Fußballkreisvorsitzender Johannes Kolmer (l.) und DFB-Vize Ronny Zimmermann. Foto: vaf
Von Christopher Benz
Heidelberg. Nicht nur in der Diskussionsrunde ging es heiß her. Im voll besetzten Vereinsheim der Freien Turner Kirchheim war es dank Pizzaofen der Trattoria Vecchia Bari zudem sehr warm. Trotz dem appetitanregenden Pizza-Duft, der durch die Reihen wehte, hatte keiner der Diskussionsteilnehmer die Absicht, in Aussicht auf einen prall gefüllten Teller schneller zum Ende zu kommen. Die Runde hatte Lust auf einen Abend mit Verlängerung und Elfmeterschießen.
Die von FT-Macher Philipp Richter detailliert geplante Veranstaltung förderte die Diskussionsfreudigkeit seiner sieben Podiumskollegen - unter anderem waren auch DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann und Johannes Kolmer, Vorsitzender des Fußballkreises Heidelberg, dabei - sowie den rund 100 Gästen. Darunter hatten sich einige "Promis" eingefunden: TSG Hoffenheim Präsident Peter Hofmann, Ex-KSC-Manager Arno Trendl, Verbandsjugendleiter Rouven Ettner, Stützpunktkoordinator Markus Schmid, Hoffenheims U23 Teammanager Thomas Gomminginger sowie aus der Heidelberger Kreisvorstandschaft Schiedsrichter-Obmann Hans-Dieter Krieg, Kreisjugendleiter Erich Wickenhäuser, Pokalspielleiter Frank Wolf, Staffelleiter Erhard Mayer und der Ehrenvorsitzende Alfred Lampert.
Im Nachgang wollten die RNZ von einigen Gästen unter anderem wissen, was sie aus diesem Abend mitnehmen, wie ihr persönliches Urteil ausfällt und was sie für Anregungen zu den vorgebrachten Themen beisteuern.
Bernd Keller (Betreuerstab SpVgg Baiertal): "Es ist absolut nötig, über solche Themen zu sprechen, da manche Vereine eben große Probleme mit sich herumschleppen. Bei uns in Baiertal setzen wir statt auf viel Geld auf Zusammenhalt und Spaß. Schließlich fällt es einem Spieler deutlich schwerer zu wechseln, wenn er sich wohl fühlt. Auch aus diesem Grund sind bei uns bereits im dritten Jahr jeweils zwei Bufdis beschäftigt. Diese Jungs absolvieren ihren Bundesfreiwilligendienst, trainieren eine Jugend, machen gleichzeitig ihren Trainerschein und gehen an die Schule, um über uns und das was wir machen, zu informieren. Ein schöner Nebeneffekt dabei ist, dass dieses Programm bezuschusst wird und die Bufdis ähnlich wie beim Zivildienst eine finanzielle Vergütung erhalten."
Jannis Richter (Jugendpokalspielleiter in Sinsheim und mit 18 Jahren jüngster Zuhörer bei der Diskussion): "Es muss etwas passieren im Jugend- und Amateurfußball. Meckern tun viele, nur bringt uns das eben nichts. Wir müssen aktiv an Lösungen arbeiten und daher Initiative zeigen. Dafür ist wichtig in die verschiedenen Kreise zu gehen, um diese direkt anzusprechen, da es in Buchen sicher andere Schwerpunktthemen als in Heidelberg gibt. So eine Veranstaltung wie heute Abend würde ich mir öfter wünschen und dann auch besuchen."
André Ottmann (Frauenabteilung SG Dielheim): "Die gesellschaftliche Entwicklung mit Bezug auf den Jugendfußball ist mir thematisch etwas zu kurz gekommen in der Runde. Dies hätte gerne mehr im Detail besprochen werden dürfen. Das Thema der Leistungszentren und wie sie Jugendspieler verpflichten wurde meines Erachtens etwas überspitzt dargestellt. Auf der anderen Seite ist klar, dass man infrastrukturell schwächere Vereine mehr fördern sollte."
Bammental-Kapitän Patrick Orf. Foto: Pfeifer
Ertunc "Litti" Ergün (ehemaliger Trainer des VfB Wiesloch): "So eine Podiumsdiskussion muss regelmäßig stattfinden. Für einen ersten Abend wurde extrem viel angesprochen. Allerdings müsste man die Themenschwerpunkte mehr einschränken, denn jedem kannst du es ohnehin nicht recht machen. Dann könntest du bei bestimmten Themen mehr in die Tiefe gehen. Für mich war es spannend zu beobachten, wie viel Schärfe einige Wortbeiträge in die Diskussion gebracht haben."
Wieslochs Ex-Trainer Ertunc Ergün. Foto: Pfeifer
Patrick Orf (Badischer Sportbund "Integration durch Sport" & Kapitän des FC Bammental): "Es sind viele wichtige Dinge angesprochen worden. In den Vereinen hängt vieles von den Personen und deren Motivation ab. Leider geht das ehrenamtliche Engagement zurück, was zweifelsohne mit der gesellschaftlichen Entwicklung und der riesigen Konkurrenz an anderen Freizeitangeboten zusammenhängt. Was mich heute Abend gefreut hat zu hören, ist, was für ein positives Beispiel die SG Oftersheim mit ihren weit über 400 Jugendspielern für andere Klubs ist. Da sind definitiv engagierte Leute am Werk, die Ideen haben und neue Dinge ausprobieren."