Von Michael Wilkening
Heidelberg. Das Trainingslager ist diesmal ausgefallen, weil das Virus eine mehrtägige Reise – egal wohin – organisatorisch mit zu vielen Hürden versehen hätte. Die Verantwortlichen der MLP Academics Heidelberg kapitulieren aber nicht vor dem Covid-19-Erreger, wenn es darum geht, aus einer Gruppe von talentierten Basketballern eine Einheit zu formen. Aus diesem Grund machten sich die Spieler des Zweitligisten, das Trainer- sowie das Betreuerteam am Samstag auf den Weg zum Königsstuhl. Es galt, ein paar Bilder in den hübschen neuen Trikots zu produzieren und gleichzeitig das "Teambuilding", also das Zusammengehörigkeitsgefühl, zu fördern.
"Das ist eine nette Abwechslung", sagte Albert Kuppe, als er im Märchenparadies vor der Pferdereitbahn stand und grinste. Da die Pferde aus Metall waren und stromgeleitet durch den Parcours geleitet wurden, hatte es durchaus komödiantische Züge, als Manager Matthias Lautenschläger, Trainer Branislav Ignjatovic oder Co-Trainer Albin Mauz mit Elan durch die Gegend "hoppelten". Die Mannschaft war amüsiert, und eben das war das Ziel der Aktion.
Seit knapp drei Wochen bereiten sich die Academics auf die neue Spielzeit vor, die am 16. Oktober mit einem Gastauftritt bei den Trier Gladiators startet und nach viel Schweiß, der in der Übungshalle der Heidelberger am Olympiastützpunkt geflossen ist, ist Abwechslung willkommen. Besonders für die Neuankömmlinge in Heidelberg hatte die Tour am frühen Samstagmorgen auch touristischen Charakter, denn es ging mit der modernen Bergbahn vom Kornmarkt über das Schloss zunächst zur Molkenkur, ehe die Fahrt mit der historischen Bahn bis hinauf auf den Königsstuhl fortgesetzt wurde.
Oben angekommen, eröffnete sich den Basketballern, die während ihrer Tour viele neugierige Blicke der übrigen Königsstuhl-Besucher auf sich zogen, ein großartiger Blick über Heidelberg und das Neckartal. Dank des sonnigen Wetters reichte die Sicht bis zu den Erhöhungen des Pfälzerwaldes. Die neue Arena, die an der Speyerer Straße entsteht, in ein paar Wochen für den Spielbetrieb fertiggestellt sein soll und deshalb der Sehnsuchtsort der Academics ist, war nach einer kurzen Suche ebenfalls zu sehen. Im SNP Dome sollen die Heidelberger Basketballer in ein paar Monaten möglichst um den Aufstieg in die Bundesliga kämpfen.
Soweit nach vorne geht der Blick von Branislav Ignjatovic aber noch nicht. Der Trainer ist gerade damit beschäftigt, der neuen Mannschaft seine Idee vom Spiel zu vermitteln, wenn er nicht gerade auf einem Metallpferd jauchzend eine Runde dreht. "Wir müssen noch viel tun", sagte der Serbe. Darauf deutete auch das zweite Testspiel der Academics hin, dass am Sonntagabend Abend beim Bundesligisten aus Ludwigsburg anstand. Gegen den Vizemeister unterlagen die Heidelberger am Ende trotz 17 Punkten von Shy Ely mit 70:91.
An Körbe, Würfe und Defensivarbeit dachte Samstagvormittag niemand. Auf der Fahrt in der historischen Bergbahn wurde viel mehr gefrotzelt und die Fahrtzeit mit einem Kauderwelsch aus Deutsch und Englisch überbrückt. Kurzzeitig sorgte Lautenschläger für erhöhten Blutdruck einzelner Mitfahrer, als er einen Absturz der Bahn skizzierte. Aufgrund vielfacher Sicherheitsvorkehrungen ist ein solcher Unfall nicht denkbar, aber für Erheiterung sorgte die fiktive Geschichte dennoch.
Nach dem "Höhenflug" auf den Königsstuhl ging es noch an das Schloss, um einen perfekten Hintergrund für ein Mannschaftsfoto zu haben, ehe der Ausflug bei einem gemeinsamen Mittagessen endete. Danach gab es eine kleine Pause, ehe Ignjatovic seine Schützlinge zu einer abendlichen Einheit in die Trainingshalle bat. Teambuilding hin oder her – es ist schließlich gerade Vorbereitungszeit.