Mehr Bäume, weniger Parkplätze in Nußloch
Rund 50 Anwohner kamen zu einer Sondersitzung des Gemeinderats in die Olympiahalle.

Von Agnieszka Dorn
Nußloch. Die Baustellenschilder rund um die Schillerschule sind nicht zu übersehen. "Einbahnstraße", "Frei bis Baustelle", "Verkehrsführung geändert" oder "Sackgasse" heißt es da. Aus einer ursprünglich geplanten Kanalsanierung sei ein städtebauliches Projekt geworden, sagte Bürgermeister Joachim Förster jetzt bei einer öffentlichen Sondersitzung des Gemeinderats in der Olympiahalle. Im "Sanierungsgebiet Ortsmitte III" wird sich bis Frühjahr 2022 einiges tun, so lange sollen die Baumaßnahmen aller Voraussicht dauern. Die Maßnahmen betreffen die Blumen-, Hilda-, Werder- und Kaiser- sowie die Dreikönigsstraße.
Wie in Coronazeiten mittlerweile üblich, hatte jeder Gemeinderat einen Tisch für sich, die Stühle in den Zuschauerreihen waren jeweils für zwei Zuhörer zusammengestellt und hatten den erforderlichen Mindestabstand zu weiteren Zuhörern. Ein Mikrofon in Frischhaltefolie verpackt wurde mit verlängertem Tragegriff zu den Fragestellern gebracht; rund 50 Anwohner waren zu der Informationsveranstaltung gekommen. Dennoch hielten sie sich mit Fragen eher zurück und auch die Emotionen kochten dieses Mal nicht hoch.

Seit Jahrzehnten habe es seines Wissens in Nußloch keine richtige Kanalbefahrung gegeben, meinte Rathauschef Förster. Bei der Befahrung, die man nun gemacht habe, seien massive Schäden festgestellt worden. Mit der Kanalsanierung sei die Idee aufgekommen, die Straßendecke zu erneuern und die Verkehrsführungen zur Sicherheit der Schüler der Schillerschule sowie der Kinder des St. Joseph-Kindergartens zu ändern. "Uns ist es wichtig, den Kindern einen sicheren Schulweg zu bieten", betonte Förster. Es sei klar, dass die Maßnahmen bei einigen Anwohnern auf Ablehnung oder Ängste stoßen. Doch von den 150 betroffenen Haushalten habe die Verwaltung noch nicht einmal mit zehn Gespräche geführt.
Auf die Baumaßnahmen ging Adolf Eiling von Eiling Ingenieure aus Heidelberg ein. Während der Kanalsanierung und Straßenerneuerung werden in der Dreikönig-, Hilda- und Werderstraße einige Parkplätze wegfallen. Das Ordnungsamt habe in der Vergangenheit ohnehin ein Auge beim Parken zugedrückt – es hätte also eigentlich den einen oder anderen Parkplatz ohnehin nicht gegeben. Zudem sollen in dem Areal 24 Baumstandorte geschaffen werden, dafür kommen acht Pflanzenkübel weg. Dafür müssen Gas- und Wasserleitungen umgelegt und ein Wurzelschutz-Kanal geschaffen werden. Die Kosten für die Baumstandorte samt der Umlegung der Leitungen belaufen sich auf rund 160.000 Euro brutto. Ein Preis, der einige Gemeinderäte schlucken ließ.
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Ein Anwohner erkundigte sich, warum man nicht in der ganzen Blumenstraße einen verkehrsberuhigten Bereich einrichtet, warum man nicht in dem Bereich der Ortsmitte III Anwohnerausweise einführt. Für Anwohnerausweise sei die Größe der Gemeinde zu klein, entgegnete hierzu Adolf Eiling.

Die Maßnahme sei auch im Gemeinderat viel diskutiert worden, sagte Ines Baust von den Grünen. Man habe alle Anwohner mitgenommen und Verbesserungsvorschläge in die Planungen einfließen lassen. Die Grünen begrüßen die Baumstandorte. Der Augenmerk der CDU-Fraktion lag bei mehr öffentlichen Parkplätzen und das sei definitiv nicht erreicht, sagte Rouven Röser im Namen der CDU. Wichtig sei der CDU zudem ein "Kiss & Go"-Bereich – also Kurzzeitparkplätze – nicht nur an der Schillerschule, sondern auch am Kindergarten. In die Planungen sei das mit aufgenommen worden.
Das Projekt sei gelebte Bürgerbeteiligung, befand hingegen Michael Molitor von der SPD. Die Partei sehe es positiv, dass die Anwohner nun in der Garage oder dem Stellplatz auf dem eigenen Grundstück parken, zuvor seien die Fahrzeuge auf der Straße abgestellt worden. Als hoch bewertete die SPD die Kosten für die Baumstandorte. Einige Bedenken von Anwohnern und Gemeinderäten habe man umgesetzt, lobte Ralf Baumeister (FDP/BfN). Ziel der Maßnahme sei es, in dem Gebiet eine Aufwertung der Straßen und der Oberflächen zu schaffen. Das ginge eben nicht ohne den Verlust einiger Parkplätze, wenngleich seine Fraktion dies bedauere.