Nachdem der Spielbetrieb in den meisten Volleyball-Ligen schon seit drei Monaten ausgesetzt ist, wurde die Saison nun offiziell abgebrochen. Archivfoto: F&S
Von Jürgen Autenrieth
Heidelberg. Seit dem vergangenen November ist es in den Sporthallen sehr still. Das Corona-Virus verbot jegliche Aktivitäten. Die baden-württembergischen Volleyball-Verbände haben nun ihre Konsequenzen gezogen. Die Verantwortlichen aus Nordbaden (NVV), Südbaden (SBVV) und Württemberg (VLW) haben sich entschlossen, den Spielbetrieb für aktive Mannschaften von der Regionalliga abwärts ohne Wertung einzustellen.
"Es macht einfach keinen Sinn mehr. Es fehlt schlichtweg die Zeit und letztlich wohl auch die Motivation. Außerdem wollten von den 250 Mannschaften nur zehn weiterspielen", begründet Holger Schell diesen Schritt, und der NVV-Geschäftsführer fügt an: "Sollten dennoch irgendwelche Freiräume entstehen, wollen wir diese für die Jugendlichen nutzen."
Während bisher nur die Runde der männlichen Ba-Wü-Liga U 16 abgebrochen wurde, ist in den restlichen Jugendligen wie auch bei den Senioren der Spielbetrieb nur ausgesetzt. Die Wettbewerbe um den Verbands- sowie Bezirkspokal sollen – sofern Spiele in der Halle wieder möglich sind – auf freiwilliger Basis fortgeführt werden. Diese müssen aber bis zu den Sommerferien abgeschlossen sein. "Wir schauen nach vorne. Ich denke, dass die neue Saison wieder im Oktober beginnt", sagt Schell, der bei der Jugend wie im Vorjahr wohl den einen oder anderen Abgang befürchtet.
Für Bertram Beierlein war die Absage überfällig. "Natürlich hätten wir gerne eine Runde gespielt. Aber für mich stand mit der Entwicklung im Dezember schon fest, dass es nichts mehr werden wird", erklärt der Trainer der Regionalliga-Frauen des Heidelberger TV. Zudem hofft er, dass man sobald wie möglich wieder trainieren darf und sich die Lage bis zum Rundenstart im Oktober stabilisiert. "Alle haben damit gerechnet. Es ist zwar super schade, aber es war nichts anderes mehr möglich. Momentan gibt es Wichtigeres als fünftklassigen Volleyball", betont Yannick Hess. Der Oberligaspieler der SG HTV/USC Heidelberg sowie Trainer der Oberliga-Frauen des HTV befürchtet große Probleme für die Vereine und das Ehrenamt. Hess sieht die anstehende Beachvolleyball-Saison als willkommene Abwechslung.
"Der Abbruch ist zum jetzigen Zeitpunkt gerechtfertigt und richtig", sagt Christoph Rott. Für den Abteilungsleiter der TSG Rohrbach war der Lockdown im vergangenen November unvermeidbar aber auch bitter, da sich die Volleyballer penibel an die ausgearbeiteten Hygienekonzepte gehalten hatten. Rott spürt dennoch einen großen Zusammenhalt bei allen Mannschaften, die sich teilweise mit Online-Training und virtuellem Taktiktraining fit gehalten haben. "Alle brennen darauf, wieder trainieren zu können", sagt Rott, der hofft, dass beim 50. Geburtstag der Abteilung in diesem Jahr doch noch etwas Volleyball-Fieber aufkommt.
Für Martina Einsele war die Absage letztlich alternativlos. "Für unsere Herren I und Damen III war es natürlich schade, da beide gute Chancen auf den Aufstieg hatten", erklärt die Abteilungsleiterin des HTV. Auch in ihrem Verein waren vor allem die Jugendtrainer sehr rührig und hielten mit Video-Clips Kontakt zu ihren Schützlingen. "In dieser Hinsicht mache ich mir nicht allzu viele Sorgen", betont Einsele.
Holger Schell. Foto: vaf