Von Tillmann Bauer
Leutershausen. Christian Zeitz breitete die Arme aus, zog die Augenbrauen hoch, runzelte die Stirn und riss die Augen weit auf. So wie er es schon immer tat, wenn er mit der aktuellen Gesamtsituation nicht zufrieden war. Für Kiel in der Bundesliga oder Champions League, für das Nationalteam in 166 Länderspielen. So stand Zeitz, 38, auch am Samstagabend in seinem grauen Trikot der SG Nußloch in der Heinrich-Beck-Halle, als im Derby bei der SG Leutershausen noch eine gute Minute zu spielen, die Begegnung aber längst entschieden war. 29:21 leuchtete von der bereits in die Jahre gekommenen Anzeigetafel, Weltmeister Zeitz hatte in den zurückliegenden 60 Minuten einiges einstecken müssen. Es wollte und sollte bei ihm aber nicht viel gelingen.
"Wir hatten den Nußlocher Rückraum wirklich gut im Griff", fasste Leutershausens Trainer Frank Schmitt das Derby kurz und knapp zusammen und meinte damit neben Zeitz auch Jochen Geppert, der früher für die Roten Teufel spielte, und Kevin Bitz, der noch im Hinspiel fast im Alleingang für den Nußlocher Heimsieg sorgte. An diesem Abend war aber vieles anders. "Ich muss meiner Mannschaft ein großes Kompliment machen", ergänzte Schmitt. Teilweise, so der Übungsleiter, sei das allererste Sahne gewesen, was seine Mannschaft da gegen den Nachbarn auf die Platte brachte. Entspannt schnappte er sich bei der Pressekonferenz den Öffner und griff zum Feierabendbier: "Heute denke ich nicht an die nächsten Spiele - heute können wir ruhig mal feiern."
Einfach nur nach Hause wollte dagegen Christian Job. Der Nußlocher Trainer musste sich während des Spiels das eine oder andere Mal an der Seitenlinie zusammenreißen, am liebsten hätte er -- so hatte man den Eindruck - selbst mitgespielt. "Es war einfach ein gebrauchter Abend", sagte der 45-Jährige, der bis zum Rundenende die Geschicke bei der SGN leiten darf, nun aber bei seinem Einstand einen ersten Dämpfer hinnehmen musste. Sein Team habe all das vermissen lassen, was man bei einem Derby an den Tag legen müsse. Zwar sprach er es nicht genau aus - was er aber meinte, war allen Anwesenden klar: Wille, Einstellung, Kampfgeist.
Davon gab es auf Seiten der Roten Teufel mehr als genug. Man kämpfte um jeden Ball, man schmiss sich in jeden Zweikampf, man war füreinander da. Dadurch spielte man sich in der ersten Halbzeit zwischenzeitlich einen Neun-Tore-Vorsprung heraus, es war bereits so etwas wie eine Vorentscheidung.
Die Verantwortung wurde verteilt auf mehrere Schultern. So war es beispielsweise der quirlige Gianluca Pauli, der im Spiel gegen seinen alten Verein die Außenlinie hoch und runter sprintete, die Siebenmeter humorlos in die Maschen drosch und gleichzeitig mit seinen Emotionen die gut 1000 Zuschauer in der Heinrich-Beck-Halle zum Jubeln animierte. Es war zu spüren, dass Leutershausen diesen Erfolg mehr wollte.
"Für so ein Spiel braucht man keine Extramotivation mehr. Man kennt sich, man will sich miteinander messen", fasste Ernst Mantek - ebenfalls ehemaliger Nußlocher und nun auf Seiten der Roten Teufel - seine Gefühlslage zusammen: "Man hat gesehen, dass es bei uns im Team einfach passt."
In Nußloch war dagegen von Teamgeist nicht viel zu spüren, die Köpfe hingen. Nach Abpfiff blickten viele Nußlocher ungläubig in die Leere - Zeitz runzelte die Stirn.
