Gewichtheber-Bundesliga

Durlach ist ein hungriger Gegner für Obrigheim

SV Obrigheim erwartet den zuletzt starken KSV Durlach - Olympia-Flair in Neckarhalle

24.10.2019 UPDATE: 25.10.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 53 Sekunden

Obrigheims Neuzugang Moritz Huber: "Da geht noch was." Foto: S. Weindl

Obrigheim. (rol) Im Fernsehen und vor ganz großem Publikum findet Gewichtheben selten statt. Bei Olympischen Spielen jedoch schaffen es die Hantelsportler ins Rampenlicht. Dann sind die Kameras auf sie gerichtet, und das Interesse - die Zuschauerquoten belegen das - ist erheblich. Zuvor Unbekannte wie Matthias Steiner nach seinem dramatischen Sieg 2008 in Peking werden plötzlich berühmt. An dessen Bekanntheitsgrad reicht Sabine Kusterer zwar nicht heran und Gold hat sie auch nicht gewonnen, aber bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro vor drei Jahren gelang ihr ebenfalls etwas Außerordentliches: Sie kam in die Schlagzeilen - wegen ihrer Ernährung. Genauer gesagt, weil sie während der Wettkampfpause eine Banane aß und mit einem Klecks Nutella obendrauf verfeinerte. Ein sinnwörtlich gefundenes Fressen für "Bild" & Co: "Erst schlemmen, dann stemmen", hieß es über "Sabine, unser stärkstes Schleckermäulchen", und "sie mampfte sich stark". Nebenbei bemerkt, sie war auch sportlich aktiv: Die damals 25-Jährige stellte in Rio persönlichen Rekord auf.

Was das mit Bundesliga-Gewichtheben in Obrigheim zu tun hat? Am morgigen Samstag gastiert der KSV Durlach in der Neckarhalle, der Stammverein der 66-Kilo-Athletin, die vor knapp zwei Wochen zum Saisonauftakt eine tadellose Leistung ablieferte: Nach sechs gültigen Versuchen hatte Kusterer 204 Kilo im Zweikampf erreicht und 140 Relativpunkte für ihren Klub gesammelt. Mehr noch: Die von ihr bewältigten 114 Kilo im Stoßen bedeuteten deutschen Rekord in der Gewichtsklasse bis 71 Kilo.

Der KSV Durlach hätte an jenem Samstag fast für eine Überraschung gesorgt: 800,8 Punkte sind mehr als ein achtbares Resultat, wenn man bedenkt, dass die Bestleistung in der vergangenen Runde mit 828,6 nur unwesentlich höher lag. Die Vereinsstatistiker haben sogar herausgefunden, dass der KSV in den 16 Jahren seiner Bundesliga-Zugehörigkeit zum Auftakt noch nie ein Ergebnis von mehr als 800 Punkten erzielt hatte. Das gibt Selbstvertrauen, auch wenn es am Ende nicht zum Heimsieg reichte. AV Speyer war sowohl im Reißen als auch im Stoßen etwas stärker, gewann das Duell folglich mit 3:0 in der Gesamtwertung und 819,1 Relativpunkten.

So viel steht fest: Die Durlacher werden ein hungriger Gegner sein. Darauf ist Manuel Noe vorbereitet. Der Sportchef der Obrigheimer Gewichtheber weiß, dass Durlach in Bestform noch ein paar Kilo drauflegen und seine Punktausbeute erhöhen kann. "Wir peilen rund 850 Punkte an, dann sollte es zum Sieg reichen." Die Mannschaft, die im ersten Heimkampf gegen Berlin (764,6:645) bravourös agierte und sich nur zwei Fehlversuche im gesamten Wettkampf erlaubt, wird allerdings personell neu formiert. Emily Campbell, gegen die Hauptstädter mit 151 Punkte die Beste von allen, steht nicht zur Verfügung, dafür kehren Nico Müller und Sargis Martirosjan nach ihrer kurzen WM-Pause ins Team zurück. "Wir brauchen sie", sagt Noe. Denn mit dem Berlin-Ergebnis wäre Durlach am ersten Wettkampftag nicht zu schlagen gewesen. "Wir wollen uns weiter steigern und den zweiten Sieg einfahren, das ist unser Ziel", betont Noe, der weiterhin auf die verletzten Matthäus Hofmann und Marius Oechsle verzichten muss.

Mit dem Österreicher Sargis Martirosjan und Nico Müller im Obrigheimer Dress und Sabine Kusterer bei den Gästen haben sich gleich drei Olympia-Gewichtheber von 2016 angesagt. Martirosjan wurde in Rio damals Elfter, Müller und Kusterer landeten jeweils auf dem 10. Platz. Der Obrigheimer Kaderathlet hat gute Chancen, sich erneut ein Ticket für die Olympischen Spiele zu holen. In der Weltrangliste steht er aktuell in aussichtsreicher Position. Gerade hat der dritte und letzte Qualifikationszyklus begonnen, bei einem internationalen Turnier in Doha kurz vor Weihnachten und im April bei der EM in Moskau will er weitere Punkte holen.

Vor allem die Olympia-Anwärter müssen in dieser Saison stets abwägen, wann und wie viele Wettkämpfe sie in der Bundesliga absolvieren. "Gegen Durlach bin ich wieder dabei, das passt in den Trainingsplan", so Müller, der sich beim Heimkampf gegen Berlin mit der Zuschauerrolle anfreunden musste. "Mir ist es lieber, wenn ich auf der Bühne heben kann. Aber nach der WM-Pause und nur einer Trainingswoche wäre das zu früh gekommen." Umso zupackender wird Müller gegen Durlach an die Hantel gehen. Derweil feiert Jakob Neufeld ein kleines Jubiläum. Der zu Wochenbeginn 36 Jahre alt gewordene Athlet steht gegen Durlach vor seinem 75. Bundesliga-Einsatz für den SV Obrigheim.

Den zweiten Ausländerplatz neben Martirosjan nimmt die Norwegerin Sol Annette Waaler ein. Die Mannschaft komplettieren die beiden Neuzugänge Moritz Huber und Mohammed Hoblos, die gegen Berlin sichtlich beeindruckt ihr Debut in der Neckarhalle gaben. "Ein Traum ist in Erfüllung gegangen", sagte Huber hinterher. Auch dem Kollegen Hoblos machte der Wettkampf Lust auf mehr, wie seinen Worten auf Instagram zu entnehmen war. "131 Punkte, da geht noch was drauf. Mal schauen, wie weit ich komme im Laufe der Saison", schrieb er. 150 Punkte peilt er an, aber ohne Eile, erst "gegen Ende der Saison".

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.