne nicht gewonnen

Die Löwen hatten bei der 30:36-Niederlage in Hannover überraschenderweise Probleme in der Abwehr.

16.12.2020 UPDATE: 17.12.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden
Die Ernüchterung auf der Auswechselbank der Rhein-Neckar Löwen war groß. Foto: dpa

Von Tillmann Bauer

Heidelberg. Mait Patrail hat’s gewusst. Nun ja, zumindest hat er es befürchtet. Noch vor dem Bundesliga-Gastspiel der Rhein-Neckar Löwen bei der TSV Hannover-Burgdorf sprach der estnische Nationalspieler eine Warnung vor den ehemaligen Kollegen aus. Weil Patrail acht Jahre lang das Trikot der Recken trug, sagte er im Gespräch mit der RNZ: "Zuhause sind sie stärker als auswärts."

Der Familienvater sollte recht behalten – Hannover war sogar sehr stark und verpasste den Löwen mit einer deutlichen 30:36-Niederlage im Kampf um die Spitzenposition in der Handball-Bundesliga einen herben Dämpfer. Nachdem die Mannschaft von Martin Schwalb noch zwei Tage zuvor gegen die SG Flensburg-Handewitt teilweise furiosen Handball geboten hatte, wirkte der Auftritt bei den Niedersachsen phasenweise völlig hilflos. Wie schon bei der ersten Saison-Pleite gegen Leipzig klappte gar nichts.

"Wir haben irgendwann keine Zweikämpfe mehr gewonnen", sagte Andy Schmid. Der Schweizer war enttäuscht – und trotzdem fasste er das, was vor allem in der zweiten Halbzeit deutlich wurde, eindrucksvoll zusammen: "Wir verlieren hinten die Zweikämpfe und gewinnen sie vorne nicht."

In der Tat, die junge, kriselnde Mannschaft aus Hannover deckte sehr offensiv, was die Arbeit für den wuchtigen Rückraum der Löwen deutlich erschwerte. Das für die TV-Zuschauer erschreckende Resultat: Man leistete sich viele Fehler und hatte im Angriff große Mühe, die gewohnte Sicherheit und das Selbstverständnis – welches die Löwen zuletzt so stark gemacht hat – in das eigene Spiel zu integrieren.

Es hakte im Angriff und trotzdem schafften es Schmid und seine Kollegen, in 60 Minuten 30 Treffer zu erzielen. Denn so statisch das Offensivspiel auch war – das eigentliche Problem lag woanders. Scheinbar mühelos spazierten die Hannoveraner mit ihren wohlüberlegten Aktionen durch die Defensive der Badener. Ob dort Ymir Örn Gislason, Jesper Nielsen oder auch Ex-Recke Mait Patrail stand – sie alle bekamen keinen Zugriff, was zur Folge hatte, dass sie gefühlt in jedem Angriff ein Gegentor schlucken mussten. Das überraschte, weil in den vergangenen Wochen, in denen man eine Serie von zehn Spielen ohne Niederlage hinlegte, es vor allem die Abwehr war, die den Grundstein für das erfolgreiche Tempospiel der Löwen legte.

Mittelmann Schmid wurde deutlich: "Wir haben von A bis Z irgendwo auch eine Nichtleistung gezeigt. Wir waren einfach unterlegen." Aussagen, die für die Ansprüche der Löwen enttäuschend klingen, gleichzeitig aber die Stärke der Bundesliga verdeutlichen.

Keine Frage, mit inzwischen fünf Minuspunkten steht die neuformierte Mannschaft aus Mannheim noch immer mit einem guten Saisonstart da, dass die Niederlage bei den Niedersachsen aber überhaupt nicht eingeplant war, verdeutlichten die Bilder nach Abpfiff; auf der Löwen-Bank überwog der Frust.

Auch Coach "Schwalbe" war nicht zufrieden. Er sagte: "Unsere technischen Fehler wurden konsequent ausgenutzt." Und weiter: "Wir sind der gerechte Verlierer." Schon an diesem Sonntag (13.30 Uhr/Sky) will seine Mannschaft aber wieder der "gerechte Gewinner" sein.

Dann kommt der Bergische HC in die Mannheimer SAP Arena. Eine Warnung im Vorfeld braucht es in der aktuellen Situation eher nicht ...

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