War’s das? Das war’s. Für Trainer Peter Lember und den SV Sinsheim ist die Saison in der 3. Liga Süd vorzeitig beendet. Foto: Lörz
Von Eric Schmidt
Sinsheim. Er hatte noch viel vorgehabt. Im Abschlusstraining am Donnerstagabend wollte Peter Lember mit seiner Mannschaft gezielt den Aufschlag üben, er wollte an die Block-Feld-Abwehr ran und das Team im Sechs gegen Sechs den Ernstfall simulieren lassen. Doch nach den rasanten Entwicklungen ließ er am Ende alles sein – am späten Nachmittag sagte der Coach des Volleyball-Drittligisten SV Sinsheim das Training ab. "Wer wollte, konnte in der Halle ein bisschen zocken. Da musste ich nicht dabei sein", sagt der 57-Jährige.
Es ist vorbei. Nichts geht mehr im Volleyball. Nach der Deutschen Eishockey-Liga hat nun auch der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) den Spielbetrieb mit sofortiger Wirkung eingestellt und das vorzeitige Saisonende beschlossen. Von der Bundesliga bis in die Bezirksklasse ruht der Ball. Für den SV Sinsheim wird die Spielzeit in der 3. Liga Süd damit zur "Unvollendeten". Vier Wochen früher als geplant geht es in die Ferien, der Meister des Vorjahres verabschiedet sich als Tabellendritter.
Peter Lember hatte es kommen sehen. "Dass es dann so schnell so kommt, diese Dynamik hat mich dann doch überrascht", sagt der SVS-Coach und äußert Verständnis für die Entscheidung des DVV: "Die Gesundheit geht vor. Man muss jetzt alles versuchen, um das Coronavirus zu bremsen. Und immerhin gibt es eine klare Linie – nicht so wie im Fußball, wo in der Champions League Leipzig vor 40.000 Zuschauern spielt und in Paris ein Geisterspiel stattfindet."
Den SV Sinsheim hat das abrupte Aus zu einem denkbar unglücklichen Zeitpunkt erwischt. Zwei der letzten drei Spiele wären Heimspiele gewesen – am Samstagabend das Topspiel gegen Spitzenreiter TG Bad Soden, nächste Woche das Duell gegen Schlusslicht TGM Mainz-Gonsenheim. Vor allem der Ausfall des Schlagabtauschs gegen Bad Soden schmerzt. Der SVS hatte viele Schaulustige erwartet, eine Realschulhalle, die "aus allen Nähten platzt", wie Peter Lember es formuliert. "Es wäre ein richtiger Fight geworden. Wir hatten noch eine Rechnung offen und haben uns auf ein schönes Spiel gefreut."
Klar, auch finanziell tun die Absagen weh. "Es fehlen uns die Einnahmen von zwei Heimspielen. Für uns sind diese Zuschauereinnahmen wichtig – wichtiger, als sie es im Fußball sind", sagt Ralph Lange. Dennoch hält der SVS-Abteilungsleiter das vorzeitige Saisonende für richtig: "Es ist vernünftig und der Situation geschuldet. Es wird wegen des Coronavirus jetzt alles zurückgefahren." Das Virus, es ist da – vielleicht auch schon beim SV Sinsheim.
Luca Schnabel, die junge Diagonalspielerin, hätte heute auf keinen Fall angreifen können – im Training am Dienstag fehlte sie krankheitsbedingt. "Sie hat Fieber und ist erkältet. Sie hat die typischen Symptome", erklärt Trainer Peter Lember und betont: "Sie wird sich auf Corona testen lassen." Ebenfalls angeschlagen ist Katrin El Berins. Peter Lember hofft inständigst, dass das Virus "nicht bei uns in der Mannschaft" ist.
Auch wenn das plötzliche Saisonaus bedauerlich ist: Sportlich kann der SV Sinsheim den "Sudden Death" gut verkraften. Als Tabellendritter mit sechs Punkten Rückstand hatte er nur noch theoretische Chancen auf die Meisterschaft, aufsteigen will er wie "Vize" VC Offenburg ohnehin nicht – lediglich die "First Ladys" der TG Bad Soden liebäugeln mit einer Rückkehr in die 2. Liga. Peter Lember ist sehr zufrieden, wie die Runde lief. Seine Mannschaft hat sich kontinuierlich gesteigert, sie hat 14 von 17 Spielen gewonnen und kann damit eine ähnliche starke Bilanz wie in der Meister-Saison 2018/19 vorweisen, als 16 Siege in 19 Spielen glückten. Den letzten Auftritt beim 3:0 gegen Stuttgart nennt Lember schlicht "brillant": "Wenn man bedenkt, wie dünn unsere Spielerdecke ist und welchen Aufwand wir betreiben, ist Platz drei eine Topplatzierung."
Für die nächste Saison will der SVS-Coach seine Mannschaft breiter aufstellen. Die freie Zeit nutzt Lember unter anderem dazu, um die nächste Runde zu planen – und mit potenziellen Kandidatinnen zu sprechen. Mit zwei Spielerinnen ist er bereits im Kontakt, eine von ihnen will sich irgendwann in den kommenden Wochen in einem Probetraining vorstellen. Peter Lember kennt sie gut. Vor nicht allzu langer Zeit hat die junge Frau in Sinsheim gegen Sinsheim gespielt. "Sie wird in Heilbronn studieren und sucht einen neuen Verein", erklärt der SVS-Trainer, ohne den Namen von "Miss X" zu verraten.
Egal, ob Corinna oder Carina: Es dürfen alle kommen. Nur Corona nicht.