Neckargemünd

"Geisterradler" an der B37 leben gefährlich

Der Weg zur Radspur hat Tücken. Befahren des Seitenstreifens entgegen der Fahrtrichtung verboten.

08.07.2021 UPDATE: 09.07.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 33 Sekunden
An der neuen Ampel darf die B 37 nur in eine Richtung gequert werden. Foto: privat

Von Christoph Moll

Neckargemünd. Wie gelangen Radfahrer von der Neckargemünder Weststadt auf die neue Radspur an der Bundesstraße B37 in Richtung Heidelberg? Das ist gar nicht so einfach, denn in der Ortsdurchfahrt der Stadt am Neckar sind Radfahrer auf sich alleine gestellt. Bei der Sanierung der B37 vor vier Jahren wurde vergessen, Markierungen aufzubringen und Anpassungen für Radfahrer vorzunehmen. Wie berichtet, erkennt die Ampel vom Melacpass kommende Radler unter Umständen nicht, sodass diese kein Grünsignal bekommen und die eigentlich für Fußgänger gedachte Ampel nutzen müssen. Ein Problem haben auch alle, die aus der Weststadt erst durch die Unterführung der Bahnlinie am Stadtausgang Richtung Heidelberg fahren und dort auf die Radspur möchten.

Denn um die Fahrbahn zu queren, wird entlang der Fahrbahn geradelt – und zwar verbotenerweise entgegen der eigentlichen Fahrtrichtung bis zur neuen Ampel am Stadtausgang. Dort gibt es keinen Drücker, um Grün anzufordern – was wiederum zu gefährlichen Situationen beim Queren der Fahrbahn führt. Darauf wies RNZ-Leser Synco de Vogel hin.

Tatsächlich kann nur von der Neckarseite die Ampel für Autos auf Rot und für Radfahrer auf Grün gestellt werden, da diese hier in Richtung Stadtmitte die Fahrbahn queren müssen. Wer in die Gegenrichtung die Fahrbahn wechseln will, hat keine Chance. Synco de Vogel ist der Meinung, dass das Befahren des Seitenstreifens entgegen der Fahrtrichtung erlaubt ist: "Da sind lediglich ein paar Pfeile auf dem Fahrradstreifen angebracht, die keineswegs ein Verbot, sondern nur eine Fahrrichtungsempfehlung darstellen", findet er. "Wenn es so gefährlich ist, zur Ampelanlage zu kommen, könnte die Stadt ja noch ein paar Betonwände hinstellen." Bei dem bereits ausgegebenen Geld würden einige Tausend Euro auch nicht viel ausmachen.

"Es ist völlig korrekt und richtig, dass die neue Lichtsignalanlage am Beginn der Radspur nach Heidelberg von der Bergseite nicht zu bedienen ist", entgegnet der Grünen-Landtagsabgeordnete Hermino Katzenstein aus Neckargemünd, der als "Vater" des B37-Radverkehrsversuchs gilt. "Denn es ist nicht möglich, diese regelkonform zu erreichen. Und auch nicht sinnvoll, das zu versuchen. Ich rate dringend davon ab." Es sei, anders als es vielleicht in anderen Ländern der Fall ist, nicht zulässig, auf dem markierten Radstreifen auf der linken Seite, also entgegen der Fahrtrichtung, zu fahren. Die Benutzung eines Radstreifens oder eines separaten Radwegs auf der linken Fahrbahnseite sei nur im Ausnahmefall und nur bei entsprechender Beschilderung zulässig. Diese Art der Verkehrsführung sei für Radfahrer die gefährlichste – und das mit großem Abstand. Denn die übrigen Verkehrsteilnehmer würden nicht mit Radverkehr aus der entgegengesetzten Richtung rechnen. So würden Radler an Einmündungen oder Ausfahrten oft übersehen. "Ich halte es konkret in diesem Bereich sogar für besonders gefährlich, dort entlangzufahren", so Katzenstein. "Denn es handelt sich nicht um einen baulich getrennten Radweg beziehungsweise keine geschützte Radverkehrsanlage." Radler würden dort direkt als "Geisterradler" im Gegenverkehr auf der Fahrbahn fahren und eine Abbiegespur für den Kfz-Verkehr kreuzen.

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Wer als Radler von der Güterbahnhofstraße oder aus der Weststadt komme, könne die Bahnhofstraße gefahrlos an der Kreuzung am Melacpass queren, schlägt Katzenstein vor. Und auch im weiteren Bereich bis zur Unterführung im Bereich von Kümmelbach und Ingenieursweg sei die B37 in beide Richtungen weit genug einsehbar, sodass diese dort gut gequert werden könne – sofern die Mittellinie nicht durchgezogen sei.

Wegen der fehlenden Fortführung der Radspur auf Neckargemünder Stadtgebiet fordern die Grünen laut Katzenstein seit Langem sichere Radverkehrsanlagen in der Bahnhofstraße. Pläne hierzu würden schon lange in Form des Radverkehrskonzepts der Stadt vorliegen.

Ort des Geschehens

Synco de Vogel ärgert sich darüber, dass fast eine Million Euro für die B37-Radspur ausgegeben wurde. Und dann würde diese in Neckargemünd auch noch einfach enden. Zudem sei eine zusätzliche Gefahrenquelle geschaffen worden. Es sei – vor allem für Kinder – extrem gefährlich, auf der Bahnhofstraße zur Radspur zu gelangen. "In meinem Heimatland Holland hätte eine Stadtverwaltung schon vor Jahren die Parkplätze an einer Hauptstraße wie der Bahnhofstraße verboten und eine sichere Fahrradschnellstraße auf dem freigewordenen Platz geschaffen", meint de Vogel.

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