Im Vorwärtsgang: Gianluca Korte (l.) im Duell mit SSV-Torhüter David Hundertmark. Foto: vaf
Von Michael Wilkening
Mannheim. Es ist ja vieles eine Sache der Betrachtungsweise und deshalb wurde die Generalprobe des SV Waldhof vor dem Start in die Dritte Liga ganz unterschiedlich bewertet. Nach der 1:2 (0:0)-Niederlage gegen den Regionalligisten SSV Ulm, das Mannheimer Tor schoss Maurice Deville, herrschte bei einem Teil der Anhänger der Blau-Schwarzen die blanke Angst vor und einige sehen den Aufsteiger in der neuen Liga chancenlos. Andere wiederum waren froh, dass den Mannheimer durch die Niederlage noch einmal die Sinne geschärft wurden, ehe es am kommenden Sonntag beim Chemnitzer FC in der Liga losgeht.
Die abergläubischen Fans der Waldhöfer taten das Resultat gegen die "Spatzen" als gutes Omen ab, schließlich verloren die Mannheimer vor einem Jahr am ersten Spieltag gegen die Ulmer, ehe sie in souveräner Manier zur Regionalliga-Meisterschaft spazierten.
Letztlich schlussfolgert ja jeder in der Vorbereitung ein bisschen anders, weil die Zeit vor dem Saisonstart ja eh meist nicht viel mehr als Kaffeesatzleserei ist. "Ich bin froh, dass es jetzt losgeht", sagte Kapitän Kevin Conrad vielleicht auch aus dem Grund, weil die Phase des Spekulierens am kommenden Wochenende vorbei ist, wenn in der Tabelle ablesbar wird, ob eine Partie gut oder schlecht verlaufen ist.
Gegen die Ulmer gab es letztlich nur zwei zentrale Erkenntnisse: Einerseits wirkten die Waldhöfer in der 2. Halbzeit müde, was daran lag, dass die Ulmer ihren Kader in der Halbzeit komplett tauschten. Das konnten die Mannheimer nicht, weil sie - und das war die zweite Erkenntnis - im Augenblick eine äußerst angespannte Personaldecke haben.
"Wenn noch einer ausfällt, müssen wir mit einem Mann weniger spielen", sagte Marco Schuster scherzhaft, weil der Mittelfeldspieler bei seiner Aussage aber nicht lachte, wurde klar, dass er durchaus besorgt ist. Dabei ging es weniger um die Tatsache, dass der Sportliche Leiter Jochen Kientz und Trainer Bernhard Trares weiterhin auf der Suche nach mindestens zwei Neuzugängen sind, sondern vielmehr darum, dass die vorhandenen in großer Zahl ihren Dienst nicht tun können. Mit Marcel Seegert, Marcel Hofrath, Mete Celik, Mounir Bouziane, Raffael Korte und Mohamed Gouaida fehlten sechs potenzielle Startelf-Kandidaten. Außerdem sind noch Jan Just, Benedict Dos Santos, Jesse Weißenfels und Silas Schwarz nicht einsatzfähig.
"Uns bleibt nichts anderes übrig, als das Beste aus der Situation zu machen", sagte Trares. Der Coach hat die Hoffnung, dass zumindest Seegert, Celik, Hofrath, Schwarz und Dos Santos bis zum kommenden Wochenende wieder spielen können. Hofrath und eventuell Seegert dürften dann auch in die Startformation rutschen. Auf der Hofrath-Position des linken Verteidigers spielte gegen Ulm zunächst als Not-Option Jonas Weik, später wurde Dennis Franzin für ihn eingewechselt. Seegert könnte, sofern seine Knie-Beschwerden abgeklungen sind, für Michael Schultz in die Innenverteidigung rücken.
Ansonsten sollte die Anfangself der Ulm-Partie auch in Chemnitz beginnen. Vor Torhüter Markus Scholz verteidigten neben Weik und Schultz Jan-Hendrik Marx und Kapitän Kevin Conrad. Schuster und Dorian Diring agierten als Doppelsechs hinter der offensiven Dreierreihe mit Deville, Gianluca Korte und Valmir Sulejmani. Als zentrale Spitze spielte Kevin Koffi, der gegen Ulm allerdings sehr blass blieb.
Trotz der personellen Malaise waren die Waldhöfer in der ersten Halbzeit aktiv und hatten einige sehr gute Umschaltaktionen, die zu großen Chancen führten. Weil aber der finale Pass unsauber gespielt wurde, waren nach 45 Minuten noch keine Tore gefallen. In der zweiten Halbzeit hatten es die Mannheimer gegen elf ausgeruhte Ulmer schwer, weiterhin dominant zu sein - und verloren deshalb vor etwa 800 Zuschauern am Alsenweg folgerichtig. Wie das Resultat zu bewerten ist, wird man aber frühestens am kommenden Sonntag einordnen können, wenn die Drittliga-Premiere in Chemnitz absolviert worden ist.