Muss Ex-Löwe Marius Steinhauser Partykracher oder Trauermusik auflegen?
Vor dem Topspiel in der Handball-Bundesliga spricht Flensburgs Rechtsaußen und Ex-Löwe Marius Steinhauser im RNZ-Interview - "Die Löwen treten nochmal anders auf"

Von Tillmann Bauer
Heidelberg. Marius Steinhauser entscheidet, welche Musik in der Kabine der SG Flensburg-Handewitt läuft. "Ein undankbarer Job", sagt der 27-Jährige, der von allen nur "Steini" genannt wird. Er lacht: "Man kann es eigentlich nur falsch machen." Ob der ehemalige Rechtsaußen der Rhein-Neckar Löwen am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) nach dem Topspiel der Handball-Bundesliga in den Katakomben der SAP Arena echte Partykracher oder eher Trauermusik auflegen muss, bleibt abzuwarten. Im Gespräch mit der Rhein-Neckar Zeitung spricht der aus Rot stammende Steinhauser über Titel, Zuschauer und seine Nationalmannschaftsnominierung.
Marius Steinhauser, eigentlich müssten Sie ja schon auf Entzug sein, oder?
Wieso?
Na ja, weil Sie nach vier Meisterschaften in Folge im vergangenen Jahr leer ausgegangen sind.
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(lacht) Ja, der Titel wurde mir einfach so genommen. Nein, Spaß, die Coronakrise ist eben dazwischen gekommen. Ich glaube, dass wir gute Chancen gehabt hätten, die Meisterschaft zu wiederholen – die letzten Spiele sind immer mitentscheidend für einen Titelgewinn. Das heißt nicht, dass wir zwingend Meister geworden wären, aber wir waren gut drauf und nah an Kiel dran.
In der laufenden Saison hat Flensburg nach neun Spielen erst zwei Minuspunkte auf dem Konto.
Ja, wir sind richtig gut reingekommen. Zwar haben wir einen breiten Kader, trotzdem würde ich mir wünschen, dass diese Phase mit den vielen Verletzten endlich mal zu Ende geht. Dann wären wir noch mal stärker.
Zuletzt standen Sie erstmals im erweiterten Kader der Nationalmannschaft – hatten Sie die Nummer von Bundestrainer Alfred Gislason eingespeichert?
Nein, hatte ich nicht. Ich habe mich sehr über die positive Nachricht gefreut und für mich ist es eine große Ehre, für die DHB-Auswahl im erweiterten Kader für die Weltmeisterschaft zu stehen. Deshalb möchte ich auch gerne weiterhin mit guten Leistungen in Flensburg auf mich aufmerksam machen.
Auf die Nationalmannschaft arbeiten viele Sportler hin.
Selbstverständlich, das ist etwas Besonderes. Ich weiß aber auch, dass es in Deutschland viele gute Rechtsaußen gibt. Trotzdem ist das eine Wertschätzung der eigenen Leistung und damit sehr schön.
Mit guten Leistungen spielt man sich eben in den Fokus. Auch beim letzten Auswärtssieg der Flensburger in Mannheim waren Sie einer der entscheidenden Spieler. Ihr Trainer Maik Machulla sollte also wissen, wen er gegen die Löwen aufstellt, oder?
(lacht) Die Frage dürfen Sie ja nicht mir stellen. Ich weiß, was im vergangenen Jahr war und habe mich riesig gefreut, dieses Spiel zu spielen und der Mannschaft zu helfen. Diese Begegnung war besonders, weil ich aus der Region komme und mir die Löwen sehr am Herzen liegen.
Das Spiel konnten damals 13.200 Menschen in der SAP Arena verfolgen. In der aktuellen Zeit wäre das unvorstellbar, oder?
Oh ja, das stimmt. Ich muss schon sagen, dass es für uns als Spieler brutal ist. Ich bin ja ein Typ, der von den Emotionen lebt und das ist schon hart für mich, wenn man jetzt ohne Zuschauer spielen muss. Die Fans können einen definitiv in entscheidenden Phasen pushen.
Macht Handball ohne Zuschauer überhaupt Spaß?
Nicht in der gleichen Form. Natürlich macht es Spaß, weil man das tut, was man liebt. Aber die Zuschauer machen Handball zu etwas Besonderem – die Atmosphäre in den Hallen ist einmalig.
Vor dem Spitzenspiel stapeln die Löwen tief. Flensburg sei eingespielter. Stimmt das?
Ich glaube, aktuell kann man nicht tiefstapeln. Beide Teams tummeln sich an der Spitze und sind sehr gut in die Saison gestartet. Das ist definitiv ein Topspiel, da kann sich keine Mannschaft Favorit nennen. Wir freuen uns einfach auf dieses Spiel und wollen es unbedingt gewinnen. Man muss aber auch sagen, dass die Löwen sehr gut drauf sind. Und das wissen wir auch und darauf werden wir uns sehr gut vorbereiten.
Wie sehr verfolgen Sie die Löwen noch?
Doch schon noch sehr intensiv. Ich pflege gute Kontakte in die Heimat beispielsweise zu Uwe Gensheimer oder Alexander Petersson. Wenn es die Zeit zulässt, schaue ich natürlich auch die Spiele. Man will ja sehen, was die alten Weggefährten inzwischen so treiben.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Löwen unter Martin Schwalb?
Sehr positiv. Ich finde, dass sie noch mal anders auftreten. Viele Spieler, die auch schon in der vergangenen Saison da waren, tun sich noch mal als Neuzugänge auf. So finde ich beispielsweise, dass Romain Lagarde einen großen Schritt nach vorne gemacht hat – und auch Lukas Nilsson tut dem Spiel sehr gut. "Schwalbe" bezieht alle mit ein und macht einen richtig guten Job. Trotzdem möchten wir das Spiel am Sonntag unbedingt gewinnen.



