Im Rausch: Waldhofs Raffael Korte (Mitte) bejubelt seinen Treffer zum 2:1 während bereits die ersten Gratulanten angestürmt kommen. F.: vaf
Von Michael Wilkening
Mannheim. Es war am Samstag-Nachmittag genau Viertel nach Drei, als mehr als 12.000 Zuschauer jubelten, als sei der SV Waldhof gerade in die 3. Liga aufgestiegen. Nach dem 3:1 von Raffael Korte im Topspiel gegen Saarbrücken brach eine Welle der Euphorie durchs Carl-Benz-Stadion. Der lange ersehnte Aufstieg war in diesem Moment so greifbar nah gekommen, dass die Fans lauter, länger und intensiver jubelten als bei den ersten beiden Treffern ihrer Mannschaft. Weil die Mannheimer das Gipfeltreffen in der Regionalliga Südwest gegen den 1. FC Saarbrücken am Ende 3:2 (1:1) gewannen, stehen die Chancen gut, dass der Anhang in einigen Wochen den Vollzug feiern kann, dass der Traum vom Aufstieg real wird.
Kevin Conrad verletzt raus
Dirk Lottner musste die Feierlaune der Mannheimer Fans ertragen, hatte darüber hinaus aber eine ganz eindeutige Meinung zum Spielverlauf. "Die spielentscheidende Szene gibt es in der 27. Minute, als es einen Elfmeter für uns und eigentlich auch eine Rote Karte für den SV Waldhof geben muss. Danach wäre das Spiel anders verlaufen", sagte der Trainer des 1. FC Saarbrücken.
Lottners Zorn richtete sich gegen den Schiedsrichter, der nach einem Zweikampf zwischen Marcel Hofrath und dem FCS-Stürmer Gillian Jurcher nicht auf Strafstoß entschied. Zu diesem Zeitpunkt führten die Saarländer 1:0, hätten die Chance auf das 2:0 gehabt, ehe die Waldhöfer nur 60 Sekunden nach der strittigen Szene den Ausgleich erzielten.
Lottner lag nicht falsch, dass die Partie, die ein echtes Spitzenspiel zweier sehr starker Mannschaften war, in diesen Minuten in Richtung der Mannheimer kippte. Allerdings lag dabei keine klare Fehlentscheidung von Timo Wlodarczak vor, der auch nach dem Studium der TV-Bilder keine eindeutige Elfmeter-Situation erkannte. Letztlich blieb diese eine Szene diskutabel, Lottner stand mit seiner Einschätzung, dass der "Schiedsrichter in der ersten Halbzeit jede 50:50-Situation gegen uns gepfiffen" habe, allerdings ziemlich allein da. In der ausgeglichenen ersten Hälfte hatten die Saarländer die besseren Chancen, ehe der SVW in der zweiten Halbzeit besser war und sich dafür konsequent belohnte.
Am Ende entschied nicht der Schiedsrichter das Treffen der Giganten im Carl-Benz-Stadion, sondern ein Zwillingspaar. Gianluca (28.) und Raffael Korte (52., 55.) schossen die Tore für die Mannheimer, die nicht nur in der ersten Halbzeit, sondern auch nach dem Seitenwechsel das Spielglück auf ihrer Seite hatten und deshalb mit viel Rückenwind in das letzte Drittel der Saison gehen. Saarbrücken kam durch ein Eigentor von Marcel Seegert (25.) und Manuel Zeitz (90.) zu seinen Toren.
Bei acht Punkten Vorsprung auf Saarbrücken und der Möglichkeit, dass der Drei-Punkte-Abzug vor Gericht annulliert wird, sind die Waldhöfer jetzt klarer Favorit auf Meisterschaft und Aufstieg. "Klar ist, wir haben es selbst in der Hand. Wir können uns nur selbst stoppen", sagte Mittelfeldspieler Timo Kern.
Vor 14.326 Zuschauern, was einen Besucherrekord in der Regionalliga Südwest bedeutete, zeigten die Mannheimer, dass der Glaube ihrer Fans berechtigt ist, den Niederungen der vierten Liga entfliehen zu können. Gegen die starken Saarbrücker bewiesen die Waldhöfer ihre Drittligatauglichkeit und erarbeiteten sich eine exzellente Ausgangslage im Aufstiegsrennen. Weil es den Spielern gelang, die Euphorie der Zuschauer aufzusaugen, aber nicht auf sich übergehen zu lassen, sind die Voraussetzungen gegeben, dass der SVW die Tabellenführung bis zum Saisonende verteidigt.
Gegen Saarbrücken zeigte sich nämlich, dass die Waldhöfer auch gegen Widrigkeiten ankämpfen können. Die Mannschaft von Bernhard Trares steckte nicht nur den Rückstand weg, sondern auch den Ausfall von Kapitän Kevin Conrad. Der Innenverteidiger musste früh (24.) wegen muskulärer Probleme ausgewechselt werden. In seiner Abwesenheit schwang sich Marcel Seegert im dritten Spiel nach seiner Rückkehr im Winter zum Anführer auf, seine Verpflichtung zahlte sich gegen Saarbrücken schon aus.
SV Waldhof: Scholz - Meyerhöfer, Conrad (24. Schultz), Seegert, Hofrath (61. Celik) - Marco Schuster - Deville, Kern, Gianluca Korte (83. Diring), Raffael Korte - Sulejmani.
1.FC Saarbrücken: Batz - Miotke (68. Franjic), Kehl-Gomez, Zellner - Jänicke, Perdedaj (77. Holz), Zeitz, Vunguidica - Mendler - Jurcher (68. Carl), Jacob.
Schiedsrichter: Timo Wlodarszak (Bad Hersfeld); Zuschauer: 14.326 ; Tore: 0:1 Seegert (25., Eigentor), 1:1 Gianluca Korte (28.), 2:1 Raffael Korte (52.), 3:1 Raffael Korte (55.), 3:2 Zeitz (90.).