SG Leutershausen - SG Nußloch 29:21 (16:9), SGL: Hübe, Döding - Jaeger F. 6, Bernhardt 1, Schwarz 1, Stippel 1, Jaeger P. 1, Ruß 4, Cirac, Schwechheimer, Gasser, Hormstein, Wagner 3, Seganfreddo, Mantek 3, Pauli 9/4; SGN: Bitz M. 1, Lieb - Körner, Crocoll, Müller 5, Zeitz 4, Geppert 2, Schmitt M., Buse, Bitz K., Gerdon, Schmitt N. 1, Herrmann 8/4, Petroczi.
Große Moral in Coburg: Der TVG Großsachsen fuhr gestern einen ganz wichtigen Punkt im Kampf um den Klassenerhalt ein. Beim direkten Konkurrenten, dem HSC Coburg II, lag man zeitweise mit sechs Toren in Rückstand bevor Großsachsen aus seiner Lethargie erwachte und noch das 25:25-Unentschieden holte.
Zwei Minuten vor Spielende lag man mit 23:25 im Hintertreffen, Simon Reisig und Simon Spilger konnten in der Schlussphase aber noch ausgleichen. Pohl: "Wir haben sehr diszipliniert begonnen und lagen verdient in Führung. Dann leisteten wir uns Fehlwürfe und Ballverluste – Coburg hat uns in dieser Phase überrannt. Nach der Abwehrumstellung wurde es besser und wir kamen schnell heran. Am Ende hatten wir auch das Glück auf unserer Seite. Der Punkt hilft uns Coburg auf Abstand zu halten". Dieser beträgt zwar weiterhin sieben Punkte, jedoch haben die Franken zwei Partien weniger absolviert als der TVG.
HSC Coburg – TVG Großsachsen 25:25 (14:11): Sitter, Boudgoust – Ulrich 3, Gunst J. 1, Kernaja, Fath, Triebskorn 5, Schulz 3, Spilger 2, Gunst P., Kadel, Straub, Reisig 5, Buschsieper 5/3, Hildebrandt 1.
Die HG Oftersheim/Schwetzingen feiert den dritten Erfolg in Serie: Am Samstagabend konnte die Mannschaft von Ex-Nationalspieler Holger Löhr einen 32:28-Heimsieg gegen den TV Gelnhausen verbuchen. Dabei übernahmen die Schwetzinger nach zehn Minuten die Führung und verteidigten diese tapfer bis zum Schlusspfiff. Mit zehn Toren ragte wieder einmal Rückraumspieler Daniel Hideg heraus.
HG Oftersheim/Schwetzingen – TV Gelnhausen 32:28 (18:14): Herb, Gabel – Barthelmeß 5, Messerschmidt 2, Jansen 4, Zipf 1, Sauer 3, Krämer 4, Suschlik 3, Demel, Hideg 10/4, Krepper.
Nach der Gala in der Vorwoche erlebten die Rhein-Neckar Löwen II beim 24:34 gegen den VfL Pfullingen eine harte Bauchlandung. Der Handball-Drittligist konnte vor rund 300 Zuschauern nicht an die Leistung der vorangegangenen Partien anknüpfen und unterlag überraschend deutlich. Bei den Gästen ragten Marc Breckel (10 Tore) und Axel Goller (9) heraus. Die meisten Treffer bei den Löwen erzielte Tim Ganz (5). Michel Abt. Trainer der Junglöwen, bilanzierte: "Es ist genau andersrum gelaufen als letzte Woche. Die Pfullinger 5:1-Abwehr hat uns vor Probleme gestellt. Wir wollten eigentlich die Gegenstöße und zweite Welle unterbinden. Es ist so gelaufen, wie wir es uns nicht vorgenommen haben."
Rhein-Neckar Löwen II – VfL Pfullingen 24:34 (14:18): Adanir, Unser – Trost 2, Ahouansou 2, Schneibel 1, Braun 2, Damm 1, Wichmann 1, Schmiedt 2, Röller 2, Meyer 1/1, Kirchenbauer, Meddeb 3, Ganz 5/1, Keller 1, Kessler 1.