Neckargemünd

Neuer Bahnhof soll Mitte 2020 fertig sein - "Mandy's"-Chef übernimmt Lokal

Umbau des historischen Empfangsgebäudes hat begonnen - Künftig soll es hier wieder ein Restaurant geben

09.09.2019 UPDATE: 10.09.2019 06:00 Uhr 3 Minuten, 33 Sekunden

Das Empfangsgebäude des Neckargemünder Bahnhofs ist 140 Jahre alt. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd. Die Neckargemünder und die Besucher der Stadt am Neckar können sich freuen: Wenn alles klappt, ist der Bahnhof Mitte nächsten Jahres aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Dann soll in dem zuletzt weitgehend leerstehenden Gebäude aus dem Jahr 1879 unter anderem ein neues Restaurant eröffnen.

Noch ist der Bahnhof aber eine Baustelle. Die Umbauarbeiten haben nun begonnen - mit einiger Verspätung. Ursprünglich sollte der fertig umgebaute Bahnhof Ende 2018 eröffnet werden. Daraus ist bekanntlich nichts geworden. "Die Verhandlungen mit Stadt und Denkmalschutzbehörde haben das Genehmigungsverfahren verzögert", berichtet Investor Ralph Dreher beim Vor-Ort-Termin mit der RNZ.

Investor Ralph Dreher aus Heidelberg. Foto: Alex

Bereits im vergangenen Jahr hat Dreher im Innern des Gebäudes losgelegt. Vor Kurzem begannen die Arbeiten nun für alle sichtbar. Ein Teil der Parkplätze ist gesperrt, Container sind mit Bauschutt gefüllt. "Das Gebäude wird entkernt", berichtet Dreher.

Von der Gaststätte - sie war wohl bis 2002 geöffnet - ist inzwischen nicht mehr viel übrig: Tische und Stühle sind genauso verschwunden wie der Tresen. Beim Abbau des Kachelofens kam eine historische Metallstütze zum Vorschein, die eingemauert war. Sie bleibt vielleicht erhalten.

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Die Wohnung im Obergeschoss, wo der heutige Bürgermeister Frank Volk mit seiner Familie lebte und das Laufen lernte, steht schon seit einigen Jahren leer. Gerade werden die alten Böden herausgerissen, Kabel hängen von der Decke herab.

Stellenweise ist der Boden geöffnet, um den Zustand der Holzträger zu überprüfen. "Bislang gab es noch keine bösen Überraschungen", freut sich Dreher. Die Bewohnerin der Wohnung im Dachgeschoss ist inzwischen ausgezogen. Auch diese Wohnung ist leergeräumt. In den kommenden Wochen sollen die Arbeiten am Dach laufen.

Wo bis zum Jahr 2002 die Bahnhofsgaststätte war, soll es nach den Umbauarbeiten wieder ein Restaurant geben. Foto: Alex

"Der Innenausbau beginnt noch dieses Jahr", sagt Dreher. Im Erdgeschoss werden manche Fensterbrüstungen entfernt, sodass ein ebenerdiger Zugang zur neuen Esplanade auf der Seite der Bundesstraße entsteht. Hierbei handelt es sich um eine erhöhte Terrasse entlang des Gebäudes. Die dafür notwendige Fläche erhält Dreher von der Stadt gegen einen "Deal": Im Gegenzug stellt er nämlich lange vermisste öffentliche Toiletten im Bahnhof zur Verfügung, die zu Öffnungszeiten des Restaurants zugänglich sind. Nachts ist der Zugang nicht möglich, da Vandalismus befürchtet wird. Ob die Nutzung etwas kostet, steht noch nicht fest.

Die Baugenehmigung für den Bahnhof liegt seit Ende des letzten Jahres vor. Investor Dreher legt nun los, da er Mieter für mehr als die Hälfte der Fläche gefunden hat. Neben dem Restaurant als "Ankermieter" liegt bereits für Teile des Obergeschosses ein Vorvertrag mit einer Agentur vor, die Jugendliche mit schwierigen Startbedingungen beim Sprung in die Arbeitswelt unterstützt.

Hintergrund

> Das Bahnhofsgebäude in Neckargemünd stammt aus dem Jahr 1879, beherbergte eine Gaststätte und verfügt über einen Gewölbekeller. Zuletzt gab es im Erdgeschoss noch einen von der Bahn betriebenen Kiosk. Das Obergeschoss und das Dachgeschoss waren bewohnt.

