Von Rainer Kundel
Mannheim. Auf den ersten Blick scheint niemand die Kreise der Adler Mannheim in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) nach Ende des dritten Hauptrunden-Viertels stören zu können. Doch nur aufgrund des bewusst groß geplanten Kaders kann der Klub die vor drei Monaten erklommene Tabellenspitze weiter mit neun Zählern vor Titelverteidiger und Champions-League Halbfinalist EHC München verteidigen.
Es braut sich derzeit ja einiges zusammen: Janik Möser (Hüftverletzung) mit vier, Thomas Larkin (Handoperation) mit acht bis zehn und neuerdings Dennis Endras mit (offiziell) drei bis vier Wochen geschätzter Ausfalldauer sorgen für ein gut gefülltes Lazarett. Dazu der dauerverletzte Marcel Goc - die Adler kommen machen es unter vier Vakanzen nicht mehr.
Moritz Seider. Foto: vaf
Vor allem in der Defensive gefährden die Absenzen die hervorragende Ausgangsposition für die am 13. März startenden Playoffs. Am Sonntag, beim 6:3-Sieg in der SAP Arena gegen Straubing, fehlte auch noch der angeschlagene Moritz Seider. "Ich kann nicht hundertprozentig sagen, ob es für ihn bis zum Spiel am Freitag in Berlin reicht", hielt sich Adler-Trainer Pavel Gross über den Grund des Fehlens des 17-jährigen Ausnahmetalents bedeckt.
Während die Mannschaft aufgrund ihrer herausragenden Arbeitsauffassung nach vier Stresswochen mit zwei freien Tagen belohnt wurde und erst am Mittwoch wieder aufs Trainingseis geht, werden zwei Etagen höher im Büro von Manager Axel Alavaara die Drähte bezüglich personeller Nachbesserungen zusammenlaufen.
Noch ist nichts spruchreif, aber: Die Tendenz zur Belegung der zehnten Importlizenz wird weg von einem Stürmer hin zu einem Torwart bewegen. Zunächst wurde dem Klub während des Spengler-Cups in Davos ein finnischer Stürmer angeboten. Alavaara hatte bewusst gezögert, weil "sich in ein paar Wochen vielleicht auf einer ganz anderen Position Bedarf ergibt." Wie bei bisher allen Transfers hatte der Schwede auch hier ein richtiges Näschen. Seither verletzten sich mit Larkin und Endras zwei Eckpfeiler. Wechsel innerhalb der DEL sind seit 31.Dezember nicht mehr möglich, international allerdings noch bis 15. Februar.
Da sich hinter vorgehaltener Hand die Anzeichen verdichten, dass mit einem längeren Ausfall von Stammtorhüter Dennis Endras gerechnet werden muss, als die vom Klub kommunizierten "drei bis vier Wochen", besteht auf der sensiblen Torhüterposition der größte Absicherungsbedarf. Vor allen, wenn neben der veröffentlichten "Beinverletzung" die Adduktoren betroffen sein sollten, weshalb Endras 2016 schon einmal vorzeitig die Saison beenden musste. Die Adler fahren aber auch bei diesem Thema öffentlich eine Politik der ruhigen Hand.
Für den 33-jährigen Endras gibt es ohnehin einen Wettlauf mit der Zeit: Bis zur zweiten Saisonunterbrechung (Wochenende 8./10.Februar) sind noch sechs Begegnungen zu absolvieren, das können Pickard und "Backup" Pantkowski abdecken. Die sieben Spiele starten am 15. Februar, zugleich der Tag des Transferschlusses.
Was nichts anderes bedeutet, dass sich Endras spätestens am 3. Februar beim Landesderby in Schwenningen spielfähig melden müsste, wollte man von einer Absicherung neben dem zwar hochtalentierten, aber noch relativ unerfahrenen Nachwuchstorhüters Mirko Pantkowski (20) absehen. "Der Markt liefern derzeit keine Feldspieler, die uns besser machen", stellte Alavaara dieser Tage fest.
Bei den Torhütern sehr wählerisch zu sein, wäre dagegen der sicherlich falsche Weg. Die Aussage, dass ein guter Goalie bis zu 70 Prozent des Erfolgs ausmachen kann, ist unwidersprochen. In der Regel gibt es schon Ende Januar ausländische Klubs, die ohne Aussicht auf das Erreichen der Playoff-Runde aus Kostengründen bereit sind, einen Torhüter abzugeben. So zuletzt 2017, als die Adler noch Drew MacIntyre aus Zagreb an Land gezogen hatten.