Von Rainer Kundel
Mannheim. Das Eis war voll wie selten und das schon Anfang Juli. In der vergangenen Woche hielten die Adler Mannheim ihr erstes "Prospect Camp" in der Nebenhalle der SAP Arena ab und auf der Tribüne fanden sich die "Kiebitze" ein: Adler-Fans, Scouts und Berater, auch ohne direkten Bezug zu den eingeladenen Spielern - die Veranstaltung analog eines nordamerikanisch-kanadischen Vorbild war laut Marcus Kuhl "eine Erfolgsgeschichte, die in den kommenden Jahren fortgesetzt wird".
Der Geschäftsführer des Nachwuchsleistungszentrums hatte schon vor längerer Zeit die Idee, für die Adler perspektivisch interessante U 23-Spieler zu einer Sichtung einzuladen. "Wir waren positiv überrascht über das Niveau der Spieler, daher sind wir mit der Woche voll zufrieden", stellt Kuhl dem Start des Projekts ein gutes Zeugnis aus. "Unsere neue sportliche Führung hatte die Möglichkeit, sich von allen Spielern, die wir für die kommenden Jahre auf dem Radar haben, einen Eindruck zu verschaffen, mit ihnen zu sprechen und den Leistungsstand der Jungs zu beurteilen." In der Tat standen neben Jungadler-Trainer Frank Fischöder auch täglich Pavel Gross und seine beiden Assistenten Mike Pellegrims und Pertti Hasanen mit auf dem Eis.
Viermal waren zwei Eis-Einheiten mit unterschiedlichen Schwerpunkten angesetzt, am Schlusstag gab es ein Drei-gegen Drei-Turnier. Mal stand das Schlittschuhlaufen und die Stocktechnik im Vordergrund, mal das Zweikampf- und Abwehrverhalten. "Die Jungs sind müde, aber das ist absolut verständlich. Die Einheiten waren hart und dazu kamen noch die Off-Ice-Einheiten mit Athletik-Stunden", hat Kuhl Verständnis dafür, dass am fünften Tag die Reserven fast aufgebraucht waren.
Ein abgekämpfter, dennoch glücklicher Janik Möser, der ab September im DEL-Team der Profis steht, lobt: "Die Beine tun schon ordentlich weh. Aber es war eine großartige Sache." Der 22-Jährige in Mannheim geborene Verteidiger kehrt nach dreijähriger Weiterbildung im College der Ohio State University an die Stätte zurück, in der er als Jungadler seinen ersten Schliff erhielt. Auf die Premiere sollen im Jahresrhythmus weitere Sommer-Camps folgen. "So bleibt man bei den Spielern immer auf dem aktuellen Stand und kann mittelfristig besser planen. Wie lange bleibt er noch im College? Wann kommt er zurück? Wie sieht seine Entwicklung aus?"
Kuhl hält es für ideal, wenn in Zukunft ein bis zwei freie Stellen im Kader über das Camp besetzt werden könnten. Auf "fünf und sieben Spieler", schätzt der 62-Jährige das derzeitige Potenzial, was für die Adler in den kommenden Jahren interessant wird. Die sieben Trainer für die Eisarbeit sowie Bill Stewart und Todd Hlushko als beobachtende Scouts werden in den nächsten Tagen zu jedem Spieler ihre schriftliche Abschlussbeurteilung abgeben. Als nächsten herausfordernden Schritt werden die Jungadler in der vierten August-Woche den 3. DEL-Junior-Cup mit U-19-Mannschaften aus Finnland, Tschechien, Russland, der Schweiz und Nordamerika ausrichten.