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> Das Bahnhofsgebäude in Neckargemünd stammt aus dem Jahr 1879, beherbergte eine Gaststätte und verfügt über einen Gewölbekeller. Zuletzt gab es im Erdgeschoss noch einen von der Bahn betriebenen Kiosk. Das Obergeschoss und das Dachgeschoss waren bewohnt. Ende 2016 versteigerte die Bahn das Empfangsgebäude mit einer Nutzfläche von 650 Quadratmetern und das angrenzende Grundstück Richtung Heidelberg. Der Meistbietende war Ralph Dreher. Der Investor hat Gebäude und Grundstück für einen sechsstelligen Betrag gekauft. Teile des Gebäudes sind langfristig an die Bahn vermietet: der Ostflügel mit Technikräumen und das Häuschen des Fahrdienstleiters an den Gleisen. Ralph Dreher, der zuletzt als Rechtsanwalt und Steuerberater in Hamburg arbeitete, kommt aus Angelbachtal bei Sinsheim. Dort ist er mit seiner Gesellschaft bereits als Investor des Bauprojekts "Palais am Schlosspark" aufgetreten. Sein Vater hat vor einigen Jahren den alten Bahnhof in Neckargemünd umgebaut, in dem heute ein Sanitätshaus sitzt. Dreher ist zudem Chef von "Bahatika". Das Unternehmen mit Sitz in der Neckargemünder Hauptstraße ist auf vegane Damenschuhe spezialisiert. (cm)

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Dreher ist optimistisch, dass er noch einen Betreiber für einen Kiosk im Erdgeschoss findet. Einen solchen gab es bis Ende 2017. Die Parkplätze neben dem Bahnhofsgebäude können wohl noch eine Zeit lang kostenlos genutzt werden. Sie sollen aber künftig Nutzern des Bahnhofsgebäudes zur Verfügung stehen.

Auf dem freien Grundstück neben dem Bahnhof in Richtung Heidelberg hatte Dreher ein Wohn- und Geschäftshaus geplant. Für dieses liegt zwar die Baugenehmigung schon lange vor, es wird aber vorerst nicht gebaut. Im Erdgeschoss war ein Biomarkt geplant. "Wir haben fleißig gesucht, aber den meisten Betreibern waren die Verkaufsfläche von 400 Quadratmetern und das 200 Quadratmeter große Lager zu klein", erklärt Dreher. "Wir denken jetzt über Alternativen nach."

Der Investor freut sich auf den Bahnhofsumbau: "Wir sind heilfroh, dass es nun endlich losgeht", sagt der seit Kurzem 49-Jährige mit Wurzeln im Kraichgau, der seit dem vergangenen Jahr mit seiner Familie in Heidelberg lebt. "In Neckargemünd gibt es ja einige Gebäude, die schon lange leerstehen." Die Reaktionen auf den Baubeginn seien positiv gewesen. "Wir zeigen, dass wir es ernst meinen", sagt Dreher.


Mandy's-Eigentümer betreibt neues Lokal im Bahnhof

"Ich liebe die Kunst, die Musik und das Essen", sagt Schlomo Riess. "Das will ich kombinieren." Und zwar ab Mitte 2020 auch im Neckargemünder Bahnhof. Der vom Heidelberger Fast-Food-Center "Mandy’s" bekannte Gastronom wird die neue Gaststätte im dann frisch renovierten Empfangsgebäude betreiben.

"Das Konzept steht, aber ich bin abergläubisch und will noch nicht allzu viel davon verraten", erklärt der 56-jährige Waldhilsbacher. Nur so viel: In Zusammenarbeit mit der örtlichen Metzgerei Unger soll deutsche Küche Einzug halten. Diese werde nur noch selten angeboten, brauche sich aber nicht zu verstecken. "Fleischesser werden sich ebenso wie Vegetarier die Finger lecken", verspricht Riess, der ein Anhänger der Erlebnisgastronomie ist. "Die Leute wollen nicht noch mehr Döner und Pizza", meint er.

Viele Jahre war der Gastronom im Ausland – zuletzt in Israel. In Tel Aviv hat er eine Sandwich-Bar am Strand aufgebaut und verkauft. Seit 2016 ist er wieder zurück in Deutschland. "Ich habe so viele Ideen und will in der Region etwas tun", erzählt Riess. "Mein Herz gehört hierher."

Mehrere Jahre habe er sich Zeit gelassen, einen passenden Ort gesucht, Verhandlungen geführt. "Das Ziel war der beste Platz und das tollste Konzept", so der Gastronom. Und beides glaubt er nun gefunden zu haben. Der Kontakt zu Investor Ralph Dreher kam über ein Immobilienbüro zustande.

Schlomo Riess, geboren in Tel Aviv, ist in Deutschland aufgewachsen, genauer gesagt in Walldorf, und studierte in den USA. "Als Jugendlicher bin ich in die Gastronomie reingewachsen", erzählt er. Kein Wunder: Seine Eltern gründeten im Jahr 1972 das Lokal "Schultheiss Schnellrast" – benannt nach der Berliner Brauerei Schultheiss – in der Speyerer Straße in Heidelberg.

Ort des Geschehens

Es war das heutige "Mandy’s Fast-Food-Center", das bekannt ist für amerikanische Gerichte – insbesondere den "Heidelburger" – und besteht inzwischen aus fünf Betrieben: dem "Mandy’s" selbst, dem "Railway Diner", dem "Mandy’s Grill", einem thailändischen Lokal und einer Billard-Lounge. Eigentümer ist Riess, betrieben werden die Lokale von Pächtern.

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