Hängende Köpfe und enttäuschte Gesichter: Trainer Branislav Ignjatovic (3.v.l.) und seine Korbjäger hatten sich am Donnerstagabend gegen Bremerhaven den Einzug in die neue Heimspielstätte ganz anders vorgestellt. Foto: vaf
Von Michael Wilkening
Heidelberg. Es ist ein gutes Zeichen, dass Jordan Geist am Freitagvormittag seine Trainingstasche packte und in die Halle fuhr. Der Shooting Guard der MLP Academics Heidelberg hielt es nicht mehr zuhause aus, denn er wollte üben. Der US-Amerikaner war sauer darüber, dass er mit seinen Kollegen am Abend zuvor eine Partie verloren hatte, die nicht hätten verloren gehen müssen. Geist war einer, aber nicht der einzige Academic, der in der Schlussphase gute Wurfchancen ausgelassen hatte. Die Premiere im SNP Dome endete deshalb mit einer 81:85-Niederlage gegen die Eisbären Bremerhaven, obwohl die Heidelberger bis wenige Minuten vor dem Ende noch komfortabel geführt hatten.
Geist entschloss sich also, ein ganz persönliches Wurftraining zu absolvieren, damit er beim nächsten Mal ein besseres Händchen hat, wenn es in der Schlussphase einer Partie um Sieg oder Niederlage geht. Möglicherweise macht sich das schon am Samstag bezahlt, wenn die Heidelberger in der 2. Basketball-Bundesliga schon wieder gefordert sind. Die Mannschaft von Branislav Ignjatovic mitsamt dem fleißigen Geist tritt um 19.30 Uhr bei den Nürnberg Falcons an. Bei den Franken wollen die Academics mit einem Erfolg das Erlebnis vom Donnerstag ein Stück weit vergessen machen. Die Chance dafür steht auf den ersten Blick gut, denn die Nürnberger sind weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben und aktuell Tabellenletzter. Um den Ligaerhalt müssen die Falcons nur deshalb nicht bangen, weil der wegen der Pandemie ausgesetzt wurde.
Ignjatovic glaubt nicht nur aus diesem Grund an einen Gegner, der gefährlich werden kann. "In dieser Liga gibt es keinen einfachen Gegner", sagt der Academics-Coach: "Nürnberg gehört mit seinem Personal eigentlich nicht auf den letzten Platz." Die Botschaft des Serben: Falls seine Spieler den kommenden Gegner unterschätzen, ist eine weitere Niederlage wahrscheinlich – und das würde dafür sorgen, dass die Heidelberger im Kampf um einen Spitzenplatz weiter zurückfallen. Die Niederlage gegen Bremerhaven hatte zur Folge, dass die Academics auf den dritten Rang zurückrutschten. Bei einem (möglichen) Sieg hätten sie die Tabellenspitze erklommen.
Die sportliche Situation ist für die Heidelberger wichtig, schließlich starten in knapp drei Wochen die Playoffs, die in dieser Saison in einem Gruppenmodus ausgetragen werden.
Wichtiger war zumindest am Donnerstag der Einzug in die neue Arena. "Es ist ein geiles Gefühl", sagte Ignjatovic nach dem ersten Pflichtspiel im SNP Dome: "Es macht uns alle glücklich, dass wir jetzt eine so moderne Arena haben." Nach ein paar Trainingseinheiten in der Halle an der Speyerer Straße hatten die Academics ein Gefühl für die neue Heimat entwickelt und gegen Bremerhaven lange das Gefühl vermittelt, die Heimstärke aus der Halle am Olympiastützpunkt direkt mitnehmen zu können.
Daraus wurde am Ende nichts, aber die Freude aller Beteiligten, also auch der Techniker, des Hallensprechers, der vielen Aufbauhelfer und der Offiziellen war vor, während und nach den ersten 40 Pflichtspielminuten im SNP Dome spürbar. In (möglichst) naher Zukunft soll sie noch größer werden, denn für Ignjatovic steht die eigentliche Einweihung der Arena erst noch bevor. "Wenn wir hier vor Zuschauern spielen können, ist der Umzug für mich perfekt", sagte der Coach. Beim geplanten Auftritt am nächsten Samstag gegen Jena wird das – so viel steht fest – noch nicht der Fall sein.
2. Basketball-Bundesliga, Samstag, 19.30 Uhr: Nürnberg Falcons – MLP Academics Heidelberg.